AöL begrüßt mehr Kinderschutz in der Werbung

Ernährungsumgebung anpassen.

Kinder essen etwa doppelt so viel Süßwaren und Snacks wie von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlen, aber nur halb so viel Obst und Gemüse. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie des Robert-Koch-Instituts aus dem Jahr 2020. Zudem sind ca. 15 Prozent der Drei- bis Siebzehnjährigen in Deutschland übergewichtig, darunter knapp sechs Prozent adipös. Die Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller e.V. (AöL) begrüßt daher das Vorhaben der Bundesregierung, die Ernährungsumgebungen besonders für vulnerable Gruppen anzupassen und dies im Rahmen der Agrarministerkonferenz vom 22.-24.03. in Büsum zu diskutieren.

Mit dem Ende Februar vorgestellten Gesetzesvorhaben für mehr Kinderschutz in der Werbung hat Bundesminister Cem Özdemir die Pläne des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung (BMEL) zur Umsetzung des im Koalitionsvertrag verankerten Vorhabens, die Ernährungsumgebungen an vulnerable Gruppen anzupassen, veröffentlicht. Die Bemühungen im vergangenen Jahrzehnt, dies durch die freiwillige Selbstverpflichtung der Industrie zu erreichen, sind gescheitert. Vielmehr befinden sich die Werbeaussagen für Süßwaren 2021 auf dem bis dato höchsten Stand.

(Quelle: Statista Research Department: Entwicklung der Bruttowerbeaufwendungen für Süßwaren in Deutschland in den Jahren 2017 bis 2021, in: Statista, 17.03.2023,
https://de.statista.com/prognosen/197004/werbeausgaben-fuer-schokolade-und-zuckerwaren-in-deutschland-seit-2000 )

Die Herstellerinnen und Hersteller der AöL setzen sich seit 30 Jahren für die Transformation des Ernährungssystems ein – dazu gehören auch gesunde Lebensmittel aus gesunden Strukturen: „Wir sind uns der Verantwortung für die Gesellschaft bewusst und begrüßen ein konsequentes Handeln der Regierung“, so Matthias Beuger, Referent für Ernährung und Politik in der AöL.

Lebensmittel lediglich anhand einseitiger Nährwertprofile einzuordnen, wie es der aktuelle Vorschlag vorsieht, birgt jedoch Risiken. Erfahrungen mit Nährwertkennzeichnungen auf der Vorderseite der Verpackung zeigen, dass eine Bewertung von Lebensmitteln allein über Nährwertprofile zu mehr Zusatzstoffen und einem höheren Verarbeitungsgrad führt. Diese Entwicklung steht Forschungen, wie der zur NOVA-Klassifikation für Lebensmittel, entgegen. Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung kommt im 15. DGE-Ernährungsbericht zu dem Schluss, dass die Qualität verarbeiteter Lebensmittel und ihre physiologische Wirkung maßgeblich durch die angewendeten Verarbeitungsverfahren sowie durch die Art und Menge der verwendeten Zutaten bestimmt wird.

(Quelle: Behsnilian D, Bröder J, Tauer J, Mayer-Miebach E: Einordnung von Lebensmitteln nach dem Verarbeitungs-grad und Bewertung gängiger Klassifizierungssysteme in der Ernährungsforschung. In: Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hrsg.): 15. DGE-Ernährungsbericht. Vorveröffentlichung Kapitel 8. Bonn (2023) V1-V37
https://www.dge.de/15-dge-eb/vvoe/kap8 )

Neben den Nährstoffen ist somit vor allem die Qualität eines Lebensmittels ein essentieller Bestandteil bei der Beurteilung der physiologischen Wirkung und muss im Gesetzesentwurf berücksichtigt werden. „Erst dann werden die Werbeverbote an den richtigen Stellen wirksam“, so Beuger abschließend.

Die Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller e.V. (AöL) repräsentiert die Interessen der verarbeitenden Lebensmittelindustrie im deutschsprachigen europäischen Raum. Das Aufgabengebiet der AöL umfasst die politische Interessensvertretung sowie die Förderung von Austausch und Kooperation unter den Mitgliedern. Die über 120 AöL-Unternehmen, von klein- und mittelständischen bis hin zu international tätigen Betrieben, erwirtschaften einen Umsatz von über 4 Milliarden Euro mit biologischen Lebensmitteln. Die AöL ist in sämtlichen Belangen der ökologischen Lebensmittelverarbeitung Gesprächspartner für Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien.

Quelle: AöL