Zeckenstiche können nicht nur Krankheitserreger übertragen, sie können auch eine schwerwiegende Allergie auslösen.
In den vergangenen Jahren haben Medizinerinnen und Mediziner eine zunehmende Anzahl von Fällen des Alpha-Gal-Syndroms beobachtet. Diese seltene Allergie führt dazu, dass Betroffene plötzlich kein rotes Fleisch mehr vertragen. Aber wie genau entsteht das Syndrom, wie erkennt man es und welche Schutzmaßnahmen sind sinnvoll? Der folgende Artikel gibt einen Überblick über die Krankheit, ihre Behandlung und den besten Schutz vor Zeckenstichen.
In der Forschung wurde zuletzt eine auffällige Zunahme von Allergien gegen rotes Fleisch beobachtet, insbesondere in den USA. Betroffene berichten über allergische Reaktionen, die mehrere Stunden nach dem Verzehr von Rind, Schwein oder Lamm auftraten. „Überraschenderweise wurde festgestellt, dass diese Allergien häufig auf den Stich einer bestimmten Zeckenart, der sogenannten Lone-Star-Zecke, zurückzuführen sind“, sagt Dr. Utta Petzold, Dermatologin bei der BARMER. Diese Spinnentiere sind in den südlichen und östlichen Teilen der USA heimisch, breiten sich jedoch zunehmend auch in andere Regionen aus. Mit ihnen steigt die Zahl der Menschen, die nach einem Stich die beschriebene Fleischallergie entwickeln.
Alpha-Gal-Syndrom
Die durch den Zeckenstich ausgelöste Nahrungsmittelallergie wird als Alpha-Gal-Syndrom bezeichnet. Der Name stammt von einem speziellen Zuckermolekül, genannt Galaktose-alpha-1,3-Galaktose, kurz Alpha-Gal, das in den Zellen von nicht-menschlichen Säugetieren, also in der Regel in rotem Fleisch, vorkommt. „Bei einem Stich der Lone-Star-Zecke überträgt diese das Alpha-Gal-Molekül direkt über die Haut auf den Menschen, was das Immunsystem dazu veranlasst, Antikörper dagegen zu bilden. Diese können dann später nach dem Verzehr von rotem Fleisch eine allergische Reaktion auslösen“, sagt die Medizinerin.
Krankheitsbild
Menschen mit Alpha-Gal-Syndrom entwickeln allergische Reaktionen, die zwischen zwei und sechs Stunden nach dem Konsum von rotem Fleisch auftreten können. Typische Symptome reichen von Hautausschlägen, Juckreiz und Schwellungen bis hin zu Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. In schwereren Fällen können Atemnot, Schwindel oder gar ein anaphylaktischer Schock auftreten, der lebensbedrohlich sein kann. Im Gegensatz zu vielen anderen Lebensmittelallergien tritt die Reaktion nicht sofort nach dem Verzehr auf, sondern verzögert. „Das macht die Diagnose oft schwierig, da Betroffene die Symptome zunächst nicht mit dem Fleischkonsum in Verbindung bringen“, erläutert Petzold.
Behandlungsmethoden
„Eine Heilung ist aktuell nicht möglich. Die wichtigste Maßnahme für Menschen, die am Alpha-Gal-Syndrom leiden, besteht darin, den Konsum von rotem Fleisch strikt zu vermeiden“, sagt Petzold. Im Falle einer allergischen Reaktion können verschiedene Antihistaminika oder Kortikosteroide verschrieben werden, um die Symptome zu lindern. Menschen, die besonders schwere Reaktionen erleiden, sollten zudem immer ein Notfallset mit Adrenalin, Kortison, Antihistaminikum und Asthmaspray bei sich tragen, um im Falle eines anaphylaktischen Schocks schnell reagieren zu können.
Prävention
„Der beste Schutz vor dem Alpha-Gal-Syndrom besteht darin, Zeckenstiche zu vermeiden“, sagt Petzold. Erreicht werden kann dies durch eine Reihe von Vorsichtsmaßnahmen. Beim Aufenthalt in waldigen oder grasbewachsenen Gebieten sollte lange Kleidung getragen werden. Ist diese zudem hell, wird das Erkennen von Zecken erleichtert. Ebenso ist beim Gang in die Natur der Gebrauch von Zeckenschutzmitteln zu empfehlen. Nach dem Aufenthalt im Freien sollte der Körper gründlich auf Zecken abgesucht werden. Besonders bevorzugte Stellen sind Hautbereiche mit dünner Haut wie Kniekehlen, Bauchnabel, Achseln oder Nacken. Wird dabei eine Zecke entdeckt, sollte diese so schnell wie möglich entfernt werden. Mit Hilfe einer speziellen Zeckenkarte oder Pinzette sollte das Tier möglichst nah an der Haut gegriffen und langsam herausgezogen werden, ohne es dabei zu quetschen oder zu drehen. Je schneller eine Zecke entfernt wird, desto geringer ist das Risiko, dass Krankheitserreger übertragen werden. Übrigens sollten auch die eigenen Haustiere wie Hunde und Katzen regelmäßig auf Zecken untersucht werden, da diese die Parasiten ins Haus bringen können. „Auch wenn nicht jeder Zeckenstich das Alpha-Gal-Syndrom auslöst, ist es ratsam, mögliche Stiche ernst zu nehmen und präventive Maßnahmen zu ergreifen, um das Risiko zu minimieren“, rät Petzold.