EU-Kommission legt Richtlinienentwurf zu grünen Werbeversprechen vor

WWF: Entwurf überfällig, aber nicht weitgehend genug.

Die EU-Kommission hat heute einen Richtlinienentwurf vorgelegt mit Anforderungen an umweltbezogene Werbung. Damit sollen umweltbezogene Aussagen besser reguliert werden. Die Umweltschutzorganisation WWF hält eine Regulierung für dringend geboten. Doch der vorliegende Entwurf greift zu kurz. „Mit dem vorliegenden Vorschlag setzt die Kommission zwar Mindestanforderungen. Aber das Ambitionsniveau ist insgesamt zu niedrig. Denn wesentliche Aspekte wie Biodiversität und Bodengesundheit bleiben in den derzeit vorgeschlagenen Methoden  außen vor. Und es gibt noch zu viel Spielraum für Verbrauchertäuschung durch Klimaneutralitätslabels“, sagt Maja-Catrin Riecher, Referentin für nachhaltige Agrarrohstoffe bei der Umweltschutzorganisation WWF Deutschland. Perspektivisch brauche es anstelle einer Regulierung rein umweltbezogener Werbung ein umfassenderes Nachhaltigkeitslabel, das zum Beispiel soziale und gesundheitliche Aspekte umfasst.

„Die Gesetzesinitiative ist notwendig und überfällig. Es gibt derzeit keine inhaltlichen Vorgaben und keine ausreichende Nachweispflicht für Werbung mit Umweltversprechen. Das ist eine Steilvorlage für das Greenwashing von Produkten und Unternehmen“, so Riecher. Positiv am EU-Richtlinienentwurf bewertet sie, dass überhaupt erstmals inhaltliche Anforderungen an Umweltlabels vorgesehen sind. Und laut Gesetzesentwurf darf ein Produkt nicht mehr nur auf Basis der Bewertung eines Einzelaspekts als “umweltfreundlich” oder “grün” deklariert werden. Die Zeit der Rosinenpickerei wäre damit vorbei.

Auch die von der Kommission vorgeschlagene Methode des „Product Environmental Footprint“, kurz PEF, ist grundsätzlich ein brauchbares einheitliches Rahmenwerk zur Analyse von Umweltfolgen. Aber die Methode bildet derzeit noch nicht alle relevanten Umweltauswirkungen von Produkten ab und führt deshalb derzeit noch zu einseitigen Schlussfolgerungen. „Die bisherige PEF-Bewertung lässt zum Beispiel die Auswirkungen auf die Biodiversität und weitere Umweltaspekte wie Bodengesundheit weitgehend unberücksichtigt. Somit kann ein Produkt auf dem Papier besser dastehen als in der Realität“, sagt Maja-Catrin Riecher. Grundsätzlich muss der PEF zukünftig um Methoden zur Bewertung von Biodiversität oder Bodengesundheit erweitert werden – und das insbesondere für Lebensmittel. Hieran wird bereits gearbeitet, zum Beispiel im BMUV-geförderten Projekt “Climate Impact of Foods”(CLIF).

Kritisch sieht der WWF auch, dass die Kommission der Kennzeichnung mit kompensationsbasierten „Klimaneutralität“-Claims keinen kompletten Riegel vorschiebt. „CO2-Reduktionsmaßnahmen müssen in der gesamten Wertschöpfungskette umgesetzt und nachgewiesen werden, alles andere ist inkonsequent und Augenwischerei gegenüber den Verbraucherinnen und Verbrauchern“, so Riecher.

Informationen zum CLIF-Projekt: www.food-impacts.com

Quelle: WWF