Hilfe für die Küstenfischbestände wirkt

„Die fischereilichen Besatzmaßnahmen in M-V bei Aal und Meerforelle sind erfolgreich“, sagt Thomas Richter, Abteilungsleiter Fischerei und Fischwirtschaft im Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei in Rostock.

In den Jahren 2014 bis 2016 sind etwa 350 kg oder eine Million markierte Jung- oder fachlich korrekt Glasaale in einem gemeinsamen Projekt des LALLF und dem Institut für Fischerei der Landesforschungsanstalt MV in zwei Bereichen der Küstengewässer in M-V ausgesetzt worden.

Ziel war es zu prüfen, ob ein Aalbesatz in Küstengewässern eine weitere Option zur Unterstützung des Aalmanagements und der Fischerei ist. Denn nach einer EU-Verordnung von 2007 sind die Mitgliedsstaaten verpflichtet, durch Wiederauffüllen der Bestände die Abwanderung eines Teils geschlechtsreifer Aale (Blankaale) in Richtung des Laichgebietes in der Sargassosee sicherzustellen.

Auch in Zusammenarbeit mit Küstenfischern wurden repräsentative Proben Aale entnommen. In einem Zeitraum von zwei Jahren sind insgesamt 1.423 Aale untersucht und u. a. ihre Körpergröße und ihr Alter bestimmt worden. Davon waren 303 Tiere markiert. Sie stammten also aus den Besatzmaßnahmen.

„Im direkten Wachstumsvergleich von den natürlich eingewanderten mit den besetzten Aalen derselben Altersgruppe zeigte sich, dass die an der Ostseeküste besetzten Aale in der Altersgruppe von zwei bis fünf Jahren signifikant größer waren als ihre natürlich eingewanderten Artgenossen. Das heißt, dass sie im selben Zeitraum schneller wuchsen“, zieht Richter Bilanz.

Nicht nur zur Unterstützung des Aalmanagements, sondern auch im Hinblick auf die bekannte, gegenwärtig äußerst schwierige Situation der hiesigen Küstenfischerei ist von den Projektbeteiligten jetzt die weitere Durchführung von Besatzmaßnahmen mit Glasaalen in Küstengewässern beschlossen worden. Das LFA-Institut für Fischerei wird hierfür Empfehlungen erarbeiten und das Programm fachlich begleiten.

Die zeitgleich ausgewerteten Ergebnisse der Effizienzkontrollen des seit dem Jahr 2000 laufenden Meerforellenbesatzes ergaben ebenfalls sehr positive Ergebnisse. Das konnte überwiegend an Fangstatistiken fest gemacht werden. Daneben zeigen die langjährigen Untersuchungen, dass vermehrt geschlechtsreife Fische in geeignete Fließgewässer des Landes zurückkehren und dort erfolgreich ablaichen. Ein Beispielgewässer ist hierfür der Wallsteingraben bei Wismar. Infolge dieser guten Entwicklung sind bereits in einer Reihe von Gewässern keine Besatzmaßnahmen mehr erforderlich.

„Aufgrund dieser positiven Ergebnisse sind künftige Besatzmaßnahmen mit Meerforellen befürwortet worden. Die Auswahl der jährlichen Besatzgewässer wird in enger fachlicher Abstimmung der beteiligten Institutionen erarbeitet“, ergänzt Richter.

Hintergrund

Durch die obere Fischereibehörde des Landes MV, dem LALLF, werden seit dem Jahr 2000 im Rahmen der Hegeverpflichtung jährlich Rücklaufmittel aus dem Verkauf von Angelerlaubnissen für Maßnahmen zur Erhaltung und Hege des Fischbestandes in den Küstengewässern aufgewandt. Weitere Informationen auch auf www.lallf.de

Im November 2021 fand nach mehrfach Corona bedingter Verschiebungen im LALLF eine Beratung zum Stand und zur Fortführung von fischereilichen Besatzmaßnahmen in den Küstengewässern von MV statt. Anwesend waren neben den verantwortlichen Mitarbeitern des LALLF, Vertreter

  • des Ministeriums für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt,
  • des Landesanglerverbandes M-V,
  • des Salmoniden- und Gewässerschutzvereins e.V. M-V,
  • des Landesfachausschusses für Feldherpetologie und Ichthyofaunistik im NABU M-V e.V.,
  • Wissenschaftler des Instituts für Fischerei der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei sowie
  • der mit der Durchführung von wissenschaftlichen Untersuchungen beauftragten Unternehmen.

Aal

Die Küstengewässer Mecklenburg-Vorpommerns stellen einen sehr wichtigen Lebensraum für Europäische Aale in verschiedenen Lebensphasen dar. Sie nutzen die verschiedenen Habitate entlang der Küste als Aufwuchs-, Durchzugs-, Fress- oder Rückzugsort.

Einige Aale verbleiben sogar ihre gesamte Kontinentalphase in Küstengewässern, bis sie sich zu Blankaalen entwickeln und ihre Laichwanderung Richtung Sargassosee antreten. Allein in den Gewässern von MV leben laut Bestandsschätzung etwa 29 Millionen Aale aller Altersklassen, davon ca. 25 Mio. in den Küstengewässern.

Quelle: LALLF