Mischbrot neu gedacht – Vollkornmehlwurmbrot nun in der EU erlaubt!

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Mehlwurmbrot und Grillen-Snacks: Die neuen Superfoods aus der Insektenwelt. Die EU öffnet die Tür für eine kulinarische Revolution: Neue Insekten auf unseren Tellern. Ernährungswissenschaftler Uwe Knop beleuchtet, was hinter dem Trend steckt.

Mit KI erstellt

Welche neuen Insekten-Lebensmittel sind ab Februar 2025 in der EU erlaubt?

Ab 10. Februar erweitert sich unser Speiseplan: Die EU lässt erstmals ein UV-behandeltes Mehlwurmpulver zu. Nach der neuen europäischen Verordnung dürfen künftig bis zu vier Prozent des neuartigen Insektenmehls in Grundnahrungsmitteln wie Brot oder Kuchen enthalten sein. Vielleicht bieten hiesige Bäckereien schon bald Dinkel-Vollkorn-Mehlwurmbrot an – da bekommt das klassische „Mischbrot“ gleich eine ganz andere Bedeutung. Ein weiterer Zusatznutzen sehen die „Mehlwurmpulverisierer“ in der UV-Behandlung: Dadruch steige der Vitamin-D-Gehalt im Wurmpulver, sodass die neue Zutat in Nahrungsmitteln als Vitaminlieferant dienen kann. Das ist aber grundsätzlich unnötig, denn Vitamin D produzieren wir Menschen selbst – über die Nahrung nehmen wir kaum relevante Mengen auf.

Welche gesundheitlichen Vorteile hat der Verzehr von Insekten im Vergleich zu bisherigen Proteinquellen?

Richtig ist, dass viele Insekten eine reichhaltige und hochwertige Proteinquelle darstellen – auch das „neuartige Lebensmittel Tenebrio molitor“ (Mehlwurm). Auch deshalb hat die EU sie als Lebensmittel zugelassen. Ob der Verzehr von Insekten jedoch gesundheitliche Vorteile im Vergleich zu traditionellen Proteinquellen bietet, das weiß bislang niemand. Auch ob ein langfristiger Konsum von „Grillen vom Grill & Madenbraten“ unsere Gesundheit fördert oder nicht, das ist derzeit noch völlig offen.

Welche Bedenken gibt es in Zusammenhang mit dem Verzehr von Insekten?

Auch das ist bislang noch weitgehend unklar. Daher gibt es derzeit nur den Allergiehinweis als Vorgabe: Bei Lebensmitteln, die zugelassene Insekten enthalten, muss in der Zutatenliste auf dem Etikett stehen, um welche Insektenart es sich handelt.

Darüber hinaus muss darauf hingewiesen werden, dass diese Zutat bei Menschen, die gegen Krebstiere, Hausstaubmilben oder ggf. Weichtiere allergisch sind, allergische Reaktionen auslösen kann.

Gibt es in Deutschland und Europa bereits Insekten-Lebensmittel mit offizieller „Zulassung“? 

Ja, bereits seit 2023 dürfen Insekten auch in der Europäischen Union legal als Lebensmittel angeboten werden. Dazu gehören: Larven des Mehlkäfers und Getreideschimmelkäfers, Wanderheuschrecke und Hausgrille. Sie werden meistens als Pulver weiterverarbeitet. Voraussetzung: Als sogenannte „neuartige Lebensmittel“ müssen sie vorher – im Gegensatz zu herkömmlichen Lebensmitteln – von der Europäischen Kommission nach der Novel-Food-Verordnung zugelassen worden sein. Die Hersteller müssen für jedes einzelne Insekt einen Zulassungsantrag stellen und wissenschaftliche Daten liefern. Auf dieser Basis wird ihre gesundheitliche Unbedenklichkeit geprüft, bevor Insekten als Lebensmittel auf den Markt gelangen. In Asien, beispielsweise in Thailand, gehören Verkaufsstände mit Bambuswürmern, Skorpionen oder Käfern längst zum Alltag.

Ist der Verzehr von Insekten hierzulande zu empfehlen? Wer sollte Raupen, Maden & Co. essen? 

Eine allgemeine Empfehlung gibt es nicht. Hier gilt das „Universalcredo“ wie bei allen Lebensmitteln: Die intuitive Ernährung, also unsere Körperweisheit soll entscheiden: Wem Insekten lecker schmecken und wer sie gut verträgt, der kann sie gerne essen. Wer sie „mit Brechreiz“ verabscheut oder davon Bauchschmerzen bekommt: besser nicht essen. Wer darüber hinaus noch seine Ethik, also seinen individuellen Wertekompass, mit in die Entscheidung einbezieht. der ist auf dem besten Weg zu seiner persönlich perfekten Ernährung. Denn „gesund essen“ ist im Grunde genommen ganz leicht – dazu gibt es diese drei einfachen Regeln, die jeder kennen sollte

Wie bereite ich Insekten als Anfänger zu, um die „native Verzehraversion“ zu umgehen?

Wer eine natürliche Abneigung („native Aversion“) verspürt, in eine Made oder Larve zu beißen, aber dem Trieb seiner kulinarischen Neugier nicht widerstehen kann und sie trotzdem probieren möchte, hier der „Starter-Tipp“: Am besten schön dick mit grobem Pankomehl panieren und knusprig kross frittieren – frisch frittiert schmeckt fast alles lecker.

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Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte

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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (aktuell „ENDLICH RICHTIG ESSEN“ (Aug- 2024)). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.

Kontakt: Uwe Knop auf LI