Wurst mit Separatorenfleisch: „Aufregung um Fleischreste drängt die eigentlichen Probleme in der Fleischindustrie in den Hintergrund“

Mehrere Fleischproduzenten, darunter auch Fleischmogul Tönnies, stehen im Verdacht, billiges Separatorenfleisch in Geflügelwurstprodukte gemischt zu haben.

Eine Untersuchung der FH Bremerhaven im Auftrag von Spiegel und NDR liefert dafür offenbar Hinweise. Auf keiner der Verpackungen wurde das Separatorenfleisch wie gesetzlich vorgeschrieben gekennzeichnet. Bei dieser Art von Fleisch handelt es sich im Grunde um Fleischreste, die zu einer breiartigen Masse verarbeitet werden. Produkte dürfen Separatorenfleisch enthalten, die Hersteller müssen dies aber kennzeichnen.

ÖKO-TEST hat aktuell Grillwurst getestet und auch auf Separatorenfleisch untersuchen lassen – in keinem der Produkte gab es Anhaltspunkte für die Verwendung dieser Fleischreste. Es handelt sich allerdings bei den getesteten Produkten um Schweinefleisch. Hinweise auf Separatorenfleisch gibt es in Geflügel deutlich häufiger. Was wir aber nachgewiesen haben: Verunreinigungen mit Mineralöl und Missstände in den Ställen.

Die Labormethode, die die FH Bremerhaven verwendet hat, ist neu und bisher ist es damit auch nur möglich, Geflügelfleisch zu untersuchen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geben die Genauigkeit mit 95 Prozent an.

ÖKO-TEST-Chefredakteurin Kerstin Scheidecker sagt: „Wenn tatsächlich Separatorenfleisch in den genannten Wurstprodukten steckt, ist es natürlich ärgerlich, dass das nicht deklariert wurde. Aber: Prinzipiell ist die Verarbeitung von Separatorenfleisch erlaubt; es ist auch nicht gesundheitsschädlich. Um mal eine unpopuläre Meinung einzubringen: Prinzipiell ist es ja sogar wünschenswert, dass nahezu alles vom Tier, also auch Fleischreste, verarbeitet werden – natürlich nur, wenn die Hersteller damit transparent umgehen.

Die Aufregung um das Separatorenfleisch drängt leider die eigentlichen Skandale in der Fleischproduktion in den Hintergrund: die katastrophale Tierhaltung und die Arbeitsbedingungen in den Schlachthöfen und Zerlegebetrieben. Dass in Billigwurst auch Billigfleisch steckt, ist zwar ärgerlich, aber nicht wirklich überraschend.“

Link: Test von ÖKO-TEST

Quelle: ÖKO-TEST