Ethylenoxid in Zusatzstoff: Auch Eiscreme von Nestlé-Tochter Froneri betroffen

Der Speiseeishersteller Froneri hat einen mit Ethylenoxid belasteten Zusatzstoff (E410) verarbeitet und die betroffenen Produkte in Deutschland weiter verkauft. Trotz der Verunreinigung mit dem krebserregenden Stoff hat das Unternehmen auf einen Rückruf verzichtet.

Der Name Froneri ist sicherlich vielen unbekannt, dabei ist es der zweitgrößte Eishersteller Europas und eine Tochter von Nestlé und R&R Icecream. Froneri produziert bekanntes Markeneis, darunter Smarties, Milka und Kit Kat. Auf Nachfrage von foodwatch hat das Unternehmen nun bestätigt, dass es von einem Lieferanten mit Ethylenoxid kontaminiertes Johannisbrotkernmehl bezogen hatte.

Seit Monaten werden europaweit öffentlich Lebensmittel zurückgerufen, weil der krebserregende Stoff Ethylenoxid in verschiedenen Zutaten gefunden wird. Froneri allerdings hat bisher auf einen Rückruf verzichtet. Die Zutat sei nur in „äußerst geringen Mengen“ verwendet worden. Es sei daher „äußerst unwahrscheinlich“, dass „überhaupt ein Risiko“ bestehe. Laut Froneri war das Vorgehen mit den „zuständigen Behörden“ in Deutschland abgestimmt. Welche Marken genau betroffen sind, verschweigt das Unternehmen.

EU-Einigung: Keine sichere Aufnahmemenge für Ethylenoxid

Aus Sicht von foodwatch zeigt die Verfahrensweise klar wie unzureichend europäischen Schutzvorschriften in Deutschland umgesetzt werden. Denn die Aussage von Froneri zur Sicherheit seiner Produkte steht im Widerspruch zu einer Einigung der EU-Mitgliedsstaaten, wonach keine sichere Aufnahmemenge für Ethylenoxid definiert werden kann und auch kleinste Mengen des krebserregenden Stoffs ein Gesundheitsrisiko darstellen könnten. Folglich sind europaweit alle Produkte zurückzurufen, die mit Ethylenoxid kontaminiertes E410 enthalten.

Doppelstandards im Verbraucher:innenschutz

Die Aussagen Froneris machen außerdem die Doppelstandards, die große Unternehmen beim Schutz europäischer Verbraucher:innen anlegen, offensichtlich: Laut foodwatch Recherchen hat Froneri u. a. in Spanien und Frankreich schon mehrere Eiscreme-Sorten wie Smarties, Nuii oder Oreo wegen Ethylenoxid Belastungen zurückgerufen.

„Krebserregende Stoffe haben in unserem Essen nichts verloren. Es ist inakzeptabel, wenn Froneri die Menschen in anderen Ländern besser schützt als in Deutschland. Die zuständigen Lebensmittelüberwachungsbehörden dürfen das nicht durchgehen lassen.“ (Oliver Huizinga Kampagnendirektor bei foodwatch)

Auf öffentlichen Druck von foodwatch hatte der Nahrungsmittelkonzern Mars bereits August mehrere Eiscremes wegen Ethylenoxid-belastetem E410 zurückgerufen. Betroffen waren verschiedene Chargen der Marken Snickers, Bounty, M&Ms und Twix. Foodwatch Recherchen hatte aufgedeckt, dass Mars seine Snickers-Eiscreme in mehreren EU-Ländern zurückgerufen hatte – in Deutschland die gleichen Chargen hingegen weiterverkaufte.

Auch in Deutschland: Ethylenoxid raus aus den Regalen!

Obwohl europaweit seit der EU-Einigung Mitte Juli hunderte Produkte zurückgerufen wurden, gibt es in Deutschland bislang nur 9 solcher Rückrufe. Das ist mit großer Wahrscheinlichkeit nur die Spitze des Eisbergs. E410 wird als Verdickungsmittel und Stabilisator in vielen Eiscremes, Konfitüren, Fleisch- und Backwaren verwendet. Wir müssen also davon ausgehen, dass noch weitere Produkte betroffen sind. In einem Brief an die Verbraucherminister*innen der Länder äußerten wir bereits Ende Juli die Sorge, „dass Lebensmittelunternehmen die Problematik nicht mit ausreichender Priorität behandeln“. Genau das scheint eingetreten zu sein.

BfR: Ethylenoxid grundsätzlich unerwünscht

Das Gas Ethylenoxid und sein Abbauprodukt 2-Chlorethanol sind laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) krebserregend und erbgutschädigend. Rückstände in Lebensmitteln sind grundsätzlich „unerwünscht“. Einen Richtwert ohne Gesundheitsrisiko gibt es nicht. Während Ethylenoxid in der Lebensmittelproduktion der EU verboten ist, wird es jedoch in etlichen Drittstaaten zur Bekämpfung von Pilzen und Bakterien eingesetzt.

Quellen und weiterführende Informationen:

Quelle: foodwatch