Die Wechseljahre sind eine Zeit des Wandels für den weiblichen Körper. Hormonelle Veränderungen können den Stoffwechsel verlangsamen und den täglichen Kalorienbedarf senken. Aber wie wirkt sich das auf die Ernährung aus? Lesen Sie diese und andere Fragen zur Ernährung in den Wechseljahren.

Wie verändert sich der Stoffwechsel einer Frau während der Wechseljahre und welche Auswirkungen hat dies auf die Ernährung?
In den Wechseljahren kommt es zu hormonellen Veränderungen, vor allem der Östrogenspiegel sinkt. Das kann vielfältige Auswirkungen haben, auch auf den Stoffwechsel – er kann langsamer werden, der Körper benötigt weniger Energie. Damit sinkt der tägliche Kalorienbedarf – und diese Frauen haben nicht mehr so viel Hunger. Das ist jedoch ein rein allgemein-theoretisches Konstrukt, denn Intensität und Ausprägung der Wechseljahre sind von Frau zu Frau absolut individuell – und genauso individuell sollte ihre Ernährung sein und bleiben.
Gibt es die eine besondere und beste „Menopausen-Diät“?
Nein, denn es gibt keinen wissenschaftlichen Beleg für die „perfekte postmenopausale Ernährung“. Niemand kann sagen: „Essen Sie so-und-so und Sie werden Ihr Gewicht halten, nicht dicker werden, Ihr Risiko für Osteoporose und Herzkreislauf-Erkrankungen senken und weniger Hitzewallungen und Schweißausbrüche haben.“ Das ist reines Wunschdenken (oftmals zur Verkaufsförderung bestimmter Diäten). Wir sind zwar umringt von etlichen Regeln und Ratschlägen zu gesunder Ernährung und täglich wird ein Tsunami neuer Studien veröffentlicht. Doch die Ergebnisse widersprechen sich oft und was überhaupt gesunde Ernährung ist, weiß bis heute niemand.
Sollten sich Frauen nach den Wechseljahren anders ernähren als davor?
Diese Frage kann nur jede Frau individuell für sich selbst beantworten. Unberührt davon gilt jedoch das biologische Universalcredo richtiger, also zu-mir-passender Ernährung – unabhängig davon, ob Frau noch fruchtbar ist oder schon in den Wechseljahren: Vertrauen Sie beim Essen primär auf Ihren eigenen Körper und seine innere Weisheit: Hören Sie auf seine Signale: Essen Sie nur, wenn Sie Hunger haben, worauf Sie echte Lust verspüren, was Ihnen wirklich schmeckt und vor allem ,was Sie gut vertragen, d.h. was Bauch und Darm problemlos verarbeiten können, ohne dass Sie Verdauungsprobleme bekommen. Diese einfache und natürlichste Form menschlicher Ernährung nennt sich: Intuitives Essen – und sie kann auch der Schlüssel zum Wohlfühlgewicht sein.
Gibt es spezielle Lebensmittel oder Diäten, die helfen können, typische Symptome der Wechseljahre wie Hitzewallungen oder Gewichtszunahme zu lindern?
Nein, grundsätzlich lassen sich hier keine allgemeinen Empfehlungen geben – dazu fehlt die Kausalevidenz (wissenschaftliche Beweise). Frauen, die sehr stark unter Hitzewallungen leiden, könnten es mal mit scharfem Essen probieren – wenn Sie es gut vertragen. Denn anders als landläufig angenommen erhitzt scharfes Essen den Körper nicht, sondern, ganz im Gegenteil, der enthaltene Scharfstoff Capsaicin aktiviert die „körpereigene Klimaanlage„, Chili kühlt, Darüber hinaus könnte Chili auch mögliche positive Effekte aus die Gesundheit ausüben. Wenn Frau also gerne scharf ist könnte ein ausgiebiger Chiligenuss hilfreich sein und das Leben cool erleichtern.
Wie kann eine gesunde Ernährung das Risiko für gesundheitliche Probleme nach den Wechseljahren, wie Osteoporose oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, reduzieren?
Das weiß niemand. Hierzu gibt es nur Hypothesen und Spekulationen ohne Relevanz für die einzelne Frau. Das liegt daran, dass in der Ernährungswissenschaft vollumfänglich die Beweise fehlen. Auch für die vielfach als übergesund gepriesenen Besser-Esser-Hypes wie Low-Carb, Intervallfasten, Keto, Paleo, Vegan oder Clean Eating gibt es keinerlei Nachweise für einen gesundheitlichen Zusatznutzen geschweige denn für eine „gesundheitliche Überlegenheit“.
Was sind die besten Tipps für das Abnehmen während der Wechseljahre und wie unterscheiden sie sich von allgemeinen Abnehmtipps?
Da gibt es keinen Unterschied. Die essenziellen Kernelemente sind gleich. Wer seinen Herzenswunsch ’schlanker werden und bleiben‘ wirklich aus tiefster innerer Überzeugung aktiv zum Leben erwecken möchte, der kann nur mit individueller Ernährungs- und Lebensstilumstellung etwa 2 Kilogramm pro Monat gesund abnehmen. Bevor Sie starten, sollte ein „personal tabula rasa“ erfolgen: Stellen Sie einmal Ihr bisheriges Leben gründlich und komplett auf den Kopf, um sich selbst und Ihr eigenes Ich intensiv zu durchleuchten: Wer bin ich, warum sehe ich so aus, was will ich und was will ich nicht (mehr) in meinem Leben sehen? Zum Abnehmen muss man auch nicht zwangsläufig Kalorien zählen. Wenn Sie das Projekt Gewichtsreduktion jetzt noch angehen möchten. hier finden Sie alles, was Sie wissen müssen:
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Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte
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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (u.a. Erfolgreich abnehmen und schlank bleiben, Springer 2022). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.