Von Wasser bis Wein: Was ist nach der Sauna wirklich gut für Sie? Die Debatte um das richtige Trinkverhalten in und nach der Sauna erhitzt die Gemüter.
Ernährungswissenschaftler Uwe Knop lüftet die Geheimnisse rund um Flüssigkeitsaufnahme, Durstgefühl und Alkoholkonsum.
Um die „Gretchenfrage“ beim Thema Sauna & Trinken ranken sich viele Mythen: Sollte man besser erst am Ende des Saunierens oder bereits zwischen den Gängen trinken?
Die Frage, ob man wegen des Flüssigkeitsverlustes bereits zwischen den Saunagängen oder erst am Ende des Saunierens trinken sollte, wird oft kontrovers diskutiert. Früher wurde das „Zwischendrintrinken“ meist abgelehnt, weil man befürchtete, dadurch die Entgiftungseffekte zu beeinträchtigen. Doch das ist ein veralteter Mythos, für den es noch nie Beweise gab – und der deshalb nicht mehr gilt. Aber: Heutzutage weiß man auch nicht viel mehr. Dazu sagt der Deutsche Sauna-Bund e.V.: „Leider lassen sich neuere Arbeiten zu diesem Thema nur schwer finden.“ Auch laut Nierenspezialisten der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie e. V. „liegen derzeit keine wissenschaftlichen Daten vor, um eine entsprechende Bewertung vorzunehmen.“. Ergo bleibt die Schlussfolgerung, dass der Gesunde al gusto nach seinem individuellem Durstgefühl trinken sollte – also entweder zwischendurch und/oder nach Beendigung der Saunaprozedur, so wie es einem gut tut und wie man sich persönlich am besten dabei fühlt.
Welche Art von Getränken sind am besten geeignet, um den Flüssigkeitsverlust durch das Schwitzen in der Sauna auszugleichen?
Auch das ist mehr eine Glaubens-, Geschmacks- und Gefühlsfrage. Man sollte das trinken, womit man sich am wohlsten fühlt. Denn es gibt keine wissenschaftlichen Belege, ob z.B. warmes oder kaltes Wasser mit oder ohne Kohlensäure, Schorle, ein Saft oder ein isotonischer Softdrink die beste Wahl während und nach der Sauna sind.
Wie viel sollte man trinken, um die durch Saunieren verlorene Flüssigkeit zu ersetzen?
Das hängt ganz individuell sowohl von der Intensität, der Dauer, der Hitze und der Anzahl an Saunagängen ab als auch vom persönlichen Stoffwechsel. Dazu gibt es keine „Mengenvorgaben“. Wichtig ist: Auf den gesunden Durst hören und so viel trinken, dass man mit Wasser gesättigt ist und sich richtig erfrischt und gut fühlt.
Kann das Trinken von Alkohol vor oder nach dem Saunabesuch gesundheitliche Auswirkungen haben?
Das hängt von der Menge ab. Generell hat Alkohol einen gleichen Effekt wie das Saunieren: Die Gefäße erweitern sich, wir geben Hitze ab. Manche Menschen mögen diesen „Booster-Effekt“ nach der Sauna und genießen daher gerne anschließend ein Gläschen Wein oder Bier. Auch hier gilt wieder die folgenden Fragen ehrlich reflektiert zu beantworten: Wie fühle ich mich dabei, wie gut tut mir das? In moderaten Mengen bei bester Verträglichkeit und einem Top-Feeling spricht „aus liberaler Sicht“ erstmal nichts dagegen. Chacun à son goût – jeder nach seinem Geschmack. Man sollte es aber nicht übertreiben, denn viele physiologischen Effekte sprechen tatsächlich gegen Alkohol nach dem Saunieren – und besonders währenddessen. Mehr dazu lesen Sie hier auf Focus-Online.
Generell gibt es die Empfehlung, mindestens 1,5 Liter bis 2 Liter Wasser pro Tag zu trinken – gibt es dafür Beweise?
Nein. Vergessen Sie diesen ganzen „So trinken Sie richtig“-Nonsens am besten. Denn – wie immer gilt auch hier das ökotrophologische Universalcredo: Nichts Genaues weiß man nicht. Ergo: Alle Tipps sind frei von Kausalevidenz (Ursache-Wirkungs-Beziehungen=, Beweise für deren „Wirksamkeit“ existieren nicht. Nur einer weiß Bescheid, und zwar nur der: Ihr eigener Körper. Und zum Trinken hat uns die Evolution mit einen ganz wunderbar feinfühligen „Biomelder“ ausgestattet: den Durst. Sind Sie gesund, dann hören und vertrauen Sie auf Ihren Durst – und trinken, wenn sie ihn spüren. Ihren Wissensdurst zum Durst stillen diese ernährungswissenschaftlich fokussierten Fragen und Mythen zum Trinken – und die gelten sowohl für die Freizeit und in der Sauna als auch für das Arbeitsleben und überall, denn natürlich-intuitives Trinken ist absolut individuell.
Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte
____
Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (aktuell „ENDLICH RICHTIG ESSEN“ (Aug- 2024)). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.
Kontakt: presse@echte-esser.de