Preiselbeeren im Geschmackstest: nicht immer ein beeriges Vergnügen

Preiselbeeren sind vor allem als Beilage zu Wildgerichten, aber auch als Dessert zu Birne oder gebackenem Camembert beliebt.

Rote Preiselbeeren
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Preiselbeeren (Vaccinium vitis-idaea) gehören botanisch zur Gattung der Heidelbeeren. Sie sind in Europa, Asien und Nordamerika weit verbreitet. Die Saison der herb-sauren bis leicht bitteren Beeren reicht von Ende August bis Oktober, ist also bereits vorbei. Allerdings sind frische Preiselbeeren hierzulande ohnehin kaum im Angebot. Für den deutschen Verbraucher sind Preiselbeeren in erster Linie eingemacht im Glas der vertraute Angebotszustand.

Wie es um die geschmackliche Qualität der Preiselbeeren bestellt ist, wollte der Rundfunksender WDR 5 wissen und lud drei erfahrene Juroren – allesamt ausgesprochene Genussexperten – zum Test nach Köln ein.

Zu verkosten gab es neun Produkte, drei davon in Bio-Qualität; gekauft in Supermärkten, Bioläden und Discountern. In das sensorische Gesamturteil gingen der Geschmack zu 50 Prozent sowie Aussehen, Geruch und Konsistenz zusammen mit 50 Prozent ein. Weder die Auswahl noch die Bewertung der Produkte erhebt den Anspruch streng wissenschaftlicher Kriterien, geben aber doch gewisse Hinweise.

Die Ergebnisse im Test waren sehr gemischt. Es gab zwar zweimal ein „gut“ und zweimal ein „befriedigend“, beim Rest reichte es nur für ein „ausreichend“. Beim Testsieger – der sich im mittleren Preisniveau bewegt – lobte das Genusspanel den frischen fruchtig-herben Geschmack der Preiselbeeren, das ausgewogene Zucker-Säure-Verhältnis und die angenehme Konsistenz. Über die Hälfte der Produkte überzeugte in der Probierrunde nicht. Die Kritik: Zu süß und zu flach im Geschmack, nicht fruchtig genug, pappiges Mundgefühl. Schlusslicht in diesem Test war ausgerechnet das mit Abstand teuerste Produkt in dieser WDR-Kostprobe.

Zur Verwirrung kann die Nomenklatur beitragen: Die im Handel erhältlichen Gläser mit Preiselbeeren entstammen häufig aus Wildsammlungen (Wild- oder Waldpreiselbeeren). Hauptsächlich in Skandinavien und Russland werden sie auch kultiviert und gärtnerisch angebaut (Preiselbeeren).

Gemäß der EU-Öko-Basisverordnung gilt auch das Sammeln von Wildpflanzen und ihrer Teile, die in der freien Natur, in Wäldern und auf landwirtschaftlichen Flächen natürlich vorkommen, als ökologische/biologische Produktion (Bio Wild-Preiselbeeren), sofern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. So darf unter anderem das Sammeln die Stabilität des natürlichen Lebensraums und die Erhaltung der Arten in dem Sammelgebiet nicht beeinträchtigen.

Und dann gibt es noch die sogenannten Kulturpreiselbeeren, eher ein Gartenbau-Marketing-Begriff, der die biologischen Gegebenheiten nicht korrekt widerspiegelt: Gemeint sind hiermit nämlich die großfrüchtigen, amerikanischen Moosbeeren (Vaccinium macrocarpon, englisch = Cranberry). Sie gehören lediglich zur gleichen Gattung; sie werden zudem auch in großem Stil angebaut.

Preiselbeeren werden bisweilen als Superfood bezeichnet. Die Gehalte an Vitaminen und Mineralstoffen sind allerdings im Vergleich zu anderem Beerenobst eher bescheiden. Eingemacht kommen dann noch Zucker, beziehungsweise alternative Süßungsmittel, Wasser, Gelier- und/oder Verdickungsmittel hinzu, so dass der prozentuale Anteil wertgebender Inhaltsstoffe noch einmal deutlich sinkt. Nichtsdestotrotz haben die Früchte innere Werte. So geht der herbsaure Geschmack auf den hohen Anteil von Fruchtsäuren zurück (beispielsweise Benzoe-, Ascorbin- und Salicylsäure). Ferner sind sekundäre Pflanzenstoffe enthalten, denen eine Reihe von positiven bioaktiven Effekten zugeschrieben werden.

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Quelle: Rüdiger Lobitz, www.bzfe.de