Gesunde Ernährung für Sehbehinderte: viele Hürden bei Einkauf und Zubereitung

Für Menschen mit einer Sehbehinderung ist ein Einkauf im Supermarkt nicht einfach. Häufig brauchen sie Unterstützung, um Preise zu lesen und die gewünschten Produkte zu finden.

Auch die Zubereitung von Speisen ist herausfordernd, hat eine Untersuchung der Hochschule Neubrandenburg bestätigt. Im Rahmen eines studentischen Forschungsprojekts wurden 26 Betroffene zu ihrem Einkaufs-, Ernährungs- und Kochverhalten befragt. Sie waren entweder blind oder hochgradig bis mäßig sehbehindert.

Drei Viertel der Teilnehmer sind beim Lebensmitteleinkauf auf Hilfe angewiesen, etwa durch Mitarbeiter der Einkaufsstätte (23 %), Partner (19 %) oder andere Kunden (11 %). Schwierigkeiten gibt es vor allem bei der Suche der Ware (40 %), beim Lesen der Preise (30 %) und beim Lebensmitteltransport (14 %). Auch technische Geräte helfen im Alltag. So nutzen rund 40 Prozent elektrische Leselupen, während 27 Prozent auf spezielle Apps zurückgreifen, die Texte vorlesen können.

Viele Menschen mit Sehbehinderung sind schlechter ernährt als der Durchschnitt der Bevölkerung. Das bestätigt die aktuelle Umfrage, auch wenn die Aussagekraft aufgrund der geringen Probandenzahl begrenzt ist. Bei knapp 70 Prozent lag die Ernährungsqualität nach dem Healthy Eating Index (HEI-EPIC) in einem „verbesserungswürdigen“ Bereich, während 30 Prozent als „schlecht ernährt“ galten. „Das könnte mit den Schwierigkeiten beim Einkauf und der Verarbeitung von Lebensmitteln zusammenhängen“, erklärt Prof. Dr. Luzia Valentini vom In-Institut für evidenzbasierte Diätetik (NIED). Herausforderungen bei der Speisenzubereitung sind insbesondere die Verarbeitung und das Abschmecken der Speisen (79 %), das Bestimmen des Garzeitpunktes (47 %) und das Abwiegen (32 %), aber auch die Lesbarkeit von Rezepten (26 %) sowie die hohe Verletzungs- und Verbrennungsgefahr (16 %).

Schätzungsweise leben etwa 1,2 Millionen Menschen in Deutschland mit einer Sehbehinderung. Nach Ansicht der Nachwuchswissenschaftler müssen Lösungen gefunden werden, wie Betroffenen der Zugang zu einer gesunden Ernährung erleichtert und der Einkauf angenehmer gestaltet werden kann. So wünschen sich 40 Prozent der Befragten einen verbesserten Personalservice und eine Begleitung in der Einkaufsstätte. Das Projekt soll auch ein Aufruf an Diätassistentinnen und -assistenten sein, die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Sehbehinderung stärker zu berücksichtigen und spezielle Kochschulungen und Einkaufscoachings anzubieten.

Weitere Informationen:

Quelle:Heike Kreutz, www.bzfe.de