Studie der Allianz zu Lebensmittelpreisen: Vorwurf übermäßiger Gewinne nicht nachvollziehbar

Die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie widerspricht den Vorwürfen einer aktuellen Allianz-Studie zu Lebensmittelpreisen, die aus einer dazugehörigen Pressemeldung hervorgehen.

Stefanie Sabet, Geschäftsführerin und Leiterin Büro Brüssel, kommentiert die Darstellung: „In der nur wenige Seiten umfassenden Studie der Allianz wird richtigerweise festgestellt, dass die stark gestiegenen und nach wie vor hohen Produktionskosten in der Lebensmittelherstellung die Inflation zeitverzögert getrieben haben. Die Aussagen zu den Gewinnentwicklungen der Hersteller sind für uns allerdings weder nachvollziehbar noch methodisch belegt. Zudem die Studie den Einzelhandel als Hauptinflationstreiber darstellt (Zitat: “food retailers have historically driven most of the price increases over the recent past“, Seite 7), erscheint der Rückschluss auf angeblich ‚Profit-hungrige‘ Hersteller völlig unbegründet und fragwürdig.

Ebenso wenig finden sich in der Studie die Beispiele Milchprodukte, Eier, Obst und Gemüse. Die zentrale Aussage aus der Pressemitteilung kann daher nicht nachvollzogen werden. Aus unserer Sicht sind jegliche Anschuldigungen zu einer der gesamten Branche unterstellten Bereicherung substanzlos angesichts rückläufiger Absatzmengen und wiederholter Stagnation der Branchenkonjunktur sowie zunehmender Investitionszurückhaltung bei den Unternehmen. Rund 6.000 Betriebe der Ernährungsindustrie, davon 90 Prozent kleine und mittelständische Unternehmen (KMU), stehen in Deutschland vier großen Handelskonzernen gegenüber und sorgen damit für hohen Wettbewerb und Preisdruck. Es ist anzuzweifeln, dass Unternehmen unter diesen Bedingungen über einen langen Zeitraum unverhältnismäßig und ungerechtfertigte hohe Profite generieren können.“

Viele Faktoren müssen bei der derzeitigen Inflation von Lebensmitteln beachtet werden. Es ist für uns nicht ersichtlich, ob in dem beschriebenen „Inflationsmodell“ der Studie alle relevanten Faktoren und ihre längerfristigen Kollateraleffekte ausreichend berücksichtigt wurden. Denn: Deutschland war viel stärker von den zwischenzeitlich extremen Preissteigerungen bei Energie betroffen als andere Nationen. Der Kostendruck für die Produzenten, insbesondere in der energieintensiven Ernährungsindustrie, war hierzulande dadurch besonders stark. Ebenso muss berücksichtigt werden, dass es aufgrund des drohenden Gasmangels und der enorm gestiegenen Preise teilweise zu Einschränkungen bei der Produktion kam. Diese Einschränkungen ziehen meist weitere Kollateralschäden nach sich. Ebenso mussten Unternehmen in vielen Fällen an kurzfristigen „Back-Up-Lösungen“ im Falle eines akuten Gasmangels arbeiten, um somit die Produktion in absoluten Krisenfällen auch weiter zu ermöglichen. Die Anzahl von Unternehmen, die gar eine Insolvenz fürchteten, stieg zum damaligen Zeitpunkt stark an. Viele Unternehmen zehrten damals von guten Geschäftsjahren und brauchten finanzielle Puffer auf.

In der Ernährungsindustrie erwirtschaften rund 6.150 Betriebe einen jährlichen Umsatz von 186 Mrd. Euro. Mit über 638.000 Beschäftigten ist diese Branche der viertgrößte Industriezweig Deutschlands. Dabei ist die Branche klein- und mittelständisch geprägt: 90 Prozent der Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie gehören dem Mittelstand an. Die Exportquote von 35 Prozent zeigt, dass Kunden auf der ganzen Welt die Qualität deutscher Lebensmittel schätzen.

Quelle: BVE