Der Döner, eine Ikone des Fast Foods, steht möglicherweise vor einer großen Veränderung. Ernährungswissenschaftler Uwe Knop beleuchtet einen spannenden Antrag bei der EU, der das beliebte Gericht als ‚traditionelle Spezialität‘ schützen möchte.
Welchen Antrag hat die „International Doner Federation“ bei der EU gestellt?
Die türkische „International Doner Federation“ hat bei der EU den Antrag gestellt, den Döner als „traditionelle Spezialität“ zu schützen, Dabei fokussieren sich die „Dönerschützer“ ausschließlich auf das verwendende Fleisch (von mindestens 16 Monate alten Rindern und Lämmern), die Art des Marinierens, Schneidens und Aufspießens sowie die exakte Garzeit. Hingegen spielen in diesem Antrag die weiteren „kernrelevanten“ Bestandteile eines Döners wie Kraut, Zwiebeln, Salat oder Soße und Brot keine Rolle. Die EU-Kommission beschäftigt sich voraussichtlich noch im Sommer 2024 damit, ob der Döner künftig als „traditionelle Spezialität“ reguliert und geschützt werden soll.
Wie bewerten Sie diesen Antrag aus ernährungswissenschaftlicher Sicht?
Grundsätzlich finde ich es begrüßenswert, wenn die Verbraucher wissen, was sie kaufen – je mehr Transparenz, desto besser. Bei einer kompletten Mahlzeit sieht die Sachlage aber komplizierter aus. Der Döner besteht aus vielen Einzelkomponenten, die erst als „kulinarisches Gesamtwerk“ geschmack- und gesundheitlich überzeugen – oder eben nicht. Ein Döner ist nicht nur bestimmtes Fleisch – und wie man es mariniert, aufspießt, schneidet und gart. Diese „Handmahlzeit“ enthält ein wahres knackfrisches Kaufeuerwerk der vielfältigen Salatmelange aus Rotkraut, Weißkraut, roten Zwiebeln, Eisbergsalat, Tomate und Gurke mit frischer Joghurt-Knoblauchsoße, „boostered by“ scharfem Chilipulver. 6x Gemüse, potente sekundäre Pflanzenstoffe, abwechslungsreich, vielfältig, frisch zubereitet mit natürlichen, unverarbeiteten Zutaten und nicht hochkalorisch. Und das alles in einem (idealerweise) selbst gebackenen, krossen Brötchen oder knusprigen Fladenbrot kredenzt. Das verbinden die Menschen mit Döner. Daher ist der aktuelle Antrag zwar grundsätzlich gut gemeint, aber viel zu kurz gedacht.
Ist der Döner denn grundsätzlich als Teil einer „gesunden Ernährung“ empfehlenswert?
Ja, das tut er. Der Döner erfüllt sogar die neuen DGE-Richtlinien für gesunde Ernährung besonders gut. Die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) will eine pflanzenbasierte Ernährung, in der auch Hülsenfrüchte nun eine explizite Empfehlung zukommt. Außerdem gilt noch immer die „5x-am-Tag“ Obst und Gemüse-Regel sowie reichlich Milchprodukte. All diese Empfehlungen erfüllt ein Kichererbsen-Falafel-Döner mit Schafkäse, Rotkraut, Weißkraut, roten Zwiebeln, Eisbergsalat, Tomate und Gurke mit frischer Joghurt-Knoblauchsoße und und „schön scharf“. Jedes Gemüse liefert dabei seine eigenen gesundheitlichen Vorteile und trägt so zu einer ausgewogenen Ernährung bei – ob mit Fleisch oder vegetarisch als Falafelversion, das spielt bei der „Fladenbrotfxierten Phytopower“ dann keine entscheidende Rolle mehr.
Gibt es auch Promis, die sich öffentlich zum Döner „bekennen“?
Ja, der bayerische Ministerpräsident Markus Söder outet sich immer wieder auf Social Media als eingefleischter Dönerfan. Und der Ex-Fußballer Lukas Podolski hat sogar eine eigene Dönerimbiss-Kette gegründet.
Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte
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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (aktuell „ENDLICH RICHTIG ESSEN“ (Aug- 2024)). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut. Kontakt: presse@echte-esser.de