Ergebnisse aus einem Pilot-Monitoring in Säuglingsanfangsnahrung

Entwarnung für besonders toxische Pestizide.

Zur Ernährung von Säuglingen empfiehlt die WHO in den ersten 6 Monaten ausschließlich zu stillen, doch unter Umständen wird auf sog. Säuglingsanfangsnahrung ausgewichen oder muss sogar auf diese ausgewichen werden. Da Säuglinge und Kleinkinder zu den empfindlichsten Verbrauchergruppen gehören, sollten sie dabei toxischen Rückständen in der Ernährung möglichst nicht ausgesetzt werden. Um die Rückstandssituation in Säuglingsanfangsnahrung zu überprüfen, wurden in einem EU-weiten Projekt 80 Proben Säuglingsanfangsnahrung und 54 Proben Milch untersucht. Für einige besonders toxische Wirkstoffe können wir nun Entwarnung geben und müssen trotzdem auch über Befunde berichten.

Hintergrund

Zur Beurteilung von Pflanzenschutzmittelrückständen in Lebensmitteln für Säuglinge gilt EU-weit standardmäßig ein Höchstgehalt von 0,01 mg/kg bezogen auf das verzehrfertige Produkt. Einige Stoffe werden jedoch als so toxisch eingeschätzt, dass sogar Gehalte unterhalb dieser sehr niedrigen Grenze als nicht ausreichend sicher betrachtet werden. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) kam in einem Positionspapier zu dem Schluss, dass für Pestizide mit einem gesundheitsbezogenen Richtwert < 0,0026 mg/kg Körpergewicht/Tag (engl. health based guidance value, kurz HBGV), dieser Höchstgehalt von 0,01 mg/kg für Säuglinge die jünger als 16 Wochen sind, nicht ausreichend sicher ist [1].

Deshalb wurden für diese besonders toxischen Pestizide niedrigere maximale Rückstandsgehalte berechnet, welche noch als ausreichend sicher bewertet werden können. 2018 regte die Europäische Kommission daher zu einem Pilot Monitoring an, bei dem in kleinem Umfang festgestellt werden sollte, ob Rückstände dieser kritischen Stoffe nachweisbar sind und ob diese deshalb strenger kontrolliert werden müssten.

Das im CVUA Stuttgart ansässige EU-Referenzlabor für Einzelbestimmungsmethoden bei Pestiziden hat daher in 2020 insgesamt 80 Proben Säuglingsanfangsnahrung und 54 Proben Milch auf 13 besonders toxische Stoffe untersucht. Dazu wurden zunächst Analysemethoden optimiert und validiert um sicher zu gehen, dass die Rückstände dieser Stoffe, bei ausreichend niedrigen Gehalten, sicher nachgewiesen und quantifiziert werden können.

Besonders herausfordernd ist dabei die Messung der Rückstandsspuren in den erforderlichen niedrigen Konzentrationsbereichen. In Zusammenarbeit mit dem EU Referenzlabor für Pestizidrückstände in Lebensmitteln tierischen Ursprungs, ansässig am CVUA Freiburg, wurden diese Proben aus ganz Europa beschafft und untersucht. Es handelte sich nicht um amtliche Proben im Rahmen der Lebensmittelüberwachung, sondern um Projektproben für das Monitoring des EU-Referenzlabors.

Da die Beschaffung der Proben mit so großem Aufwand verbunden war, entschlossen wir uns, zusätzlich auf weitere Stoffe zu untersuchen, die zwar nicht als besonders toxisch einzustufen sind, aber nahezu ubiquitär vorkommen. Hier berichten wir nun über unsere Ergebnisse.

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Quelle: CVUA Stuttgart