Urban Gardening – ein globaler Trend speziell in Industrienationen

In Industrieländern träumen immer mehr Menschen von Selbstbestimmung und Unabhängigkeit. Das sogenannte Urban Gardening entwickelt sich zu einem beliebten Trend – und zwar weltweit.

Inzwischen ist in Großstädten sogar Selbstversorgung möglich. Vor einigen Jahren war das hingegen noch undenkbar. Doch die Sehnsucht nach zumindest einem kleinen Stückchen Grün nimmt insbesondere bei Stadtbewohnern immer mehr zu. Das ist übrigens auch beim Thema Umweltschutz der Fall, das sich gut mit Urban Gardening kombinieren lässt. Doch was macht das Gärtnern in der Stadt so besonders? Wie ist der Anbau am sinnvollsten möglich und was ist dabei noch alles zu beachten?

Lokale Lebensmittel – Urban Gardening macht es möglich

Große Teile der Bevölkerung hegen schon lange den Wunsch, lokalen Produkten den Vorzug zu geben – auch im Bereich der Lebensmittel. Was liegt da näher, als eigenes Obst oder Gemüse anzubauen? Doch wer in einer Stadt lebt, hat meist wenig oder gar keine Grünfläche dafür zur Verfügung. Das erschwert die Selbstversorgung natürlich. Ganz unmöglich ist es aber dennoch nicht.

Urban Gardening – Was ist das eigentlich?

Unter „Urban Gardening“ versteht man, ganz allgemein gesagt, städtisches Gärtnern. Dahinter steckt die Idee, auch in großen Metropolen nicht nur Zier-, sondern auch Nutzpflanzen wie Obst und Gemüse anzubauen. Urban Gardening ist also etwas, das sich auf den städtischen Raum begrenzt, wobei der Fokus auf eine nachhaltige Bewirtschaftung von kleinen Nutzflächen gelegt wird. Dabei werden nur noch wenige Zierpflanzen angebaut. Ziel ist es, den durch das immer stärkere Bevölkerungswachstum entstehenden Umweltsünden etwas entgegenzuwirken. Denn Großstadtbewohner schätzen nicht nur den urbanen Lifestyle und eine gute Infrastruktur, sondern sie wollen heutzutage eben auch eine gute Ernährung mit genügend Vitaminen und Mineralstoffen sowie Spurenelementen.

Wer über einen Balkon verfügt, kann Urban Gardening betreiben und beispielsweise ein Hochbeet anlegen. So kann man sich auch in der Stadt ein kleines Gartenidyll zur Selbstversorgung von Obst und Gemüse schaffen. Vor allem Menschen, die sich basisch-vegan ernähren benötigen weniger Anbaufläche als solche, die auf eine konventionelle Ernährung setzen. Schließlich werden weder Getreideäcker noch Weideflächen benötigt. So genügen bereits wenige Quadratmeter Fläche, um eigene Lebensmittel in der Stadt anzubauen. Erika und Fritz Bauer pflegen beispielsweise 28 Meter Hochbeete mitten im 22. Wiener Gemeindebezirk. Mit jahrelanger gärtnerischer Erfahrung und ausreichend Pflege für die Pflanzen werden jedes Jahr 250 bis 300 Gläser Gemüse eingekocht, um über den Winter auf die Vorräte zurückgreifen zu können. In Wien gibt es beispielsweise auch Nachbarschaftsgärten und Möglichkeiten zum Urban Farming, wo Menschen gemeinsam im Garten arbeiten.

Das Hochbeet – optimal für Anbau von Gemüse.
Foto: pixabay.com @ Counselling (CCO Creative Commons)

Effiziente Flächennutzung ist das A & O

Um auch in der Stadt gute Erträge zu erzielen, spielt die richtige Anbautechnik eine wichtige Rolle. Die sogenannte Permakultur oder auch Waldgarten-Anlagen erweisen sich dabei – verglichen mit klassischen Bauerngärten und Mischkultur – als ertragreicher. Die Anbauflächen können dabei sowohl zeitlich als auch räumlich gestaffelt mehrfach genutzt werden, was die Effizienz steigert. Abgeerntete Stellen sollten bestenfalls regelmäßig bepflanzt werden. Neben dem Hochbeet eignen sich auch Fassaden-Spaliere perfekt, um sich mit heimischem Obst wie Äpfeln, Birnen oder Kirschen zu versorgen. Je mehr Fläche vorhanden ist, desto mehr Unabhängigkeit wird möglich.

