Integration durch hauswirtschaftliche Bildung

Veröffentlichung honorarfrei bei Link zu: food-monitor.de

Ein Best-Practice-Beispiel.

Was genau steckt eigentlich hinter „hauswirtschaftlicher Bildung“? Sie vermittelt Alltagskompetenzen rund um alle Bereich der Daseinsvorsorge wie Wohnen, Essen, Kleidung und Mobilität. Durch den hohen Bezug zur eigenen Lebenswirklichkeit ergeben sich in der Hauswirtschaft berufliche Einstiegsmöglichkeiten für Menschen mit Beeinträchtigungen, die angeleitet und unterstützt Tätigkeiten in der Hauswirtschaft verrichten. Aber auch für Menschen, die noch nicht gut Deutsch sprechen wie kürzlich Zugewanderte, kann die Hauswirtschaft ein Start ins Berufsleben sein.

„Hauswirtschaftliche Bildung leistet einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag zur Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele“, würdigte Dr. Isabell Kempf, Direktorin des UNESCO Institute for Lifelong Learning, den gesellschaftlichen Stellenwert der Hauswirtschaft. Wichtige zukunftsfähige Schlüsselkompetenzen wie nachhaltiges Wirtschaften, Kompetenzen in der Gesundheitsprävention, aber auch lebenspraktische Fertigkeiten und soziales Miteinander würden darüber vermittelt. Vor allem in der Erwachsenenbildung leiste Hauswirtschaft eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe für die Integration und Teilhabe von Menschen, führte Kempf in ihrem Vortrag auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hauswirtschaft Ende September 2024 an der Hochschule Fulda weiter aus.

Einblicke in erfolgreiche hauswirtschaftliche Bildungsprogramme erhielten die rund 100 Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer im Rahmen von Exkursionen. Beispielweise bei einem Rundgang durch das Gelände der inklusiven Fuldaer Bürgerstiftung mit dem Titel „Antonius – gemeinsam Mensch“. Die seit 120 Jahren bestehende Stiftung setzt sich dafür ein, die Start- und Lebensbedingungen von Menschen mit Beeinträchtigungen nachhaltig zu verbessern und umspannt ein nahezu alle Lebensbereiche umfassendes Netzwerk, das über Fulda hinaus wertschöpfend tätig ist und die Lebensqualität aller Fuldaer Bürger nachhaltig verbessert.

Die Stiftung gliedert sich in vier Schwestergesellschaften, die engmaschig miteinander verzahnt sind: So wird das in der Gärtnerei gewonnene Saatgut auf den eigenen Feldern ausgesät. Die auf dem landwirtschaftlichen Bioland-Betrieb erzeugten Getreide und Gemüse werden im Hofladen und Handel verkauft und in den eigenen Schulcafeterien und in der Betriebskantine zubereitet. Zahlreiche Einrichtungen in Fulda beziehen Brot und Backwaren aus der Antonius Bäckerei. Die auf dem Hof erzeugte Milch wird pasteurisiert, als Joghurt oder Käse verarbeitet und in den Betreuungseinrichtungen von Kita, Jugendhilfe bis Seniorentagestätte und in den Cafés konsumiert.

Ihren Fähigkeiten entsprechend wohnen und arbeiten in allen Betriebszweigen 320 Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen zusammen. Die Fähigkeiten jedes Einzelnen werden im Frühförderzentrum, in der Kita und Schule bis hin zur Berufswerkstatt entwickelt und begleitet. Ziel ist, die Menschen bestmöglich zu qualifizieren und in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Im Tagungskloster Frauenberg beispielsweise haben auf diese Weise über 100 Mitarbeiter mit und ohne Beeinträchtigung einen vollwertigen Arbeitsplatz in den Bereichen Küche, Service, Konditorei, Rezeption, Housekeeping, Gärtnerei, Wäscherei und Schneiderei gefunden.

Ute Gomm, www.bzfe.de

Weitere Informationen:

Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hauswirtschaft e. V. (dghev): www.dghev.de/termine/dgh-jahrestagung-2024

UNESCO Institut für lifelong learning (UIL) Hamburg: www.uil.unesco.org/en

Antonius – gemeinsam Mensch: www.antonius.de