Dinkel (Triticum aestivum ssp. spelta) gehört zur großen Weizenfamilie. Es ist die dem klassischen Brotweizen am engsten verwandte Getreideart.
Da man keine Wildformen kennt, geht die Wissenschaft davon aus, dass Dinkel aus einer Kreuzung von Weizen und Emmer auf natürliche Weise im Feld entstanden ist. Zwar ist Dinkel noch nicht so stark züchterisch verändert und beeinflusst worden, eine Einordnung unter „Urgetreide“ wäre aber kaum gerechtfertigt: Die ältesten Sorten die es gibt sind vielleicht 100 bis 200 Jahre alt, werden aber heute nicht mehr angebaut.
Im Mittelalter war Dinkel, auch „Schwabenkorn“ genannt, ein wichtiges Nahrungsmittel. Er verlor erst im frühen 20. Jahrhundert an Bedeutung, vor allem wegen des geringeren Kornertrags pro Fläche im Vergleich zu Weizen. Außerdem ist im Gegensatz zu Weizen noch ein weiterer Arbeitsschritt nötig, um das Korn aus den festsitzenden Hüllspelzen zu befreien. Die Verwendung beschränkte sich früher fast ausschließlich auf Grünkern; das ist unreifes, gedarrtes Dinkelkorn.
Erst in den letzten 20 bis 30 Jahren wurde Dinkel als hochwertiges, schmackhaftes und vielseitiges Getreide wiederentdeckt und erlebt seitdem eine Renaissance, Tendenz stark steigend. Das Kornertragspotenzial von modernen Dinkelsorten liegt heute auch bei 70 bis 85 Prozent von Winterweizen.
Grundsätzlich kann man bei nahezu allen Rezepten Weizenmehl durch Dinkelmehl ersetzen. Allerdings ist auch bei der Verarbeitung von Dinkelmehl das Know-how des Bäckers gefragt. Dinkel verfügt über einen höheren Klebergehalt als Weizen, allerdings mit anderen Eigenschaften: elastischer, mit weniger Dehnwiderstand und geringerer Teigstabilität. Dinkelteige sollten beispielsweise im Vergleich zu Weizenteigen weniger intensiv geknetet werden und die geringe Wasseraufnahmefähigkeit von Dinkelmehl muss mit Hilfe von Vorteigen oder Brühstücken gesteigert werden.
Beim Backen mit Vollkornmehlen muss ohnehin mehr Flüssigkeit zugesetzt werden, ganz klassisch zum Beispiel über ein Brühstück. Dazu werden 10 bis 20 Prozent des Vollkornmehls mit der gewichtsgleichen Menge kochendem Wasser übergossen, so dass die Stärke teilweise verkleistert. Das aufgenommene Wasser erhöht dann die Teigausbeute. Dinkelmehl gibt es in den Mehltypen 630, 812 sowie 1050 und als Vollkornmehl.
Obwohl viele denken, dass sie keinen Weizen wohl aber Dinkel vertragen, konnten intensive wissenschaftliche Studien dieses Phänomen bisher nicht erklären. Möglicherweise hängt die Verträglichkeit eher mit dem Herstellungsprozess (Stichwort: lange Teigführung) als mit dem Getreide selbst zusammen.
Quelle: Rüdiger Lobitz, www.bzfe.de