Auch fehlendes handwerkliches Wissen bremst Bio-Wachstum aus

Sag mir, wo die Mühlen sind …

In Deutschland gibt es noch 185 Mühlen, vor zehn Jahren waren es noch 347. Viele kleine Betriebe haben aufgegeben; oft überlebt nur industrielle Großproduktion. Das erschwert in vielen Regionen den Erhalt oder auch Neuaufbau stabiler Wertschöpfungsketten vor allem für Öko-Rohstoffe. Es verringert die Ernährungsvielfalt und behindert eine starke, regionale Wirtschaft.

Volker Krause, Inhaber der Bohlsener Mühle und Vorstand für Verarbeitung des Bundesverbandes Ökologische Lebensmittelwirtschaft, erläuterte auf der BioFach, der Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel und ökologischen Landbau, eindrücklich, warum das Fehlen von kleineren Mühlen, Bäckereien aber auch Schlachthöfen und Metzgereien ein riesiges Problem für die Regionen aber auch für das angestrebte Ziel von 30 Prozent ökologischer Erzeugung in 2030 sein wird.

In Großbetrieben seien Verarbeitungsprozesse automatisiert und benötigten entsprechend standardisierte Rohstoffe. Der ökologische Landbau produziert aber eine Vielzahl verschiedener Getreide, Hülsenfrüchte für Mehle oder auch Saaten. Wenn nun innerhalb von wenigen Jahren eine große Vielfalt an ökologisch erzeugten Rohstoffen auf den Markt kämen, würde dies die Branche vor enorme Probleme stellen. Größere Mengen an Bio-Dinkel, Ackerbohnen und vieles mehr würden bis dahin gar nicht auf eine genügend große Aufnahmekapazität des Ernährungshandwerks vor Ort treffen. Und es sei auch nicht damit zu rechnen, dass sich das rasch ändere.

Das Ideal des Unternehmertums und der Gründungswille seien stark zurückgegangen. Es gebe außerdem wenige qualifizierte Ausbildungsplätze, die wirklich noch handwerkliche Fähigkeiten vermittelten. Vielmehr müsse man inzwischen von einer Schmalspurausbildung sprechen, die statt Bäckerinnen und Bäckern, die wissen, wie man einen Teig gut führt eher Techniker für Großmaschinen hervorbringe.

Was muss also passieren, damit echte, also handwerklich arbeitende Bäckereien, Metzgereien und Mühlen zurück in die Dörfer kommen?

Die Diskutanten waren sich einig: Dringend erforderlich sei vor allem der Abbau von Bürokratie. Sie wirke auf junge Menschen besonders abschreckend und verhindere die Übernahme von Betrieben. Stattdessen brauchen Interessenten Unterstützung und Beratung, damit sie von den rechtlichen Vorgaben und Dokumentationen nicht abgeschreckt werden. Bundespolitisch sollte die Gesamtstrategie des Bundes für mehr Bio endlich ressortübergreifend angelegt werden.

Quelle: Britta Klein, www.bzfe.de