Neue RKI-Studie offenbart: Adipositas-Raten schießen in die Höhe – Was steckt dahinter?

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Die Fettleibigkeit in Deutschland nimmt dramatisch zu.

;Mit KI erstellt

Ernährungswissenschaftler Uwe Knop analysiert die neuesten RKI-Daten und zeigt auf, was wirklich hinter dem Anstieg steckt.

Was hat die neue RKI-Studie gezeigt?

Die aktuelle Publikation des Robert Koch-Instituts RKI hat gezeigt: Zwischen 2003 und 2023 stieg die Häufigkeit von Adipositas (Fettleibigkeit) insgesamt von 12,2 % auf 19,7 % über alle Alters-, Geschlechts- und Bildungsgruppen hinweg an. Dabei war der Anstieg in den letzten 20 Jahren besonders bei jungen Erwachsenen sehr stark: In der Altersgruppe von 18 bis 29 Jahre stieg die Adipositasquote von 3,4 % in 2003/2004 auf 11,3 % in 2023. (30- bis 44-Jährige: 9,2 % auf 19,2 %. // 45- bis 64-Jährige: 16,9 % auf 24,2 % // 65 Jahre und älter: 15,3 % auf 20,5 %).

Fettleibigkeit hängt dabei ehr eng mit dem Bildungsstatus zusammen, das zeigen auch die neuen RKI-Daten:. In der niedrigsten Bildungsgruppe steigen die bereits höchsten Werte von 16,0 % nochmals auf 28,7 % an. Jedoch auch bei Menschen mit hohem Bildungsstatus war ein Anstieg der Adipositas von 6,4 % auf 11,3 % zu beobachten.

Welche Ursachen sind für den dokumentierten Anstieg von Adipositas verantwortlich? 

Das weiß man nicht, darüber lässt sich aktuell nur spekulieren – dabei stehen u.a. falsches Essverhalten, mangelnde körperliche Aktivität und die Rolle der diversen sozialen Faktoren wie Bildungsstatus im Fokus. Letztlich muss aber jeder „Fall“ ganz individuell betrachtet werden, denn es gibt noch zahlreiche Einflussfaktoren mehr, die im komplexen Zusammenspiel zur Fettleibigkeit führen.

Was sind die generellen Hauptursachen für Übergewicht und Fettleibigkeit aus wissenschaftlicher Sicht?

Die Ursachen für Übergewicht und Fettleibigkeit sind enorm vielfältig und sehr komplex in einer individuellen Matrix miteinander verwoben. Unser Körpergewicht wird dabei primär durch das Zusammenspiel folgender biologischer Faktoren und Lebensstilfaktoren bestimmt:

  1. Gene/Erbgut
  2. Stoffwechselstatus
  3. Stresslevel
  4. Ernährung
  5. Bewegung
  6. Schlafqualität/-dauer
  7. Medikamente
  8. Krankheiten (Diabetes, Schilddrüse, Psyche)

Aber auch sozioökonomische Faktoren spielen eine Rolle, dazu gehören

  1. geringes Einkommen
  2. Migrationshintergrund
  3. sozialer Status und
  4. niedriger Bildungsstand

Beispielsweise sind Kinder aus diesen Schichten besonders stark von Fettleibigkeit betroffen – das ist auch längst bekannt und mehrfach bestätigt.

Welche Rolle spielt der sozioökonomische Status? 

Rein korrelativ, also rein auf den Zusammenhang bezogen, eine sehr große. Und das gilt nicht nur für Erwachsene, sondern besonders für Kinder. Eine Studie der Uni Ulm hatte 2024 erneut bestätigt, welche Kinder das größte Risiko für Übergewicht haben: Kinder sind häufiger übergewichtig, wenn sie in einer Familie mit geringem Haushaltseinkommen oder Migrationshintergrund aufwachsen oder ein Elternteil selbst Übergewicht hat. Wesentlich relevanter scheint jedoch der Bildungsstatus der Eltern zu sein, denn: Gesundheitsbezogene Risiken treten besonders in Familien mit niedrigem Bildungsniveau auf, und das schon bei Kindern im Alter von drei bis fünf Jahren.

Eine konkrete Korrelation sieht wie folgt aus: Kinder von Eltern ohne Hochschulabschluss waren doppelt so oft übergewichtig wie diejenigen von Akademikerinnen und Akademikern. Diese Korrelate sind nicht neu und wurden bereits in zahlreichen vorherigen Studien immer wieder beobachtet. Für Ernährung und Bewegung hingegen sind diese statistischen Zusammenhänge in keiner Weise derart eindeutig. Aber: Welche Ursache-Wirkungs-Beziehungen hier verantwortlich sind („Kausalevidenz“), das weiß niemand. Darüber kann nur spekuliert

Inwiefern beeinflusst unser Erbgut unser Körpergewicht? 

Die Gene spielen die „erste Geige im Konzert des Körpergewichts“ – unser Erbgut hat den größten Einfluss auf die Kilos. Schätzungen gehen davon aus, dass unser gesundes Gewicht zu 70 bis 90 Prozent von unseren Gene bestimmt wird. Dies wurde kürzlich von einer großen, gut gemachten Studie aus Israel bestätigt. Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass Kinder von übergewichtigen und fettleibigen Eltern deutlich häufiger selbst übergewichtig oder adipös sind. So hatten fast 80 Prozent der Kinder mit zwei fettleibigen Elternteilen ebenfalls ein Gewicht im Bereich Übergewicht oder Fettleibigkeit. Bei Kindern von Eltern mit Normalgewicht lag diese Wahrscheinlichkeit nur bei 15 Prozent.

Die Forscher, deren Studie im renommierten Medizinjournal JAMA publiziert wurde, untersuchten dazu fast eine halbe Million Rekruten und ihre Eltern jeweils im Alter von 17 Jahren – und verglichen deren jeweiliges Risiko von Übergewicht oder Fettleibigkeit. Dabei wurde eine starke Korrelation, also ein statistischer Zusammenhang, zwischen dem BMI der Eltern im Alter von 17 Jahren und dem BMI ihrer Kinder im selben Alter festgestellt.

Auch wenn eine Korrelation keine Kausalität liefert (das Grundproblem der Ernährungs- und Gewichtsforschung), so bestätigen auch diese Daten erneut die bisherigen Hypothesen in deutlicher Form. Die Studie fand in Israel statt, die Ergebnisse können aber auch auf andere Länder übertragen werden.

Wie kann man grundsätzlich erfolgreich abnehmen und schlank bleiben? 

Nachhaltiges Abnehmen erfordert langfristige Planung, ehrliche Selbstreflexion und viel Zeit, sehr viel Zeit. Das Konzept ist nicht einfach, aber nachhaltig. Wie Sie Ihr Wunschgewicht dauerhaft erreichen können, das erfahren Sie hier im 5-Phasen-Plan. Am besten binden Sie Ihre Ehefrau in Ihre Pläne ein, das kann den Erfolg steigern.

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Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte

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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (aktuell „ENDLICH RICHTIG ESSEN“ (Aug, 2024)). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.

Kontakt: Uwe Knop auf LI