Kartoffeln sind sehe beliebt – doch können sie auch das “Leben verlängern”? Ernährungswissenschaftler Uwe Knop beleuchtet neue Erkenntnisse zu diesem allgegenwärtigen Grundnahrungsmittel.
Was haben die Forscher in ihrer neuen Studie untersucht?
Kartoffeln sind ein Grundnahrungsmittel in vielen traditionellen Küchen, doch ihre Auswirkungen auf das langfristige Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (KHK) und die Sterblichkeit sind noch relativ unklar. Daher zielte diese neue Studie darauf ab, den Zusammenhang zwischen Kartoffelkonsum und Todesfällen aller Ursachen inklusive KHK-spezifischer Todesfälle über einen längeren Beobachtungszeitraum innerhalb einer Untersuchungsgruppe – eine sogenannte “Kohorte” – zu untersuchen, die gerne gekochte Kartoffeln konsumiert. Dazu analysierten die Forscher das Essverhalten norwegischer Erwachsener mit Fokus auf den wöchentlichen Kartoffelkonsum Daraus wurde ein Zusammenhang zwischen Kartoffelkonsum und dem Sterberisiko errechnet.
Welche Ergebnisse konnten die norwegischen Wissenschaftler beobachten?
Von den 78.000 Teilnehmern mit einem durchschnittlichen Ausgangsalter von 41 Jahren starben im etwa 40-jährigen Beobachtungszeitraum 28.000 Menschen. Teilnehmer, die mehr als 14 Kartoffeln/Woche aßen, hatten ein moderat geringeres Todesrisiko (unabhängig der Ursache) als Teilnehmer, die weniger als sechs Kartoffeln/Woche aßen. Der Kartoffelkonsum war demnach auch mit einem geringen Sterberisiko aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzinsuffizienz und akutem Herzinfarkt verbunden. Die Forscher resümieren daher. “In dieser Kohorte mit einem allgemein hohen Konsum von überwiegend gekochten Kartoffeln finden wir bescheidene, umgekehrte Assoziationen zwischen Kartoffelkonsum und Tod.” Oder einfacher: Wer viele Kartoffeln isst, der lebt länger! Aber Achtung. Diese Studie ein “Musterbeispiel” für die fehlende Evidenz (Beweise) in der Ernährungswissenschaft – denn sie zeigt das ganze Ausmaß der massiven Limitierungen dieses Forschungszweigs.
Warum ist diese Studie ein “Musterbeispiel” für die fehlende Evidenz (Beweise) in der Ernährungswissenschaft?
Wir sehen hier ausschließlich Korrelationen aus einer Beobachtungsstudie – aber keine Kausalevidenz! D.h. außer statistische Zusammenhänge, die keinerlei Ursache-Wirkungs-Beziehungen erlauben, sehen wir nichts – und damit auch nichts von medizinischer Relevanz. Und das ist bei allen Lebensmitteln und Ernährungsweisen immer das Gleiche: Man könnte hier die Kartoffeln durch Ballaststoffe, Obst und Gemüse oder Veganismus austauschen – denn genau so entstehen all die anderen “Wahrheiten zur gesunden Ernährung”: abgeleitet aus Korrelationen. Daraus lassen sich jedoch nur Hypothesen und Vermutungen generieren, jedoch niemals Kausalität. Und das ist nur eine der zahlreichen Limitierungen der “Glaskiugel Ernärhunsgwissenschaft” – es gibt noch viel mehr (die wichtigsten finden Sie hier).
Aber Kartoffeln sind doch eine gutes Lebensmittel, oder?
Auf jeden Fall. Kartoffeln sind das wertvollste, nährstoffreichste und vielseitigste Grundnahrungsmittel überhaupt. Kartoffeln sind reich an komplexen Kohlenhydraten, die dem Körper lang anhaltende Energie liefern. Sie enthalten außerdem wichtige Vitamine wie Vitamin C und B-Vitamine sowie Mineralstoffe wie Kalium. Ballaststoffe in Kartoffeln fördern eine gesunde Verdauung, regulieren den Blutzuckerspiegel und können das Sättigungsgefühl erhöhen. Kalium spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Blutdrucks. Die Erdäpfel können darüber hinaus zu zahlreichen Varianten leckerer Köstlichkeiten verarbeitet werden – sei als als Salz- oder Pellkartoffeln, als Kartoffelsalat und Knödel oder auch als eines der beliebtesten Lebensmittel überhaupt: Pommes frites. Gerade jetzt, wo die Temperaturen steigen und der Spaß im Freibad ruft, steigt auch der Hunger auf Pommes gefühlt „ins Unermessliche – und das hat seine ganz rationalen Gründe, denn diese unwiderstehliche Kombination ist ernährungsphysiologisch total logisch.
Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte
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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (aktuell „ENDLICH RICHTIG ESSEN“ (Aug- 2024)). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut. Kontakt: presse@echte-esser.de