Lebensmittelsicherheit im Blick: LGL-Jahresbericht 2023

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Forschung zu seltenem Borna-Virus und Prävention im schulischen Umfeld: LGL-Jahresbericht 2023 zeigt breites Untersuchungs- und Tätigkeitsspektrum

Foto: LGL / Alexander Harand

Über 200.000 Proben in Veterinärmedizin und Lebensmittelüberwachung, mehr als 400.000 humanmedizinische Untersuchungen und über 475.000 Meldungen zu Erkrankungen mit Verläufen und Therapien an das bayerische Krebsregister – dies sind nur einige Kennzahlen aus dem aktuell veröffentlichten Jahresbericht 2023 des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), die das breite Tätigkeitsspektrum der Fachbehörde aufzeigen.

Auch nach der Coronapandemie hält das LGL die Balance zwischen regelmäßigen Überwachungsaufgaben und dem Reagieren auf aktuelle Ereignisse sowie der vorausschauenden Risikobewertung. „Mit über 17.000 Quadratmetern Laborfläche, hochmodernen Analysegeräten und über 1.500 hochqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die die Aufgaben des LGL mit großem Engagement tagtäglich umsetzen, sind wir gut gerüstet“, sagt LGL-Präsident Prof. Dr. Christian Weidner anlässlich der Veröffentlichung des LGL-Jahresberichts und ergänzt: „Wissenschaftliche Evidenzbasierung ist eine der Säulen unserer Arbeit und Grundlage unserer Handlungsempfehlungen an die politischen Entscheidungsträger in Bayern. Gerade in Zeiten von Fake News und Desinformation braucht es gesicherte Fakten.“

Von Tier zu Mensch: Seltene und häufige Zoonosen im Fokus

Infektionserkrankungen im Blick zu haben, gehört zu den wichtigsten Aufgaben des LGL. Dazu zählen auch vergleichsweise selten vorkommende Erreger. 2023 wurden in Bayern insgesamt fünf Fälle von Infektionen mit dem sehr seltenen Borna Disease Virus 1 (BoDV-1) bekannt, von denen vier Personen an einer schweren Enzephalitis verstarben. Reservoirwirt für den zoonotischen Erreger BoDV-1 ist die Feldspitzmaus, die das Virus unter anderem über Kot, Urin und Speichel ausscheidet. Das LGL führt daher seit 2023 das Forschungsprojekt „Zoonotic Bornavirus Focalpoint Bavaria“ (ZooBoFo) in Kooperation mit dem Friedrich-Loeffler-Institut und dem Universitätsklinikum Regensburg durch, um den noch unklaren Infektionsweg von BoDV-1 weiter aufzuklären und zukünftig gezieltere Empfehlungen zur Prävention von Infektionen aussprechen zu können.

Weltweit verbreitet bei Vögeln ist hingegen die Geflügelpest (HPAI, hochpathogene aviäre Influenza). Auch hier führt das LGL umfangreiche Laboruntersuchungen durch und unterstützt die vor Ort zuständigen Behörden fachlich. In über 200 Wildvögeln von insgesamt 1.700 untersuchten Tieren stellte das LGL das HPAI-Virus fest und identifizierte 12 Ausbrüche in Nutzgeflügelbeständen. Influenzaviren sind bekannt für eine schnelle genetische Anpassungsfähigkeit, neu entstehende Viren könnten auch auf den Menschen überspringen – eine fortlaufende, insbesondere molekulare Überwachung dieser Zoonose ist daher von herausragender Bedeutung für die Tier- wie die Humanmedizin.

