foodwatch: „Der Fall Ferrero zeigt die Schwachstellen bei der Lebensmittelsicherheit“

Zur aktuellen Auswertung der Gesundheitsbehörde ECDC zum europaweiten Ferrero-Rückruf erklärt Dr. Chris Methmann, Geschäftsführer der Verbraucherorganisation foodwatch:

„Der Fall Ferrero zeigt die Schwachstellen bei der Lebensmittelsicherheit. Ferrero hatte bereits vor Weihnachten 2021 Salmonellen in seiner Produktion entdeckt, entschied sich für einen Rückruf aber erst zu Ostern des darauffolgenden Jahres. Der Konzern rückte erst dann mit der Sprache raus, als Behörden in Großbritannien misstrauisch werden, weil es verdächtig viele Salmonellen-Fälle gegeben hatte. Hätte Ferrero den Salmonellen-Befall in seinem Werk umgehend den Überwachungsbehörden gemeldet, hätten Verbraucher:innen überall in Europa viel schneller gewarnt werden können. Mit seinem zögerlichen Verhalten hat Ferrero die Gesundheit von hunderten Kindern aufs Spiel gesetzt.

Gravierende Lücken im System der Lebensmittelüberwachung hatten den Salmonellen-Fall um Ferrero erst so groß werden lassen. Statt sich auf die Schulter zu klopfen, brauchen wir dringend Reformen: Sowohl Lebensmittelhersteller als auch Behörden müssen per Gesetz dazu verpflichtet werden, Missstände immer sofort öffentlich zu machen.“

Hintergrund

Ferrero hatte erst Anfang April 2022 zugegeben, am 15. Dezember 2021 bei Eigenkontrollen in einem Werk in Belgien Salmonellen gefunden zu haben – der Konzern hatte das damals aber nicht den Behörden gemeldet. Vielmehr wurde der Fall erst öffentlich, nachdem die Gesundheitsbehörden in Großbritannien auf ungewöhnlich viele Salmonellen-Fälle stießen und Nachforschungen anstellten. Am 23. März konnten die britischen Behörden eine erste Verbindung zwischen den Fällen und Ferrero-Produkten herstellen und informierten darüber auch den Konzern. Trotzdem dauerte es dann noch einmal fast zwei Wochen, bis Anfang April, bis Ferrero die Behörden in Belgien informierte und erste öffentliche Rückrufe startete.

Die europäischen Gesundheitsbehörde ECDC mit Sitz in Stockholm hatte im Rahmen einer internationalen Tagung die Rückrufaktion rund um den Salmonellen-Ausbruch bei Ferrero gelobt: Eine schnelle Nachverfolgung und behördliche Warnungen hätten im vergangenen Jahr einen weltweiten Salmonellen-Ausbruch verhindert.

Quellen und weiterführende Informationen:

Quelle: foodwatch