ProVeg-Preisstudie 2024: Pflanzlicher Warenkorb beim Discounter erstmals günstiger als tierischer

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Aufpreis für pflanzliche Alternativen fällt im Schnitt auf 16 %.

In den letzten zwei Jahren ist der Aufpreis für einen bunt gefüllten pflanzlichen Warenkorb in Deutschland um 36 Prozentpunkte gefallen. Heute beträgt er durchschnittlich noch 16 Prozent. (Bild: ProVeg)

Die Ernährungsorganisation ProVeg hat erneut die Preise von pflanzlichen und tierischen Nahrungsmitteln in deutschen Supermärkten verglichen: Erstmals schneidet ein pflanzlicher Warenkorb günstiger ab als sein tierisches Pendant. Im Schnitt beträgt der Preisunterschied für einen bunt gefüllten Korb 16 Prozent – 9 Prozentpunkte weniger als vor einem Jahr.

Zum dritten Mal in Folge hat ProVeg bei sechs der umsatzstärksten Einzelhändler in Deutschland – Aldi Nord, Aldi Süd, Edeka, Kaufland, Lidl und Rewe – pflanzliche und tierische Warenkörbe mit Produkten des täglichen Lebens aus zwölf Kategorien zusammengestellt: Aufschnitt, Bratwurst (auch Würstchen), Burger, Fischstäbchen, Frischkäse, Hack, Joghurt, Scheibenkäse, Kochcreme, Milch, Pizza und Schnitzel. Berücksichtigt wurden die günstigste pflanzliche Alternative und das günstigste tierische Pendant in ähnlicher Verpackungsgröße in 30 Supermarktfilialen in neun Bundesländern. Die Daten wurden zwischen August und September erhoben.

Wer pflanzlich kauft, kann sogar sparen – beim richtigen Händler

Die Studie zeigt große Unterschiede zwischen den Einzelhändlern: Bei Lidl ist der pflanzliche Warenkorb inzwischen günstiger als der tierische, bei Rewe ist er nur noch minimal teurer. „Ein pflanzlicher Warenkorb ohne Aufpreis gegenüber seinem tierischen Pendant ist ein Novum“, bilanziert Projektleiterin Virginia Cecchini Kuskow.

Am anderen Ende der Skala steht Edeka mit einem auffallend hohen Preisunterschied von 60 Prozent. Der Ausreißer hat eine einfache Erklärung: Für Pizza, Hack und Fischstäbchen sind noch keine Eigenmarkenprodukte verfügbar. Dennoch setzt Edeka zusammen mit Lidl in 7 Produktkategorien den Benchmark für den niedrigsten Preis, dicht gefolgt von Kaufland. „Für 2025 ist in Deutschland durchaus ein einstelliger Durchschnittswert denkbar“, erklärt Cecchini Kuskow.

Preisangleichung in den meisten Kategorien fortgesetzt

In 9 von 12 untersuchten Produktkategorien sind die Preise für pflanzliche Alternativprodukte im Vergleich zum Vorjahr gesunken. In der Kategorie Scheibenkäse fielen die Preise sogar um mehr als 40 Prozent. Die Studie geht von einer strategischen Stärkung der Kategorie durch den Handel aus. Wie im Vorjahr sind pflanzliche Milchalternativen bei allen Händlern günstiger als Kuhmilch, obwohl sie steuerlich benachteiligt werden. „Die Preisangleichung bei pflanzlichen Alternativen hat sich nachweislich fortgesetzt“, fasst Cecchini Kuskow die Beobachtungen zusammen. Nur Fischstäbchen und Kochcreme verteuerten sich gegen den Trend.

Verbraucher, DGE und Handel ziehen stärker an einem Strang

In Deutschland greifen 4 von 10 Verbrauchern regelmäßig zu pflanzlichen Alternativen, berichtet das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Bei den 14- bis 29-Jährigen sind sogar 58 Prozent Routinekonsumenten.1 Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) bestärkt die Bevölkerung darin: Im März hat die DGE ihre Empfehlungen für den Verzehr von Fleisch und Milch gesenkt, im Juni die positiven Effekte einer pflanzlichen Ernährung auf Gesundheit und Umwelt hervorgehoben und im September die Normalität von Pflanzenmilch im Alltag der Menschen gewürdigt.2 3 4 Inzwischen treibt Lidl in Deutschland die Messung des Verhältnisses von pflanzlichen und tierischen Proteinen in den Absätzen an und setzt sich erste Zielvorgaben.5 Die Studie Superlist Environment Germany untersucht unter Beteiligung der Einzelhändler bis Frühling 2025, mit welchen Maßnahmen der Handel nachhaltigere Konsumentscheidungen außerdem befördern kann.

Hoffnung für Haushalte angesichts hoher Inflation

Nahrungsmittel haben sich in Deutschland seit 2020 um ein Drittel verteuert, ergab eine Sonderauswertung für den Zeitraum von Januar 2020 bis Mai 2024. Erst kürzlich gab das Statistische Bundesamt außerdem bekannt, dass Nahrungsmittel im Oktober 2,3 Prozent mehr gekostet haben als noch 2023. „Pflanzliche Alternativen sind inzwischen in mehreren Kategorien günstiger als tierische Produkte. Angesichts der anhaltenden Inflation stellen sie für stark belastete Haushalte einen echten Lichtblick dar“, so Cecchini Kuskow.

Zur ProVeg-Preisstudie 2024

Quellen

1) Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2024): Deutschland, wie es isst – Der BMEL-Ernährungsreport 2024.
https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/ernaehrungsreport-2024.pdf

2) Deutsche Gesellschaft für Ernährung (2024): Gut essen und trinken – DGE stellt neue lebensmittelbezogene Ernährungsempfehlungen für Deutschland vor, veröffentlicht am 05.03.2024. https://www.dge.de/presse/meldungen/2024/gut-essen-und-trinken-dge-stellt-neue-lebensmittelbezogene-ernaehrungsempfehlungen-fuer-deutschland-vor

3) Deutsche Gesellschaft für Ernährung (2024): Neubewertung der DGE-Position zu veganer Ernährung. https://www.dge.de/wissenschaft/stellungnahmen-und-fachinformationen/positionen/neubewertung-der-position-zu-veganer-ernaehrung/

4) Deutsche Gesellschaft für Ernährung (2024): Kuhmilch und pflanzliche Milchalternativen – neues DGE-Positionspapier, veröffentlicht am 12.09.2024. https://www.dge.de/presse/meldungen/2024/kuhmilch-und-pflanzliche-milchalternativen-dge-positionspapier/

5) ProVeg, Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt & Bundesverband für Alternative Proteine (2024): Proteinwende messbar machen: Wie die Erfassung des Proteinverhältnisses zum strategischen Instrument für den Einzelhandel wird, veröffentlicht am 18.07.2024.
https://proveg.com/de/wp-content/uploads/sites/5/2024/03/Protein-Split-Positionspapier.pdf

proveg.com/de