Lebensmittelsicherheit und Schutz vor Irreführung: Schwerpunktprogramm zu Kaffeesorten

Die Lebensmittelsicherheit in Bayern war auch 2023 auf einem hohen Niveau. Unter den im vergangenen Jahr untersuchten Proben von Lebensmitteln, kosmetischen Mitteln und Bedarfsgegenständen ging lediglich von 0,2 % ein gesundheitliches Risiko aus. Die meisten Beanstandungen betrafen Mängel bei der Kennzeichnung sowie bei der Zusammensetzung und Beschaffenheit, beispielsweise Gefrierbrand bei Tiefkühlprodukten. Eines der Schwerpunktprojekte aus der Lebensmittelüberwachung betraf eines der am häufigsten konsumierten Getränke: Kaffee. Um Verbraucherinnen und Verbraucher vor einer möglichen Verfälschung von als „100 % Arabica“ ausgelobtem Kaffee mit preisgünstigeren Robusta-Kaffeebohnen zu schützen, untersuchte das LGL im Jahr 2023 200 Kaffeeproben. Dabei beanstandete das LGL die Kennzeichnung von acht unkorrekt mit „100 % Arabica“ gekennzeichneten Kaffeeproben als irreführend.

Prävention an Schulen

Bayerische Schulen stehen bei zwei unterschiedlichen Präventionsprojekten im Fokus. So unterstützt das Arbeitsmedizinische Institut für Schulen (AMIS-Bayern) am LGL die Schulen bei der gesetzlich geforderten Gefährdungsbeurteilung für das Schulpersonal. AMIS-Bayern bietet unter anderem in Präsenz und online Beratungen und Schulungen in Bezug auf Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung, beispielweise zum Erhalt der Stimme bei Lehrkräften.
Die schulische Cannabisprävention adressiert neben den Lehr- und Fachkräften auch die Schülerinnen, Schüler und Eltern. Bereits im Vorfeld der Legalisierung von Cannabis Anfang 2024 wurde beispielsweise der Online-Kurs „Cannabis und Schule: wissen, verstehen, handeln“ gemeinsam mit der Bayerischen Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen entwickelt. Hierbei werden Lehrkräfte interaktiv und umfassend weitergebildet. Mit einem evidenzbasierten Workshop zur Cannabisprävention sind über 300 Fachkräfte der Suchtprävention gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern aktiv. Ergänzend dazu werden Eltern zum Teil online im Rahmen von Elternabenden informiert und für die Gefahren von Cannabis insbesondere in diesem kritischen Lebensalter sensibilisiert .

Afrikanische Schweinepest (ASP)

Die Afrikanische Schweinepest ist eine nicht auf den Menschen übertragbare, für Wild- und Hausschweine aber häufig tödliche Viruserkrankung. Es wird alles getan, um Bayern bestmöglich vor der Afrikanischen Schweinepest zu schützen. Die Präventionsmaßnahmen gegen die Afrikanische Schweinepest laufen in Bayern seit Jahren auf Hochtouren und werden je Lage situativ angepasst. Maßnahmen zur frühzeitigen Entdeckung eines möglichen Eintrages und die Eindämmung der Ausbreitung standen daher auch 2023 in Bayern hoch auf der Agenda. 6.883 Proben von Wildschweinen wurden am LGL untersucht, die Ausbildung von Suchhundeteams wurde gefördert. 1.700 km Zaunmaterial sowie Drohnen zur Kadaversuche werden vorgehalten. Diese Maßnahmen sind nur ein Teil der Vorbereitungen, die das LGL zur Bewältigung einer Tierseuchenkrise ergreift.

Über das LGLDas Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ist die zentrale Fachbehörde des Freistaats Bayern für Lebensmittelsicherheit, Gesundheit, Veterinärwesen und Arbeitsschutz/Produktsicherheit. Als interdisziplinäre, wissenschaftliche Fachbehörde verfolgt das LGL in seinem Handeln stets den „One-Health-Ansatz“ – denn nur gesunde Tiere liefern gesunde Lebensmittel, und nur eine gesunde Umwelt ermöglicht körperliches, geistiges und soziales Wohlergehen.

Daher sind am LGL verschiedene Fachgebiete bewusst unter einem Dach vereint. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen z. B. aus der Human- und Veterinärmedizin, der Lebensmittelchemie, aus den verschiedenen Ingenieurswissenschaften, der Physik, der Psychologie, der Ernährungswissenschaft, der Chemie oder Biologie. Sie arbeiten über Fachgrenzen hinweg zusammen und betrachten Sachverhalte aus verschiedenen Blickwinkeln.

Quelle: LGL