Wie hängen Klimakrise und Gesundheit zusammen? Darüber tauschten sich im April Medizinerinnen und Mediziner mit Klimaforschenden aus.
Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit können vielfältig sein – von der Ausbreitung vormals (sub-)tropischer Infektionskrankheiten bis hin zu Belastungen durch Extremwetterlagen.
„Eine globale Ernährungswende hin zu einem gesünderen, nachhaltigeren Speiseplan kann ein entscheidender Hebel sein, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen“, so Professor Dr. Hermann Lotze-Campen, Agrarökonom vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM). Außerdem bedrohe der Klimawandel die Preisstabilität. So könnten steigende Temperaturen die Nahrungsmittelinflation bis 2035 jährlich um 3,2 Prozentpunkte antreiben. Die Auswirkungen erstreckten sich über alle Nationen, wobei heiße Regionen von den höheren Preisen am stärksten betroffen seien. Eine stark pflanzenbetonte Ernährung hätte eine Verringerung der Treibhausgasemissionen zur Folge, insbesondere von Methan aus der Tierhaltung für die Fleisch- und Milchproduktion. Als Leitlinie für eine gesunde und umweltfreundliche Ernährung diene hier die EAT-Lancet Planetary Health Diet, das heißt eine flexible Ernährung mit einer großen Vielfalt an pflanzlichen Lebensmitteln und einer deutlichen Reduktion von tierischen Produkten.
Der globale Agrar- und Ernährungssektor sei für 25 bis 30 Prozent der Treibhausemissionen verantwortlich, in Deutschland seien es etwa 13 Prozent. Das heißt, wie sich Menschen ernähren, hat nicht nur Einfluss auf ihre persönliche Gesundheit, sondern auch auf gesundheitliche Folgekosten sowie verschiedene Umweltaspekte, etwa die Nitratbelastung im Grundwasser und die Ammoniakbelastung der Luft. Die gesundheits- und umweltbedingten Folgekosten des globalen Agrar- und Ernährungssystems beliefen sich aktuell auf über zehn Billionen US-Dollar (1 Billion = 1.000 Milliarden) pro Jahr, so der Wissenschaftler.
Was das Instrumentarium für eine Transformation betrifft, so hat der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im August 2020 eine umfassende Analyse unseres Ernährungssystems und seiner politischen Steuerung in Deutschland vorgelegt. Ein zentraler Aspekt ist dabei etwa die Ernährungsumgebung. Deren Einfluss werde unterschätzt und die individuelle Handlungskontrolle dagegen überschätzt. Die nachhaltige Lebensmittelauswahl sollte die einfache Wahl sein.
Quelle: Rüdiger Lobitz, www.bzfe.de