Internationales Wissenschaftsmagazin veröffentlicht neue Forschungsergebnisse zur Überfischung

Fischbestände, die von MSC-zertifizierten Fischereien befischt werden, sind deutlich gesünder als Bestände, die von herkömmlichen Fischereien befischt werden.

Die renommierte Fachzeitschrift Frontiers in Marine Science veröffentlichte heute die bislang umfassendste Analyse von Fischbeständen, die durch Fischereien mit einer Zertifizierung des Marine Stewardship Council (MSC) befischt werden, im Vergleich zu Fischbeständen, die durch konventionelle Fischereien ohne MSC-Zertifizierung befischt werden.

Die AutorInnen der Studie stützten sich auf öffentlich zugängliche Daten zu über 80 Fischbeständen, die von MSC-zertifizierten Fischereien befischt werden, sowie mehr als 90 Fischbeständen, die von nicht-zertifizierten Fischereien befischt werden.

Ihre Analyse ergab, dass Fischbestände, die von MSC-zertifizierten Fischereien befischt werden, im Vergleich zu Fischbeständen, die von anderen Fischereien befischten werden, deutlich gesündere Bestandsgrößen haben. Die Studie zeigt außerdem, dass MSC-Bestände im Vergleich zu konventionell befischten Beständen mit deutlich geringerer Wahrscheinlichkeit unter ein Niveau fallen, an dem ihre Nachwuchsproduktion gefährdet ist. Tatsächlich kam letzteres bei MSC-Beständen nur in Fällen vor, in denen wissenschaftliche Bestandsbewertungen rückwirkend korrigiert wurden – wo also ein zunächst als gesund eingestufter Bestand rückwirkend als überfischt eingestuft wurde. Wo dies passierte, verloren zertifizierte Fischereien ihr MSC-Zertifikat.

Die Untersuchungsergebnisse der aktuellen Studie untermauern den Anspruch des Marine Stewardship Council, VerbraucherInnen mit dem MSC-Siegel eine zuverlässige Kennzeichnung für Fisch und Meeresfrüchte aus nachhaltigem Fang und nicht-überfischten Beständen zu bieten.

Vor dem Hintergrund, dass die globale Überfischung der Meere weiter zunimmt und heute bereits mehr als ein Drittel (35 %) der weltweiten Bestände überfischt sind, zeigt die neue Studie, welch wichtige Rolle nachhaltige, gut gemanagte Fischereien bei der Bewältigung dieses globalen Problems spielen können.

Nachhaltige Fischereien erhalten nicht nur die Gesundheit der Meere und Fischbestände, sie sorgen auch für langfristige stabilere Erträge und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Ernährungssicherung der wachsenden Weltbevölkerung.

Bestandsgrößen von 177 MSC-zertifizierten und Nicht-MSC-zertifizierten Fischbeständen weltweit im Vergleich.
Bestände > 1,0 sind in gutem Zustand und haben noch Spielraum für stärkere Befischung. Bestände < 1,0 liegen bereits unter der optimal nachhaltigen Bestandsgröße und müssen wieder aufgebaut werden. / Weiterer Text über ots und www.presseportal.de/nr/102624 / Die Verwendung dieses Bildes ist für redaktionelle Zwecke unter Beachtung ggf. genannter Nutzungsbedingungen honorarfrei. Veröffentlichung bitte mit Bildrechte-Hinweis.

Dr. Rohan Currey, Leiter Science and Standards beim Marine Stewardship Council: „Der globale Kampf gegen Überfischung hat Priorität. Die neue Studie belegt, dass die Umsetzung nachhaltiger Fischereipraktiken, wie der MSC-Umweltstandard sie fordert, dabei hilft, der Überfischung der Meere entgegenzuwirken. Regierungen, Fischereimanager und alle, die sich für nachhaltige Fischerei einsetzen, werden sich durch diese Ergebnisse ermutigt und bestätigt fühlen.“

Anmerkungen zur Studie

Die Studie basiert auf öffentlich zugänglichen Fischbestands-Daten, die von unabhängigen WissenschaftlerInnen weltweit erhoben wurden (-> RAM Legacy Stock Assessment database) und von WissenschaftlerInnen der University of Washington und des MSC miteinander verglichen wurden. Die Studie analysiert Bestände, die von MSC-zertifizierten Fischereien befischt werden (im Text auch „MSC-zertifizierte Bestände“ oder „MSC-Bestände“ genannt), und vergleicht sie mit jenen, die von nicht MSC-zertifizierten Fischereien befischt werden.

Die Studie berücksichtigt dabei alle Bestände weltweit, für die wissenschaftliche Daten zu den Referenzwerten B msy (Biomasse-Referenzpunkt für eine nachhaltige Bestandsgröße) und Blim (Biomasse-Referenzpunkt für Überfischung) bis mindestens zum Jahr 2018 vorliegen. Sie umfasst Bestände unterschiedlichster Fischarten, vom Thunfisch, über kleine pelagische Arten wie Hering oder Makrele, bis hin zu verschiedenen Weißfisch-Arten. Sie deckt Bestände im Nord- und Süd-Atlantik, im östlichen und westlichen Pazifik sowie in den Gewässern um Südafrika ab.

Um den Zustand der insgesamt 177 analysierten Fischbestände zu bestimmen, wurde ihre Bestandsgröße in Relation zu folgenden Referenzpunkten betrachtet:

  • Bmsy – der Bestandsgröße, die sich ergibt, wenn ein Bestand optimal nachhaltig befischt wird. Bmsy wird von Wissenschaft und nachhaltigem Fischereimanagement als erstrebenswerter „Zielwert“ für eine gesunde Bestandsgröße angesehen.
  • Blim – dem Referenzpunkt, der verwendet wird, um festzustellen, wann ein Bestand an der Grenze seiner Reproduktionsfähigkeit angelangt ist. Bestände unter Blim sind überfischt, sie haben keine gesunde Größe mehr. Blim ist eine Grenze, die es zu vermeiden gilt.

Die Studie wurde durch – von den AutorInnen unabhängige – wissenschaftliche Zweit- und DrittgutachterInnen geprüft (peer review) und in Frontiers in Marine Science veröffentlicht.

Pressekontakt:
Andrea Harmsen, Marine Stewardship Council
Tel: +49 (0)30 609 8552-10
Email: andrea.harmsen@msc.org

Quelle: MSC