5 Eckpunkte zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen aus der industriellen Tierhaltung

23 Verbände fordern, die systemischen Ursachen für zu hohen Antibiotikaeinsatz zu beheben.

Seit einem Jahr gilt die neue EU-Tierarzneimittelverordnung. Diese enthält ein für alle EU-Mitgliedstaaten geltendes Verbot des routinemäßigen Einsatzes von Antibiotika in der Tierhaltung. Das Ziel: Die weitere Ausbildung und Verbreitung von antibiotikaresistenten Erregern soll bekämpft werden – auch um gerade die für Menschen wichtigsten Antibiotika („Reserveantibiotika“) besser zu schützen. Die aktuellen Antibiotikaregulierungen in Deutschland bewerten Germanwatch und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) dafür noch immer als unzureichend. Wir schlagen deshalb mit einem heute veröffentlichten gemeinsamen Eckpunktepapier tiefgreifende Maßnahmen vor, um den zu hohen Antibiotikaeinsatz in der industriellen Tierhaltung endlich systematisch zu senken.

Unterstützt wird das Papier von 21 weiteren Verbänden aus Human- und Veterinärmedizin sowie Umwelt- und Tierschutz. Das Papier enthält folgende Kernempfehlungen:

  • Verbot der Reserveantibiotika zur Gruppentherapie, Metaphylaxe und Prophylaxe
  • Tierschutz verbessern anhand der Hauptfaktoren zur Reduktion von Antibiotikaverbräuchen und -resistenzen in der Tierhaltung
  • DART 2030 und Tiergesundheitsstrategie kohärent zueinander entwickeln und zügig umsetzen
  • Für die Überwachung, das Monitoring und die Evaluation auch in Deutschland die Erfassung des Antibiotikaeinsatzes in Dosis (DDDvet) statt in „Therapiehäufigkeit“ einführen
  • Risiken des Handels ins Auge fassen – Handel auf allen Ebenen

Das Eckpunktepapier wurde heute zusammen mit einem Bewertungsbogen und der Bitte um Stellungnahme an zentrale Akteur:innen aus den Bereichen Land- und Fleischwirtschaft, Handel und Ernährung, Pharma und Futtermittel, Human- und Tiermedizin sowie Umwelt und One-Health versendet, darunter Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Die eingehenden Antworten werden ausgewertet und im Laufe dieses Jahres in einem Report veröffentlicht.

Das Eckpunktepapier wird von einem breiten Bündnis von Organisationen aus der Human- und Veterinärmedizin sowie dem Umwelt- und Tierschutz unterstützt (Stand: 26.01.2023):

  • AnTiB – Antibiotische Therapie in Bielefeld
  • Ärzte gegen Massentierhaltung n.e.V.
  • Ärztenetz Bielefeld e.V.
  • BUKO-Pharma-Kampagne – Gesundheit und Dritte Welt e.V.
  • Bundesverband Tierschutz e.V.
  • Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V.
  • Centre for Planetary Health
  • Deutsche Umwelthilfe e.V.
  • Germanwatch e.V.
  • Liga für Hirtenvölker und nachhaltige Viehwirtschaft e.V.
  • mensch fair tier e.V
  • Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
  • medmissio – Institut für Gesundheit Weltweit
  • Mukoviszidose e.V. – Bundesverband Cystische Fibrose
  • Pestizid Aktions-Netzwerk e.V.
  • ProVeg e.V.
  • PROVIEH e.V.
  • Slow Food Deutschland e.V.
  • Tierärzte für Tiere
  • Tierärzte für verantwortbare Landwirtschaft e.V.
  • Verein demokratischer Ärzt*innen e.V.
  • Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten e.V.
  • VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz

Quelle: Germanwatch