Superfood: ein super Food?

Wer möchte nicht immer gesund, schlank, schön, fit und super drauf sein – und das auch noch ohne besondere Anstrengungen?

Chia, Chia-Samen
Bei Discountern weit verbreitetes und preiswertes Superfood: Chia-Samen. Foto: MIH83, pixabay

Seit rund 10 Jahren gibt es dafür unter dem Begriff „Superfood“ ein großes Versprechen: einfach super nährstoffreiche und gesunde Lebensmittel verzehren. So einfach es erscheint, ist es jedoch bei näherem Hinsehen nicht.

Eine ernährungswissenschaftlich vertretbare Definition für Superlebensmittel gibt es nicht. Superfood ist ein reiner Marketingbegriff, um den Absatz von nährstoffreichen Lebensmitteln, mit besonders hohem Gehalt an Vitaminen, Mineralien, Ballaststoffen, Antioxidantien und/oder sekundären Pflanzenstoffen zu fördern. Was natürlich nicht bedeutet, dass der Verzehr solcher Lebensmittel nicht seine Vorteile haben kann. Aber hat Superfood gesundheitsfördernde Zauberkräfte, die die Bedeutung von Zitronen für die Vitamin-C-Zufuhr oder die Wirkung des Apfels übertreffen, für den seit über einem Jahrhundert gilt: „An apple a day keeps the doctor away“?

Was wird unter Superfood verstanden?

Unter den Begriff fallen sowohl Produkte, die als Früchte angeboten und verzehrt werden, wie zum Beispiel Aҫai- und Goji-Beeren oder auch Produkte, die als Pulver, Nahrungsergänzungsmittel oder Saft auf dem Markt sind, wie Granatapfelsaft. Schließlich werden auch herkömmliche Lebensmittel, Müsli, Backwaren oder Süßwaren mit Superfood-Produkten wie Chia-Samen angereichert.

Zu „exotischem“ Supperfood zählen:

  • Aҫai-Beeren
  • Aroniabeeren
  • Baobab
  • Goji-Beeren
  • Chiasamen
  • Granatapfel
  • Hanfsamen
  • Matcha
  • Moringa
  • Quinoa
  • Spirulina

Eine in 2017 veröffentlichte Nielsen-Studie hat den wachsenden Markt der Superfoods folgendermaßen analysiert: „Rasante Umsatzzuwächse mit Superfood:

Im Jahr 2016 haben die Deutschen fast 45-mal mehr Geld für Superfood ausgegeben als noch im Jahr 2014. Das liegt in erster Linie an einem größeren Angebot. Inzwischen ist Superfood fast flächendeckend im Einzelhandel verfügbar. Im Durchschnitt geben Superfood-Käufer im Jahr 21 Euro dafür aus. Der Boom ist vor allem auf Chia-Samen zurückzuführen, die in Drogeriemärkten und Discountern im Sortiment sind. Es folgen Trockenfrüchte wie Goji oder Aroniabeeren und Nahrungsergänzungspulver wie Spirulina, Moringa und Weizengras.

Rund 13 Prozent der Deutschen interessieren sich für Erzeugnisse, die Superfood enthalten. Dabei gewinnen angereicherte Lebensmittel wie Müsli, Backwaren und Süßwaren an Bedeutung. Nach den Untersuchungen ist der typische Superfood-Käufer Großstädter und über 40 Jahre alt. Es handelt sich meist um Paare oder Familien mit gutem Einkommen, die bereits auf eine gesunde Ernährung achten und auch gerne zu Bio und vegetarischen Alternativen greifen.“

Erhoffte Wirkung von Superfood

Manche sehen im Superfood wahre Wundermittel, die zu mehr Energie führen, Stress entgegen wirken, Diäten unterstützen, gegen Erkältungen wirken und auch noch das Altern aufhalten. Viele Früchte und Produkte enthalten in der Tat Inhaltsstoffe mit gesundheitsfördernder Wirkung, wie Vitamine, sekundäre Pflanzenstoffe und Antioxidantien.

Entsprechende Studien, die diese behaupteten Wirkungen unterstützen, wurden vom Europäischen Informationszentrum für Lebensmittel (EUFIC) näher betrachtet. Das Ergebnis: Bei diesen Untersuchungen wurden den Probanden „wesentlich höhere Mengen an Nährstoffen zugeführt als dies mit der üblichen Ernährung der Fall ist. Die Wirkung auf den Stoffwechsel ist meist nur von kurzer Dauer, sodass man für einen länger anhaltenden gesundheitlichen Effekt regelmäßig viel Superfood essen müsste.“ (EUFIC) Weiterhin wurde kritisch angemerkt:

  • Aufgrund der langen Transportwege und der teilweise starken Verarbeitung der Produkte sind diese aus ökologischer Sicht nicht empfehlenswert.
  • Produktion und Transport sind sehr kostspielig.
  • Viele Studien wurden an Tieren wie Ratten oder mit isolierten Zellkulturen durchgeführt. Die Ergebnisse sind daher nicht ohne weiteres auf den Menschen übertragbar.
Obst, Äpfel
Foto: waros auf Pixabay

Heimisches Superfood

Bei näherer Betrachtung gibt es in unseren landwirtschaftlichen und kulturellen Räumen seit vielen Jahrhunderten bewährte Lebensmittel, die aus der regionalen Natur stammen. Zu diesem heimischen Superfood gehören:

  • Äpfel
  • Blaue Trauben
  • Hafer
  • Heidelbeere
  • Hirse
  • Holunderbeeren
  • Leinsamen
  • Rotkohl
  • Sanddorn
  • Schwarze Johannisbeeren
  • Walnüsse
  • Weizengras

Fazit: Es ist super für die Gesundheit, Superfood in der eigenen Ernährung einzusetzen. Es reicht jedoch, auf bewährte heimische Lebensmittel zurückzugreifen, die seit langem ihren Stellenwert in der heimischen Küche mit viel Obst und Gemüse besitzen. Dabei sollten möglichst sogenannte alte Sorten (z. B. Äpfel) gewählt werden, deren Nährstoffgehalt oftmals höher ist als der von für den Handel „schön“ gezüchteten Sorten nach EU-Normen.