Nierenerkrankungen sind in Deutschland weit verbreitet und können schwerwiegende Konsequenzen haben.
Sie treten häufig als Folge von Diabetes Mellitus und/oder Bluthochdruck auf und können oft mit einem nicht ausgeglichenen Säure-Basen-Status verbunden sein. Es ist bekannt, dass niedrige Basenspiegel das Fortschreiten einer chronischen Nierenerkrankung negativ beeinflussen. Ob dies auch auf das akute Nierenversagen zutrifft, haben nun US-amerikanische Forscher untersucht. Als Datenbasis diente eine Bluthochdruck-Studie. Es zeigte sich ein klarer Zusammenhang zwischen niedrigen Hydrogencarbonatspiegeln (≤24 mEq/l) und einem erhöhten Risiko für ein akutes Nierenversagen. Nach Erkenntnissen dieser Studie sollten insbesondere Patient*innen mit Bluthochdruck wie auch solche mit einer chronischen Nierenerkrankung auf eine ausreichende Zufuhr von Hydrogencarbonat achten. Dafür empfehlen sich hydrogencarbonatreiche Heilwässer ab etwa 1.300 mg Hydrogencarbonat pro Liter. Sie können helfen, eine adäquate Zufuhr zu erreichen und so zu einem ausgeglichenen Säure-Basen-Status beizutragen.
Nierenerkrankungen mit schwerwiegenden Folgen
Bei Nierenerkrankungen unterscheidet man grundsätzlich die chronische Nierenerkrankung und das akute Nierenversagen. Die chronische Nierenerkrankung, von der geschätzt über zwei Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind, führt zu einem langsamen über Monate oder Jahre voranschreitenden Verlust der Nierenfunktion. Ursache dafür sind meist Bluthochdruck und/oder Diabetes Mellitus. Das akute Nierenversagen hingegen kann innerhalb von Stunden oder wenigen Wochen eintreten und unbehandelt schnell zum Tod führen. Als Ursachen gelten eine chronische Nierenerkrankung sowie ausgeprägte Formen von Diabetes Mellitus, Bluthochdruck und Herz- oder Leberschädigungen. Auch Entzündungen, die den gesamten Körper betreffen oder Multiorganerkrankungen können zu einem akuten Nierenversagen führen.
Wissenschaftlich bewiesen ist, dass eine ausreichende Basenkonzentration in Form von Hydrogencarbonat im Blut das Voranschreiten der chronischen Nierenerkrankung verlangsamen kann. Ob auch ein Zusammenhang zwischen niedrigen Hydrogencarbonatspiegeln und dem akuten Nierenversagen besteht, war bisher noch unklar. Dies haben nun erstmals US-amerikanische Forscher untersucht.
Kann Hydrogencarbonat das Risiko für akutes Nierenversagen senken?
Um zu klären, ob ein Zusammenhang zwischen niedrigen Hydrogencarbonatspiegeln im Blut und dem Risiko für akutes Nierenversagen besteht, analysierte eine US-amerikanische Forschungsgruppe aus Colorado Daten aus der SPRINT-Studie (Systolic Blood Pressure Intervention Trial, Systolische Blutdruck-Interventionsstudie). In die Auswertung konnten 8.398 Bluthochdruckpatient*innen (Alter: 68 ± 9,4 Jahre; 36,4% Frauen; 63,6% Männer) einbezogen werden. Zu Beginn und anschließend alle drei Monate erhoben die Forscher verschiedene klinische Daten, darunter auch die Hydrogencarbonatspiegel der Proband*innen. Zum Vergleich der Daten wurden die Werte der Blut-Hydrogencarbonatspiegel in drei Gruppen eingeteilt: geringe (<24 mEq/l), mittlere (25-28 mEq/l) und hohe (>28 mEq/l) Hydrogencarbonatspiegel. Durch eine begleitende ärztliche Kontrolle der Teilnehmenden konnte ein akutes Nierenversagen zeitnah diagnostiziert werden.
Hydrogencarbonat senkt Risiko für akutes Nierenversagen bei Bluthochdruck
293 Bluthochdruckpatient*innen (3,5%) hatten nach durchschnittlich 3,3 Jahren ab Studienbeginn ein akutes Nierenversagen. Dieses trat bei Personen mit niedrigen Hydrogencarbonatspiegeln (6,1 % bei ≤24 mEq/l) öfter auf als bei denen mit normalen (2,8 % bei 25–28 mEq/l) oder höheren Hydrogencarbonatspiegeln (2,4 % bei >28 mEq/l). Das heißt, ein niedriger Hydrogencarbonatspiegel von ≤ 24 mEq/l war mit einem signifikant höheren Risiko für ein akutes Nierenversagen verbunden. Dieser Zusammenhang blieb auch nach Bereinigung um mögliche weitere Einflussfaktoren bestehen.
Schon eine Erhöhung des Hydrogencarbonatspiegels um 1 mEq/l senkte das Risiko für ein akutes Nierenversagen um 13 %. Dies galt sowohl für Personen, die schon eine chronische Nierenerkrankung hatten als auch für Personen, die noch nicht nierenerkrankt waren. Grundsätzlich zeigte die Studie, dass sämtliche Teilnehmenden, die bereits eine chronische Nierenerkrankung aufwiesen, häufiger an einem akuten Nierenversagen erkrankten, als die Probanden ohne chronische Nierenerkrankung (7,4 % vs. 1,8 %).
Hydrogencarbonatreiche Heilwässer unterstützen Nierenfunktion
Die hier vorgestellte Studie bestätigt, dass ein niedriger Hydrogencarbonatspiegel (≤24 mEq/l) bei Bluthochdruckpatient*innen einen Risikofaktor für die Entwicklung eines akuten Nierenversagens darstellt. Ein erhöhtes Risiko für akutes Nierenversagen besteht laut der Studie bei einer zu geringen Zufuhr von Hydrogencarbonat – egal ob bei einer vorliegenden chronischen Nierenerkrankung, bei Personen mit normaler Nierenfunktion oder bei Personen mit und auch ohne Bluthochdruck.
Obwohl Hydrogencarbonat nachweislich physiologische Wirkungen im Körper entfaltet, liegen aktuell keine Zufuhrempfehlungen und auch keine Daten zur Versorgungssituation vor. Eine ausreichende Zufuhr von Hydrogencarbonat bzw. Basen erscheint in bestimmten Lebenssituationen jedoch sinnvoll. Wie diese Studie zeigt, kann eine adäquate Zufuhr an Hydrogencarbonat bei Bluthochdruckpatient*innen dazu beitragen, ein Fortschreiten von Nierenschädigungen zu verzögern. Ebenso leistet Hydrogencarbonat bekanntlich einen positiven Beitrag zur Säure-Basen-Regulation und kann die körperliche Leistungsfähigkeit steigern, wie Studien gezeigt haben. Die ausreichende Zufuhr von Hydrogencarbonat lässt sich über eine pflanzenbetonte Ernährung mit viel Gemüse und Obst sowie hydrogencarbonatreiche Heilwässer mit einem Gehalt ab etwa 1.300 mg Hydrogencarbonat pro Liter erreichen. Natürliche Heilwässer liefern zudem die grundsätzlich notwendige Flüssigkeit für die Nieren.
J Kendrick, M Chonchol, Z You, A Jovanovich. Lower serum bicarbonate is associated with an increased risk of acute kidney injury. J Nephrol. 2021 Apr;34(2):433-439. doi: 10.1007/s40620-020-00747-8.
Folgender Link führt zum Abstract des Artikels:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32436182/