Mit einfachen Tricks zum Selbstversorger von Obst und Gemüse

Wer Selbstversorger werden will, muss sich im ersten Schritt dafür entscheiden, welche Obst- und Gemüsesorten er anbauen will. Hierbei kommt es natürlich auf die eigenen Vorlieben an. Für den Anbau auf dem heimischen Balkon eignen sich beispielsweise Kartoffeln, Möhren, Mini-Paprika, Äpfel und Birnen, Erdbeeren sowie Kräuter wie Petersilie, Bärlauch und Minze.

Kräuter lassen sich hervorragend auf dem Balkon anbauen.
Foto: pixabay.com @ markusspiske (CCO Creative Commons)

Ist die Entscheidung gefallen, wird im nächsten Schritt eine gute Erde benötigt. Kompost und nährstoffreiches Wasser sind hierbei wichtig. Letzteres lässt sich auf relativ einfache Weise gewinnen: Beim Spülen wird einfach eine große Schüssel in die Spüle gestellt, in der das Spülwasser (ohne Spülmittel), das zum Abspülen benötigt wird, aufgefangen wird. Auch wenn es zunächst befremdlich wirken mag, so bilden die darin enthaltenen Essensreste einen guten Dünger für die Pflanzen. Zudem sind folgende Tipps hilfreich:

  • Kleine Früchte wachsen meist schneller als große Früchte.
  • Salat wächst sehr schnell und kann oft noch vorm Winter geerntet werden.
  • Eine ausreichende Bewässerung sowie Nährstoffversorgung sind enorm wichtig.
  • Es entwickeln sich umso mehr Früchte, je öfter geerntet wird.

Eigener Obst- und Gemüsegarten für den Umweltschutz

Der eigene Salat aus dem Garten, die Gurke aus dem Hochbeet, der Apfel vom Fassaden-Spalier oder frische Kräuter vom Balkon: Wer einmal selbst Obst und Gemüse angebaut und gegessen hat, möchte nichts anderes mehr. Wer dann auch noch seinen generellen, ökologischen Fußabdruck im Blick hat und auf die Umwelt achtet, kompostiert zusätzlich. Denn: Biologischer Abfall, wie die Schalen der Banane oder sogar Laub, können in einem Komposter gesammelt werden. Daraus entsteht über kurz oder lang neue Erde, die zahlreiche Nährstoffe und keinerlei chemische Stoffe enthält. Sie trägt somit dazu bei, dass völlig unbelastetes Obst und Gemüse geerntet werden kann.

Die eigene Ernte richtig lagern

Wer seine erste Ernte des Urban-Gardening-Projekts eingefahren hat, wird sich fragen, wie er diese am besten lagert. Schließlich soll die Ernte nicht direkt wieder in den Kompost wandern.

Typischerweise ist der Kühlschrank die erste Option, die sich für eine Lagerung eignet. Vor allem moderne Geräte verfügen häufig über unterschiedliche Kühlzonen. Richtig gelagert, halten Produkte hier in der Regel drei Mal länger als ohne Kühlung. Meist können die gängigen Obst- und Gemüsesorten im Gemüsefach aufbewahrt werden. Wiederverschließbare Dosen helfen dabei, die Ernte vorm Austrocknen zu schützen. Bei der Aufbewahrung sollte aber bedacht werden, dass einige Sorten kälteempfindlich sind. Dazu gehören unter anderem Tomaten, Gurken, Paprika, Zucchini oder auch Avocados. Auch Obst wie Zitrusfrüchte, die durchaus am Balkon gedeihen, sollten nicht in den Kühlschrank kommen.

Urban Gardening ist für jeden etwas

Grundsätzlich passt Urban Gardening zu jedem, der in der Stadt lebt und sich von schadstofffreien und genetisch unveränderten Lebensmitteln ernähren möchte. Der Anbau von eigenem Gemüse und Obst verbessert das Mikroklima und schont die Umwelt. Und Urban Gardening kann noch mehr: Speziell bei Gemeinschaftsgärten bringt es Alt und Jung zusammen und fördert so eine generationenübergreifende Zusammenarbeit. Altes Wissen wird weitergegeben, Arten bleiben erhalten. Wer selbst anbaut, wird außerdem von großen Saatgut- und Nahrungsmittelherstellern unabhängig.