Zuckerangaben auf Lebensmitteln: Mit dem Nutri-Score lassen sich Fehleinschätzungen eingrenzen

Lebensmittel erscheinen durch werbewirksame Angaben zum Zuckergehalt wie „ohne Zuckerzusatz“ oder „weniger süß“ möglicherweise gesünder als sie tatsächlich sind.

Eine Kennzeichnung mit dem Nutri-Score kann einer Fehlinterpretation beim Einkauf entgegenwirken, hat eine Studie der Universität Göttingen mit rund 1.100 Teilnehmenden gezeigt.

Die meisten Menschen nehmen zu viel Zucker mit der Nahrung auf. Ein erhöhter Konsum kann zu Übergewicht und weiteren Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes führen. Der Handel bietet inzwischen zahlreiche Produkte an, die mit Angaben zu einem reduzierten Zuckergehalt beworben werden. Solche Angaben sind jedoch problematisch, wenn dadurch der Nährwert überschätzt wird.

Eine zusätzliche Kennzeichnung mit dem Nutri-Score kann helfen, den Nährwert besser einzuschätzen. Das Label bietet über eine Skala von A bis E, von dunkelgrün bis rot, eine Orientierung zur allgemeinen Nährwertqualität von Lebensmitteln. Es erleichtert dadurch eine ernährungsphysiologisch günstigere Wahl und einen direkten Produktvergleich.

In einer Online-Umfrage zeigten die Forschenden Bilder von realitätsnah gestalten Verpackungen von drei Produkten (Instant-Cappuccino, Schoko-Knuspermüsli und Haferdrink), die auf der Vorderseite mit nährwert- und geschmacksbezogenen Angaben bezüglich des Zuckergehalts („weniger süß“, „ohne Zuckerzusatz“, „30 % weniger Zucker“) und dem Nutri-Score (A-D) in unterschiedlichen Kombinationen gekennzeichnet waren. Im Anschluss sollten die Versuchspersonen angeben, wie „gesund“ sie die Lebensmittel einschätzen.

Die Studienergebnisse zeigen, dass Verbraucherinnen und Verbrauchern Informationen über den Zuckergehalt von Lebensmitteln wichtig sind. Wenn die Produkte nur mit Aussagen zu einem reduzierten Zuckergehalt gekennzeichnet waren, wurde die Nährwertqualität meist überschätzt. Vor allem die gesetzlich nicht definierte Angabe „weniger süß“ sei bedenklich, da sie mit einem verringerten Zuckergehalt assoziiert wird. Dabei lässt keine der Zuckerangaben eine Aussage über den natürlichen Zuckergehalt und die allgemeine Nährwertqualität zu. Waren die Produkte zusätzlich mit dem „Nutri-Score“ versehen, ließen sich Fehlerwartungen verringern.

„Die Ergebnisse bestätigen internationale Forschungsarbeiten, die die intuitive Verständlichkeit des Nutri-Scores hervorheben“, erklärt Dr. Kristin Jürkenbeck von der Abteilung für Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte der Fakultät für Agrarwissenschaften an der Universität Göttingen. Bislang ist die Kennzeichnung mit dem Nutri-Score eine freiwillige Ergänzung zur verpflichtenden Nährwerttabelle. Damit Werbeaussagen besser eingeschätzt werden könnten, fordern die Forschenden eine verbindliche Kennzeichnung mit dem Nutri-Score. Die Studienergebnisse sollen durch weitere Untersuchungen mit Lebensmitteln anderer Kategorien untermauert werden, heißt es im Fachjournal „PlosOne“.

Weitere Informationen:

PlosOne, Online-Veröffentlichung https://doi.org/10.1371/journal.pone.0272220

Ergebnisbericht zur Begleitforschung Lebensmittelklarheit „Süße“ Marketingclaims:


Wie verstehen Verbraucher Werbehinweise zu Zuckerreduktion, Süßungsmitteln und anderen süßenden Zutaten auf Lebensmitteln? (Stand: April 2021)


www.uni-goettingen.de

Nutri-Score: Nährwertvergleich auf einen Blick:
https://www.bzfe.de/lebensmittel/einkauf-und-kennzeichnung/kennzeichnung/nutri-score/

www.uni-goettingen.de

Quelle: Heike Kreutz, BZfE