Die Debatte um Nahrungsergänzungsmittel für Kinder erhitzt die Gemüter.
Ernährungswissenschaftler Uwe Knop liefert aufschlussreiche Einblicke und rät zu einer natürlichen Alternative.
Was hat der aktuelle Stiftung Warentest zu Nahrungsergänzungsmitteln für Kinder ergeben?
Die Stiftung Warentest wollte wissen: „Tun Eltern mit extra Vitaminen und Mineralstoffen Kindern etwas Gutes? Sind Nahrungsergänzungsmittel (NEM) für Kinder grundsätzlich sinnvoll? Oder können sie vielleicht sogar schaden?“ Dazu haben die unabhängigen Tester 18 verschiedene NEM für Kinder geprüft, darunter bekannte Marken wie Rotbäckchen, Orthomol, Sanostol und Doppelherz – das Ergebnis „ist verheerend. Unser Test zeigt, warum die Mittel bestenfalls unnötig und schlimmstenfalls riskant sein können.“ Viele deutsche Studien hätten gezeigt: Es gibt keine allgemeine Unterversorgung in dieser Altersgruppen. Darüber hinaus fehlen Studien, die positive Effekte belegen. Aber: Es besteht die Gefahr von Nebenwirkungen, wenn diese „Kinder-NEM“ die empfohlenen Höchstmengen überschreiten – was fast immer der Fall war, und zwar bei 15 der 18 Test-NEM. Ergo lautet die Empfehlung an alle Eltern: Spart euch das Geld für teure NEM und investiert lieber in hochwertige, abwechslungsreiche und frische Lebensmittel für eure Kinder!
Sind diese Erkenntnisse grundsätzlich neu?
Nein. Dazu hat beispielswiese das Bundeszentrum für Ernährung im Sommer 2024 erneut Klartext geschrieben: „ Kinder brauchen in der Regel keine Nahrungsergänzungsmittel . Hinzu kommt: Viele der für Kinder beworbenen Produkte enthalten höhere Nährstoffmengen als empfohlen. Obwohl viele Eltern das bisweilen spezielle, wenig abwechslungsreiche Essverhalten ihrer Kinder beklagen: Studien zufolge gilt deren Nährstoffversorgung allgemein als ausreichend.“ Lediglich für Säuglinge und Kleinkinder gelte die Empfehlung, über einen bestimmten Zeitraum Vitamin D zu supplementieren. Vom Kinderarzt verordnete Vitamin-D-haltige Arzneimittel werden laut Bundeszentrale für Ernährung von den Krankenkassen erstattet. Das gelte aber nicht für Nahrungsergänzungsmittel.
Die Verbraucherzentralen raten ebenso dazu, das anzuwenden, was auch für Erwachsene gilt: Kinder sollten Nahrungsergänzungsmittel nur nach ärztlicher Diagnose erhalten.
Wie können Eltern eine gesunde Ernährung für ihre Kinder sicherstellen, ohne auf Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen zu müssen?
Eltern sollten sich an folgende, ganz einfache Grundprinzipien der richtigen Ernährung von Kindern orientieren: Merken Sie sich dazu einfach die 3V: Vorleben, Vielfalt, Verfügbarkeit. Eltern sollten Vorleben, dass Essen etwas sehr Schönes ist. Darüber hinaus bieten Mama, Papa, Oma und Opa idealerweise immer Vielfalt zum Essen an – das heißt, im Haushalt ist immer abwechslungsreiches, gutes frisches Essen verfügbar.
Wichtig ist auch: Lernen Sie die Gefühle Ihres Kindes kennen. Wann hat es Hunger, wann ist es satt, wie gut fühlt es sich nach dem Essen? Je besser Sie Ihr Kind kennen, desto besser verstehen Sie sein Essverhalten – und desto besser können Sie es mit dem versorgen, was es wirklich braucht. Geben Sie dem Kind das, was es gerne isst.
Und wie sieht es mit Vitaminpillen für gesunde Erwachsene aus?
Weder Kinder noch gesunde Erwachsene brauchen Vitamine & Co,. So haben zahlreiche neue Studien und TV-Tests die Unwirksamkeit von Vitamintabletten entlarvt: Kein Herzschutz. Keine Gewichtsreduktion, Kein „Longevity“;. Das gilt im Übrigen auch für das gehypte „Wundermittel“ Vitamin D.
Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte
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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (aktuell „ENDLICH RICHTIG ESSEN“ (Aug- 2024)). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.
Kontakt: Uwe Knop auf LI