Nahrungsmittel und deren Produzenten, von den Landwirten bis zu den verarbeitenden Unternehmen, haben es nicht leicht. Die Ansprüche steigen.
Lebensmittel sollen nahrhaft und gesund sein. Regionale Herkunft ist wünschenswert. Nachhaltig soll die Produktion sein. Biodiversität gehört zu den Anforderungen. Klimaschonende Konzepte werden vom Ackerbau ebenso gefordert wie von einer tierwohlgerechten Nutztierhaltung. Der Mensch soll sich ressourcen- und umweltschonend ernähren. Und schmecken soll es natürlich auch noch. Das sind vernünftige Forderungen, an denen es wenig zu kritisieren gibt. Deren Erfüllung ist allerdings sehr komplex.
Auf den ersten Blick einfach und logisch erscheinende Lösungen sind oft nur zu kurz gedachte Agitation in der Hoffnung auf eine populistische Wirkung. Foodwatch, die Retter des Essens, wollen aktuell die Killer des Milchviehs werden. Mindestens 50 Prozent der fast 3.7 Mio. Milchkühe in Deutschland sollen zur Verbesserung der Klimabilanz abgeschlachtet werden. Die Aktivisten legen mit ihrem Report „Milchmärchen“ eine Milchmädchen-Rechnung vor. Milch und Milchprodukte sollen durch pflanzliche Alternativen ersetzt werden. Aber auch die alternative und sogar vegane Hafermilch schafft neue Probleme. So einfach, wie es ideologisch propagiert wird, funktioniert es nicht. Wo soll der Hafer in entsprechenden Mengen herkommen? Entsteht damit eine neue Monokultur? Hafer kann nicht ganzjährig geerntet werden. Ausreichende Ernten sind zudem witterungsabhängig. Entstehen klimaschädliche Importketten wegen der begrenzten Anbauflächen in Deutschland? Wir sind ohnehin schon groß darin, mit dem Anbau von Nahrungsmitteln verbundene Probleme ins Ausland zu exportieren und durch wenig klimafreundliche Logistikketten die erzeugten Produkte zu importieren.
Plakative Forderungen sind leicht in der Öffentlichkeit zu platzieren. Die Komplexität der Systeme muss dabei allerdings ausgeblendet werden. Das kann naiven Beifall und im Fall von Foodwatch Spendengelder bringen, trägt aber nicht zur Lösung der Herausforderungen bei.
Kommentar von Detlef Brendel