Umgang mit dem Handy: Beeinflusst die Strahlung die Nahrungsaufnahme?

Für viele Menschen ist das Handy im Alltag ein ständiger Begleiter. Das könnte vor allem für Heranwachsende problematische Folgen für Gesundheit, Schlaf und Konzentration haben. Offenbar fördert die ausgesandte Strahlung auch die Nahrungsaufnahme, lässt eine Studie der Universität zu Lübeck vermuten.

Beim Mobilfunk werden hochfrequente elektromagnetische Felder genutzt, deren Energie beim Telefonieren zum Großteil vom Kopf aufgenommen wird. Bei Kindern und Jugendlichen ist die Absorption höher als bei Erwachsenen. Das kann Auswirkungen auf Verarbeitungsprozesse im Gehirn und damit auch auf die Regulation des Körpergewichts haben. Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass Nagetiere, die elektromagnetischer Strahlung ausgesetzt waren, mehr fressen. Die Lübecker Wissenschaftler wollten klären, ob auch beim Menschen ein solcher Zusammenhang besteht.

An der Studie nahmen 15 normalgewichtige Männer im Alter von 21 bis 29 Jahren teil. Die nüchternen Probanden wurden an drei Terminen mit zwei verschiedenen Handys bestrahlt oder einer Scheinbestrahlung als Kontrolle ausgesetzt. Dazu bekamen sie für 25 Minuten einen Kopfhörer mit eingeschaltetem oder ausgeschaltetem Mobiltelefon aufgesetzt. Der SAR-Wert war vergleichbar mit handelsüblichen Handys (0,97 bis 1,33 Watt pro Kilogramm). SAR steht für die spezifische Absorptionsrate und dient als Maß für die Energieaufnahme des Körpers. Im Anschluss durften sich die Teilnehmenden nach Belieben an einem Buffet bedienen. Die Forschenden bestimmten die spontane Nahrungsaufnahme, verschiedene Blutwerte und mithilfe von Phosphor-Magnetresonanzspektroskopie (MRS) den Energiestoffwechsel des Gehirns.

Nach der Bestrahlung mit dem Handy nahmen 13 von 15 Probanden im Vergleich zur Kontrolle durchschnittlich 200 Kilokalorien zusätzlich auf – vor allem in Form von Kohlenhydraten. Der Glukose- und Insulinspiegel im Blut veränderte sich nicht, aber der Energieumsatz im Gehirn war nach der Bestrahlung erhöht. Zur Energiegewinnung brauchen die Nervenzellen Glukose. Es wäre möglich, dass der Körper den erhöhten Bedarf durch eine gesteigerte Kohlenhydrataufnahme ausgleichen wollte.

Offenbar sind Handystrahlen nicht nur ein potenzieller Faktor für übermäßiges Essen, sondern bringen auch den Energiestoffwechsel des Gehirns durcheinander. Vor allem Kinder und Jugendliche sind gefährdet, mutmaßen die Wissenschaftler im Fachjournal „Nutrients“. Auch wenn es sich um eine reine Beobachtungsstudie mit geringer Teilnehmerzahl handelt, würden die Resultate neue Perspektiven in der Forschung rund um Neurobiologie und Körpergewicht aufzeigen. Das Telefonieren mit dem Headset schütze den Kopf vor Bestrahlung. Es müsse aber noch geklärt werden, inwieweit sich auch kopfferne Aktivitäten wie das Empfangen und Senden von Nachrichten auswirken.

Weitere Informationen:

Quelle: Heike Kreutz, www.bzfe.de