ProVeg-Preisstudie: Tierische oder pflanzliche Produkte – was ist günstiger?

ProVeg hat eine explorative Studie veröffentlicht, die erstmals in Deutschland die Preise pflanzlicher Alternativprodukte und ihrer tierischen Pendants auf breiter Sortimentsebene vergleicht.

Die Studie ergänzt die Petition „0 % fürs Klima – Mehrwertsteuer senken, Klima schützen“ und zeichnet ein differenziertes Bild. Die gute Nachricht: Mindestens eine pflanzliche Alternative war bei allen untersuchten Einzelhändlern günstiger als das günstigste tierische Pendant.

Pflanzliche Alternativprodukte gelten gegenüber tierischen Produkten als teurer. Die aktuelle Explorationsstudie konnte dies für Deutschland nur in Teilen bestätigen: Gut die Hälfte der untersuchten Alternativprodukte lag im September und Oktober 2022 über dem Durchschnittspreis ihrer tierischen Pendants, drei Viertel von ihnen waren zumindest nicht teurer als die teuersten tierischen Produkte. Eine Preisstudie von ProVeg Niederlande hatte im Juni 2022 dagegen festgestellt, dass Fleisch in unserem Nachbarland inzwischen teurer ist als pflanzliche Fleischalternativen.1

Teure Joghurts, günstige Kochcremes

Die aktuelle Studie berücksichtigt je eine Filiale von sechs der umsatzstärksten Einzelhändler in Deutschland – Aldi Nord, Aldi Süd, Lidl, Kaufland, Rewe und Edeka – und vergleicht das günstigste Alternativprodukt mit der Preisspanne zwischen dem günstigsten und dem teuersten tierischen Pendant in zwölf Produktgruppen: Milch, Joghurt, Käse, Aufschnitt, Würstchen, Burger, Hack, Schnitzel, Kochcreme, Streichcreme, Fischstäbchen und Pizza.

  • 63 % der Alternativprodukte liegen in der Preisspanne ihrer tierischen Pendants.
  • 25 % der Alternativprodukte sind generell teurer als ihre tierischen Pendants.
  • 12 % der Alternativprodukte sind generell günstiger als ihre tierischen Pendants.

Im Direktvergleich besonders günstig zeigten sich pflanzliche Kochcremes – sie waren in drei von vier Supermärkten günstiger als tierische Sahne. Nicht so pflanzliche Milch: Im Juli 2022 hatte die Presse berichtet, dass Hafermilch bei mindestens einem der untersuchten Discounter günstiger als Kuhmilch war.2 Im Untersuchungszeitraum lag der Preis von pflanzlicher Milch dagegen in den meisten Supermärkten leicht über dem von tierischer Milch. Das Schlusslicht bildeten pflanzliche Joghurts und Streichcremes, die in fünf von sechs Supermärkten teurer waren als ihre teuersten tierischen Pendants.

Rund 8 Euro mehr für Warenkorb mit zehn Produkten

ProVeg widmet sich aus aktuellen sozial- und klimapolitischen Gründen der Bepreisung pflanzlicher Alternativen: Die Nachfrage nach Alternativprodukten im Handel ist hoch; rund die Hälfte der Bevölkerung ernährt sich bereits flexitarisch und reduziert den Konsum tierischer Produkte.34 Allerdings belasten die anhaltende Inflation und die steigenden Lebensmittelpreise viele Haushalte stark. Gleichzeitig spitzt sich die Klimakrise zu, wie jüngste Berichte rund um die Weltklimakonferenz belegt haben.5 Eine Ernährung mit überwiegend pflanzlichen Lebensmitteln kann entscheidend dazu beitragen, die Erderwärmung unter 1,5 Grad zu halten.67 Alternativprodukte können es den Menschen leichter machen, ihre Ernährung umzustellen.8

Deshalb umfasst die Studie neben dem Direkt- auch einen Warenkorbvergleich: In allen sechs Supermärkten kostet der Warenkorb mit den günstigsten Alternativprodukten mehr als der Warenkorb mit den günstigsten tierischen Produkten – im Schnitt beträgt der Mehrpreis 8,07 Euro. Selbst die von ProVeg in der aktuellen Petition „0 % fürs Klima“ geforderte Befreiung pflanzlicher Alternativprodukte von der Mehrwertsteuer könnte diese Mehrkosten allein nicht ausgleichen. Den preiswertesten pflanzlichen Warenkorb bot Lidl mit 21,36 Euro, den teuersten Edeka mit 25,07 Euro.

