In einer Welt voller kulinarischer Experimente stellt sich eine Frage, die für Stirnrunzeln sorgt: Kann man Käse aus menschlicher Muttermilch herstellen? Ernährungswissenschaftler Uwe Knop beleuchtet dieses skurrile Thema.
Ist es möglich, Käse aus menschlicher Muttermilch herzustellen?
Grundsätzlich ja. Auch wenn Muttermilch eine andere Komposition und Relation an Inhaltsstoffen als „klassische Kuhmilch“ enthält, aus Menschenmilch Käse zu machen ist rein produktionstechnisch betrachtet machbar. Bereits vor über 10 Jahren kreierte der Tiroler Gourmet-Koch Daniel Angerer Käse aus Muttermilch. Dem Österreicher, der damals ein angesagtes Restaurant in New York betrieb, kam diese ungewöhnliche kulinarische Kreation in den Sinn, als seine Freundin ihre zehn Wochen alte Tochter stillte – und dabei soviel Milch produzierte, dass nach dem Abpumpen auch noch der Kühlschrank überquoll. „Uns war klar, das wir ziemlich viel davon wegschütten müssen. Aber dieses flüssige Gold einfach in den Abfluss gießen? Also dachten wir, ich bin ja Koch, lass uns Käse draus machen!“, sagte Angerer damals dem Sender FoxNews. Seitdem hört man nicht mehr viel davon – eigentlich seltsam, denn nachhaltiger, ökologischer und tierleidfreier lässt sich Käse kaum produzieren..
Ist Käse aus menschlicher Muttermilch vegan?
Wenn vegan als „tierleidfrei“ respektive „keine tierischen Lebensmittel oder Bestandteile“ interpretiert wird, dann definitiv ja. Menschlicher Muttermilchkäse ist vegan. Veganer könnten theoretisch auch die reine Muttermilch respektive daraus hergestellten Joghurt oder Kefir essen. Solange die Mütter ihre überschüssige Milch freiwillig und schmerzfrei an die Lebensmittelproduktion abgeben und ihre Säuglinge noch genug bekommen, sollte auch für Veganer nichts dagegen sprechen. Zumindest ganz grundsätzlich.
Mutter-, Ziegen-, Schaf- oder Kuhmilchkäse – welcher ist der beste, leckerste, gesündeste Käse?
Das weiß niemand. Selbst für die gängigen Tiermilchkäse von Ziegen-, Schaf- oder Kuhmüttern gibt es keine wissenschaftlichen Beweise für die „beste Gesundheitswirkung“. Und was am besten schmeckt, das obliegt ohnehin nur der eigenen Entscheidung basierend auf individuellen Geschmackspräferenzen.
Warum haben manche Menschen eine intuitive Abneigung gegen Muttermilchkäse?
Viele finden es komisch, Milch oder Milchprodukte der eigenen Spezies Menschen zu konsumieren. Woher das kommt, ist unklar. Diese Diskrepanz Tiermilch ja – Muttermilch nein“ verwundert im ersten Moment ein wenig. Denn warum mögen Menschen keinen Muttermilchkäse, trinken und essen aber, was bei einem Tier aus der Brust kommt? Vielleicht liegt evolutionsbiologisch eine „archaische Aversion“ in unseren Genen, um Kannibalismus schon im „Keim zu ersticken“. Diese Frage sollte einmal wissenschaftlich untersucht werden – die grundsätzlichen und individuellen Antworten wären sicher extrem spannend.
Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte
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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (aktuell „ENDLICH RICHTIG ESSEN“ (Aug- 2024)). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.
Kontakt: presse@echte-esser.de