Schadstoffe müssen aus Lebensmittelverpackungen verbannt werden

Klebstoffe, Weichmacher, Druckfarben und Co.:

Potenziell gesundheitsschädliche Chemikalien finden sich immer wieder auch in Lebensmittelverpackungen. Kennzeichnung und Kontrollen sind lückenhaft – was sich dringend ändern muss.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Mehrheit der Verbraucher:innen (93 Prozent) will keine gesundheitsschädlichen Chemikalien in Koch- und Essgeschirr sowie in Lebensmittelverpackungen.
  • 73 Prozent würden Lebensmittelverpackungen und Koch- oder Essgeschirr nicht weiter nutzen, wenn sie gesundheitsschädlich sein könnten.
  • Wir fordern einen neuen Rechtsrahmen, damit Verbraucher:innen sich auf die Unbedenklichkeit von Lebensmittelverpackungen und Geschirr verlassen können.

Weichmacher in Trinkflaschen, Bisphenole in Konservendosen, Mineralöl in Schokolade, Formaldehyd in Kaffee-Bechern – Verbraucher:innen sind im Umgang mit Lebensmitteln zahlreichen Schadstoffen und potenziell gefährlichen Chemikalien ausgesetzt. Die Mehrheit der Verbraucher:innen (93 Prozent) will keine gesundheitsschädlichen Chemikalien in Koch- und Essgeschirr oder Lebensmittelverpackungen. Das ergibt eine repräsentative Umfrage aus dem Jahre 2020 im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). „Verbraucher:innen müssen besser über Chemikalien aus Lebensmittelkontaktmaterialien informiert und vor Schadstoffbelastungen geschützt werden“, fordert Klaus Müller, Vorstand des vzbv.

Lebensmittel kommen während ihrer Herstellung, Verpackung, Lagerung, Zubereitung und dem Verzehr mit Gegenständen aus unterschiedlichsten Materialien in Berührung, die als Lebensmittelkontaktmaterialien bezeichnet werden. Dabei können auch Schadstoffe in das Lebensmittel übergehen.

  • Informationen zu Gesundheitsgefahren durch Plastik haben wir in einem separaten Artikel zusammengefasst.
  • In welchem Ausmaß Inhaltsstoffe von der Verpackung ins Lebensmittel übergehen, hängt von Faktoren wie der Lagerdauer, -temperatur und den Lebensmitteleigenschaften ab.
  • Bio-Image und Materialien wie Bambus sind leider keine Garantie dafür, dass Lebensmittelverpackungen unbedenklich sind.
  • Welche Kunststoffe besonders kritisch sind und woran sie häufig zu erkennen sind, ist in einer Broschüre beschrieben.
  • Auch in vermeintlich nachhaltigeren Fastfoodverpackungen aus Pappe und Zuckerrohr wurden teilweise Fluorchemikalien (PFAS), Chlorpropanole und weitere Schadstoffe nachgewiesen.

Es braucht dringend wirksamere Gesetze und bessere Kontrollen, um diese Belastungen durch Schadstoffe zu verringern und die Gesundheit von Verbraucher:innen besser zu schützen. Biomonitoringstudien zeigen, dass vor allem Kinder und Jugendliche mit Chemikalien in Konzentrationen belastet sind, die die Gesundheit gefährden.

In der Praxis finden sich immer wieder Rückstände

Theoretisch dürfen aus Lebensmittelkontaktmaterialien keine Inhaltsstoffe oder Bestandteile in Mengen in Lebensmittel übergehen, die die Gesundheit gefährden können oder die Lebensmittel im Geruch oder geschmacklich beeinträchtigen. In der Praxis finden sich jedoch immer wieder unappetitliche und gesundheitsschädigende Rückstände in Nahrungsmitteln. Die Gründe dafür sind zahlreich. Auf europäischer Ebene gibt es keine hinreichende Harmonisierung der Vorschriften für Lebensmittelkontaktmaterialien. Einheitliche und umfassende Regelungen fehlen für die meisten Materialien, wie Papier, Glas und Metalle.

Auch scheinbar nachhaltige Produktalternativen wie Coffee-to-go-Becher mit Bambus setzen bei dem Kontakt mit warmen Flüssigkeiten Formaldehyd und Melamin frei. Wir meinen: Das muss sich ändern.

Behörden können die Unbedenklichkeit von Lebensmittelkontaktmaterialien, die von den Herstellern eigentlich belegt werden muss, häufig gar nicht überprüfen. Neben Personal fehlt es auch an Daten, um die vielen tausend Stoffe zu bewerten, die in Lebensmittelkontaktmaterialien zum Einsatz kommen.

Quelle: Verbraucherzentrale Bremen