Handlungsempfehlung: Angleichung reicht nicht

„Preisparität von pflanzlichen und tierischen Produkten ist in Deutschland nicht in Sicht“, erklärt auch Dr. Beate Gebhardt, Senior Researcher am Lehrstuhl für Agrarmärkte der Universität Hohenheim, mit Blick auf die Studienergebnisse. „Tierische Lebensmittel belasten Umwelt und Mitwelt deutlich stärker als pflanzliche Lebensmittel.“ Gebhardt fordert daher weitreichendere Maßnahmen: Sie spricht sich dafür aus, dass tierische Produkte deutlich teurer als pflanzliche Alternativen werden.

Zusätzlich zur Mehrwertsteuerbefreiung für alle pflanzlichen Lebensmittel fordert ProVeg die Politik deshalb auf, tierische Produkte verstärkt zu besteuern und ihre Subventionierung abzubauen sowie weitere Subventionen für pflanzliche Lebensmittel einzuführen. Dem Handel empfiehlt ProVeg unter anderem Preisgarantien für pflanzliche Produkte und klimafreundliche Rabatt- und Treueaktionen. Für 2023 plant ProVeg ein weiteres, umfassenderes Preismonitoring.

Quellen

1) ProVeg (2022): Plant-based meat now cheaper on average than conventional meat in Netherlands, Pressemitteilung vom 25.07.2022. Online unter: https://proveg.com/press-release/plant-based-meat-now-cheaper-than-conventional-meat-in-netherlands/ [15.11.2022].

2) Focus Online (2022): Milch ist jetzt so teuer wie noch nie – so stark zog der Preis die letzten Monate an, veröffentlicht am 04.07.2022. Online unter: https://www.focus.de/finanzen/news/grafik-zeigt-entwicklung-milch-ist-jetzt-so-teuer-wie-noch-nie-so-stark-zog-der-preis-die-letzten-monate-an_id_110138939.html [15.11.2022].

3) Vegconomist (2022): Pflanzlicher denn je: Die moderne deutsche Esskultur, veröffentlicht am 02.02.2022. Online unter: https://vegconomist.de/food/simply-v-pflanzlische-esskultur/ [15.11.2022].

4) Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2021): Deutschland, wie es isst – Der BMEL-Ernährungsreport 2021. Online unter: https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/ernaehrungsreport-2021.pdf?__blob=publicationFile&v=3 [15.11.2022].

5) ZEIT ONLINE (2022): Klimawandel: Weltwetterorganisation sieht 1,5-Grad-Ziel kaum noch in Reichweite, veröffentlicht am 06.11.2022. Online unter: https://www.zeit.de/politik/2022-11/klimawandel-wetter-krise-wissenschaft [15.11.2022].

6) Leitzmann, C. & M. Keller (2020): Vegetarische und vegane Ernährung. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer; UTB.

7) Schiermeier, Q. (2019): Eat less meat: UN climate-change report calls for change to human diet. Nature 572(7769), 291–292, veröffentlicht am 08.08.2019, korrigiert am 12.08.2019. Online unter: https://www.nature.com/articles/d41586-019-02409-7 [15.11.2022].

8) Jetzke, T., S. Richter, B. Keppner et al. (2019): Die Zukunft im Blick: Fleisch der Zukunft – Trendbericht zur Abschätzung von pflanzlichen Fleischersatzprodukten, essbaren Insekten und In-vitro-Fleisch, hrsg. vom Umweltbundesamt, Dessau-Roßlau. Online unter: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/2020-06-25_trendanalyse_fleisch-der-zukunft_web_bf.pdf [15.11.2022].

Pressekontakt:
Lena Renz
PR Manager ProVeg
presse@proveg.com
+49 176 177 858 52

Über ProVeg

ProVeg International ist eine Ernährungsorganisation, die sich für eine Transformation des globalen Nahrungsmittelsystems einsetzt, indem tierische Lebensmittel durch pflanzliche und zellkultivierte Alternativen ersetzt werden. ProVeg arbeitet zusammen mit internationalen Entscheidungsgremien, Unternehmen, Investorengruppen, den Medien und der breiten Öffentlichkeit am Übergang zu einer Gesellschaft und Wirtschaft, die weniger von der Tierhaltung abhängen und nachhaltiger für Menschen, Tiere und den Planeten sind.

ProVeg hat den Status eines Ständigen Beobachters der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) sowie beratenden Status beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC), ist bei der UN-Umweltversammlung (UNEA) akkreditiert und hat den „Momentum for Change“-Preis der Vereinten Nationen erhalten.

Quelle: ProVeg