Ausstieg aus dem Nutri-Score

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Wenn die Kriterien nicht gefallen.

Bei der Firma Danone wird das front of pack-labeling etwas übersichtlicher. Sie nimmt das Logo Nutri-Score von Teilen ihres Sortiments. Das Unternehmen gehörte zu den vehementen Befürwortern des Scores, der angeblich eine richtungweisende Information für die Verbraucher sein sollte. Sie sollten durch farbig unterlegte Buchstaben den gesundheitlichen Wert von Produkten im reichhaltigen Angebot des Handels besser beurteilen können. Als großer Konzern hatte man die Erwartung, die eigenen Produkte notfalls durch Modifizierungen auf eine gute Score-Farbe zu trimmen, um damit die Konkurrenz zu übertrumpfen. Allerdings keimt jetzt die Erkenntnis, dass auch mit allen Tricks des Lebensmittel-Designs manche Produkte nicht mit einem grünen „A“ zu bewerben sind. Klare Entscheidung im Unternehmen: Wenn diese Profilierung nicht klappt, soll der Verbraucher doch orientierungslos einkaufen. Geleitet von seinen Erfahrungen, dem individuellen Geschmack und seinen Präferenzen tut er das trotz der Lebensmittel-Ampel in der Regel ohnehin.

Der einmal mehr geänderte Algorithmus des Nutri-Scores durch ein modifiziertes Berechnungsmodell gefällt den Danone-Strategen nicht. Nach diesem Modell werden trinkbare Milchprodukte und pflanzenbasierte Drinks in eine Kategorie mit Softdrinks eingeordnet. Milch, Milchgetränke und Pflanzengetränke gelten danach als Getränke und nicht wie bisher als allgemeine Lebensmittel. In dieser für jeden Verbraucher nachvollziehbaren Einordnung sieht Danone eine nicht zu akzeptierende Verletzung von jahrzehntelangem wissenschaftlichen Basiswissen. Warum es seit Jahrzehnten wissenschaftliches Basiswissen ist, dass Milch kein Getränk ist, bleibt im Dunkeln.

Mit Danone verabschiedet sich ein Pionier des Scores im deutschen Markt schrittweise von der ehemals gepriesenen Verbraucher-Information. Der Schritt des Konzerns demaskiert die strategischen Absichten. Es ging weniger um eine sachliche Information für den gesundheitsbewussten Einkauf, sondern um Produkt-Positionierung im Wettbewerb. Ziel für das Produkt-Styling in den Food-Laboren war das grüne A. Sonst drückt das Marketing die Reset-Taste. So muss der ernährungsbewusste Verbraucher wieder die ausführlichen Nährwerttabellen auf der Verpackung beachten. Hier finden sich tatsächlich hilfreiche Informationen zu den Nahrungsbestandteilen und einer portionsbezogenen Kalorienaufnahme. Im Gegensatz zu einem farbigen Buchstaben ist das Transparenz. Und der Verbraucher kann selbst entscheiden, ob er ein Milchgetränk für ein Getränk oder ein Lebensmittel hält.