Mit einem hippen „Social-Media-Moove“ hat der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder zum gemeinsamen Döner-Essen geladen. Ernährungswissenschaftler Uwe Knop beleuchtet, was hinter dieser kulinarischen Aktion steckt.
Ein Bayerischer Ministerpräsident lädt zum Döner-Essen ein – saprolott, ist das wahr?
Ja, kein Witz. Markus Söder hat seine „Follower“ auf Instagram zum Döner-Essen eingeladen. Leider haben sich mit 45.000 Personen deutlich zu viel hungrige CSU-Fans beworben. Als Trostpreis gibt es daher noch nun noch Döner-T-Shirts. Aber immerhin hat „Team Döner Söder“ aus einem zwei Termine gemacht – und die „leckersten Highlights der kulinarischen Eigenpromotion“ werden sicher bald auf seinem Kanal „söderisst“ zu sehen sein. .
Warum gerade Döner in Bayern?
„Ich mag Döner“, sagt Söder. Aber der Hauptgrund wird sein, dass er via soziale Medien primär die jüngere Wählerschicht ansprechen will – und bei der Jugend ist der Döner „mit alles“ nun mal eine „lukullische Institution“, der Döner ist eine der beliebtesten Komplett-Mahlzeiten direkt auf die Hand. Mit Leberkäs´ oder Weißwuscht wäre die positive Resonanz auf den Söder-Post sicher deutlich reservierter ausgefallen. Nicht ohne Grund wird seit einigen Monaten eine „Dönerpreisbremse“ gefordert – doch Bundeskanzler Olaf Scholz und die Bundesregierung sind bislang dagegen. Da lädt die CSU doch gerne zum gefüllten Fladenbrot ein.
Dönerpreisbremse – was ist denn das?
Die Partei „Die Linke“ hat vorgeschlagen, den Döner staatlich zu subventionieren, damit er nicht immer teuer wird – das wurde dann besonders in den sozialen aber auch in klassischen Medien unter dem Stichwort „Dönerpreisbremse“ heiß diskutiert. Der Hintergrund ist durchaus gesellschaftlich relevant: In Zeiten permanent steigender Kosten geht es grundsätzlich um weiterhin bezahlbare Preise für alle Grundnahrungsmittel – und da gehört der Döner für viele de facto dazu; anscheinend auch für Söder.
Wenn Ministerpräsident Söder persönlich einlädt, da fragt man sich: Ist der Döner denn gesund?
Ein Döner ist aus vielerlei „gesunden Gründen“ nach offizieller ernährungswissenschaftlicher Lesart empfehlenswert – denn er liefert die pralle frische Gemüsevielfalt: Sowohl Rotkraut, Weißkraut und rote Zwiebeln als auch Eisbergsalat, Tomate und Gurken bieten neben den „klassischen“ Vitaminen und Mineralstoffen eine breite Palette sekundärer Pflanzenstoffe – wie zahlreiche Polyphenole/Flavonoide (z..B. Quercetin), die mit allerlei positiven Gesundheitsparametern in Verbindung gebracht werden (u.a. Herz- und Krebsschutz-Korrelationen) – das Ganze wird noch mit zwei der potentesten Arzneipflanzen Chili und Knoblauch geboostert. Jedes Gemüse liefert dabei seine eigenen gesundheitlichen Vorteile und trägt so zu einer ausgewogenen Ernährung bei – ob mit Fleisch oder vegetarisch als Falafelversion, das spielt bei der „Fladenbrotfxierten Phytopower“ dann keine entscheidende Rolle mehr.
Erfüllt der Döner die Anforderungen an eine gesunde Ernährung?
Ja, tatsächlich. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) will eine fleischreduzierte pflanzenbasierte Ernährung, in der auch Hülsenfrüchte nun eine explizite Empfehlung zukommt. Außerdem gilt noch immer die „5x-am-Tag“ Obst und Gemüse-Regel sowie reichlich Milchprodukte.
All diese Empfehlungen erfüllt beispielsweise ein Kichererbsen-Falafel-Döner mit Schafkäse, Rotkraut, Weißkraut, roten Zwiebeln, Eisbergsalat, Tomate und Gurke mit frischer Joghurt-Knoblauchsoße, „boostered by“ scharfem Chilipulver. Sechs Mal Gemüse, potente sekundäre Pflanzenstoffe, vegetarisch, abwechslungsreich, vielfältig, frisch zubereitet mit natürlichen, unverarbeiteten Zutaten und nicht hochkalorisch.
Mit Fleisch geht es natürlich auch DGE-konform, denn 300g/Woche werden seitens der DGE (maximal) empfohlen. Davon lassen sich locker drei „Originaldöner mit alles“ pro Woche essen.
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Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte
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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (u.a. Erfolgreich abnehmen und schlank bleiben, Springer 2022). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut. Kontakt: presse@echte-esser.de