Vor allem junge Erwachsene neigen zu einer Gewichtszunahme

Das hat eine Studie des Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) und des University College in London offenbar aufgedeckt. Dafür wurden die Daten von über zwei Millionen Briten aus den Jahren 1998 bis 2016 ausgewertet.

Ein zu hohes Körpergewicht kann langfristig schwere Erkrankungen wie Herzinfarkt und Diabetes zur Folge haben. Aber welche Bevölkerungsgruppe hat das höchste Risiko und würde besonders von Präventionsmaßnahmen profitieren? Um diese Frage zu beantworten, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler umfangreiche Gesundheitsdaten aus England ausgewertet. Sie berechneten den Körpermassenindex (BMI) und wie er sich über einen Zeitraum von einem, fünf und zehn Jahren in verschiedenen Altersgruppen verändert. Der BMI ist ein verbreitetes Maß zur Einschätzung des Körpergewichts und gibt das Verhältnis von Gewicht (in kg) zur Körpergröße (in m zum Quadrat) an.

Das Alter war der wichtigste Risikofaktor für eine Gewichtszunahme. Insbesondere junge Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren legten stark an Körpergewicht zu. So brachten 18- bis 24-jährige Männer zehn Jahre später durchschnittlich 90,2 kg statt 80,8 kg auf die Waage. Rund 37 Prozent der jüngsten Erwachsenen waren nach einem Jahrzehnt nicht mehr normalgewichtig, sondern übergewichtig oder adipös. In der Gruppe der ältesten Erwachsenen waren es nur 24 Prozent. Weitere Risikofaktoren wie zum Beispiel soziale Benachteiligung hatten eine geringere Bedeutung.

Möglicherweise ist das hohe Risiko für eine Gewichtszunahme auf die instabilen Lebensumstände in jungen Jahren zurückzuführen. „In dieser Phase machen Menschen große Veränderungen in ihrem Leben durch. Sie fangen vielleicht an zu arbeiten, gehen zur Universität oder ziehen zum ersten Mal von zu Hause aus – ungesunde Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten, die man sich in diesen Jahren aneignet, können bis ins spätere Erwachsenenalter beibehalten werden“, meint Prof. Dr. Claudia Langenberg vom BIH. Die Corona-Zeit habe die Lage noch verschärft, da viele aufgrund von zu wenig Bewegung und zu viel Stress ihr Gewicht nicht halten konnten.

Erwachsene im Alter von 35 bis 54 Jahren hatten das höchste Risiko, stark übergewichtig zu bleiben, ist im Fachblatt „The Lancet – Diabetes & Endocrinology“ zu lesen. Daher sei es besonders wichtig, Übergewicht frühzeitig entgegenzuwirken und Präventions- und Interventionsstrategien zu entwickeln, die sich gezielt an junge Erwachsene richten. Bisher waren solche Maßnahmen nur begrenzt erfolgreich und vor allem auf Personen gerichtet, die bereits ein Gewichtsproblem haben.

Auf Basis ihrer Ergebnisse haben die Wissenschaftler einen Online-Risiko-Rechner entwickelt: http://bmi.caliberresearch.org/.

Anhand von Informationen zu Alter, Geschlecht, sozialer Benachteiligung, ethnischer Zugehörigkeit und aktuellem BMI wird das individuelle Risiko berechnet, in den nächsten Jahren zuzunehmen und eine höhere BMI-Kategorie zu erreichen. Alles aber natürlich ohne Gewähr, denn Lebensumstände und -veränderungen sind ja sehr individuell.

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Quelle: Heike Kreutz, BZfE