Der Sommer naht und viele träumen von der perfekten Bikinifigur. Doch lohnt es sich noch, im April mit dem Abnehmen zu beginnen? Und welche Methoden sind am effektivsten und gesündesten?
Uwe Knop, Ernährungswissenschaftler und Experte für nachhaltige Gewichtsreduktion, gibt wertvolle Tipps und beantwortet die wichtigsten Fragen rund um das Thema „abnehmen und schlank bleiben“. Erfahren Sie, wie Sie mit einer individuellen Ernährungs- und Lebensstilumstellung gesund abnehmen können und warum Diäten und Ernährungspläne nicht immer die beste Wahl sind.
Ich will im Sommer eine Bikinifigur: Lohnt es sich noch, jetzt, im April mit dem Abnehmen zu beginnen?
Mit einer moderat energiereduzierten Ernährung, die perfekt zu Ihrem Stoffwechsel, Lebensstil und Charakter passt, können Sie etwa 2 Kilogramm pro Monat gesund abnehmen. Wenn Sie also im Sommer statt Muffin-Top Ihr Top-Maß haben möchten, dann lautet die Empfehlung: Fangen Sie am besten direkt an! Denn von April bis Anfang Juli sind theoretisch noch 6 Kilogramm machbar.
Welche Diäten oder Ernährungspläne sind die besten für eine nachhaltige und gesunde Gewichtsreduktion?
Diäten und Ernährungspläne: Keine. Wer seinen Herzenswunsch ’schlanker werden und bleiben‘ wirklich aus tiefster innerer Überzeugung aktiv zum Leben erwecken möchte, der kann nur mit individueller Ernährungs- und Lebensstilumstellung etwa 2 Kilogramm pro Monat gesund abnehmen.! Bevor Sie starten, sollte ein „personal tabula rasa“ erfolgen: Stellen Sie einmal Ihr bisheriges Leben gründlich und komplett auf den Kopf, um sich selbst und Ihr eigenes Ich intensiv zu durchleuchten: Wer bin ich, warum sehe ich so aus, was will ich und was will ich nicht (mehr) in meinem Leben sehen?
Dabei muss man total ehrlich zu sich selbst sein – auch, um den Gewichtsursachen „ohne Scheuklappen“ konsequent auf den Grund zu gehen. Pure „nackte“ Selbstreflexion ist das Stichwort zum Start. Um nachhaltig Gewicht zu reduzieren, gehören
- ein gesunder Körper mit funktionierendem Stoffwechsel
- ein starker Wille
- Ausdauer
- krisenfestes Selbstvertrauen
- psychische und körperliche Belastungen/Entbehrungen und
- viel Aufwand dazu.
Schauen Sie sich dazu auch das zweiteilige FAQ-Videointerview auf „Focus Online Experts Special“ an – hier bekommen Sie die wichtigsten Antworten auf relevante Fragen zum erfolgreichen Abnehmen und schlank bleiben:
Muss ich dabei immer Kalorienzählen?
Auch wenn in der Wissenschaft die moderate Energiereduktion von minus 500 Kcal/Tag als „Schlüssel zum nachhaltigen Abnehmen“ gilt, so muss man nicht zwangsläufig Kalorienzählen. Denn diese 500 Kcal „weniger als der Tagesbedarf“ sind nur als grober Richtwert respektive als Sinnbild für „weniger Input“ zu sehen: Man muss die aktuell zugeführte Energie langfristig dezent reduzieren, damit der Körper sukzessive seine Fettreserven abschmilzt – und das idealerweise ohne großen Verzicht oder Umstellungen, die einem schwerfallen.
Daher kann es auch einen Versuch wert sein, einfach mal einzelne Lebensmittelgruppen, von denen man bekanntermaßen bedenklich viel konsumiert, zu reduzieren: beispielsweise auf Alkohol, Süßigkeiten und/oder Fleisch verzichten. Aus diesem Grund funktionieren Veganuary und Dry-January oft auch als „automatische Diät“ so gut. Am besten einfach mal ausprobieren, was zu Ihnen passt.
Wie kann eine gesunde Ernährung zur Gewichtsreduktion beitragen?
Sich individuell „gesund“ zu ernähren, also abwechslungsreiche, frische Lebensmittel von hoher Qualität zu essen, die einem wirklich guttun, die man mag und bestens verträgt/verdauen kann – das ist der Kern auch beim Abnehmen. Denn wer seinen Herzenswunsch ’schlanker werden und bleiben‘ wirklich aus tiefster innerer Überzeugung aktiv zum Leben erwecken möchte, der kann das nur mit individueller Ernährungs- und Lebensstilumstellung, die perfekt zu einem passt, schaffen.
Intervallfasten und Low-Carb gelten als die besten Methoden zum Abnehmen – stimmt das?
Ein klares Nein. Auch wenn beide Ernährungsformen immer wieder gerne als „supergesund“ und „beste Diäten“ gehypt werden, so muss man ganz klar feststellen: Weder für das – in etlichen frei erfundenen Stundenvarianten propagierte – Intervallfasten noch für den Verzicht auf Kohlenhydrate liegt irgendein wissenschaftlicher Beleg für deren überlegene „Gesundheitskraft“ oder bessere Abnehmwirkung vor. Wer abnehmen will, der kann das mit Intervallfasten oder Low-Carb machen – – wenn einem diese Art des Essens zusagt, weil sie zur Persönlichkeit passt und man damit langfristig gut klar kommt und zufrieden ist. Mehr dazu lesen Sie im „Großen Check: Das bringt Intervallfasten wirklich“ und im Hintergrundartikel zu Low Carb.
Gut zu wissen: Es gibt für keine der derzeit kolportierten Besser-Esser-Hypes einen Beweis als „beste Ernährungsform der Welt“. Die Empfehlung lautet daher: Vertrauen Sie beim ausschließlich auf den, der es am besten weiß – hören Sie auf Ihren Körper und seine intuitiven Signale Hunger. Lust, Sättigung und vor allem Verträglichkeit.
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Dieser Beitrag erschien zuerst auf FOCUS online-Experte
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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (u.a. Erfolgreich abnehmen und schlank bleiben, Springer 2022). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.