In der Pubertät sinkt der Energieverbrauch und das Übergewichtsrisiko steigt

Wenn Jungen und Mädchen in die Pubertät kommen, sinkt der Kalorienverbrauch trotz raschen Wachstums drastisch ab. Das hat eine Langzeituntersuchung der University of Exeter Medical School aufgedeckt. Dieses Phänomen könnte neben vielen anderen Gründen dafür verantwortlich sein, dass immer mehr Teenager mit einem zu hohen Körpergewicht kämpfen.

Kalorien werden nur zu einem geringen Teil durch körperliche Bewegung verbraucht. Viel mehr Energie wird für überlebenswichtige Körperfunktionen benötigt, um die Körpertemperatur aufrechtzuerhalten, um Denkprozesse im Gehirn und die Aktivität von Herz, Leber und Niere zu ermöglichen. Das wird als Grundumsatz in Ruhe (resting energy expenditure, REE) bezeichnet.

Die Wissenschaftler hatten über einen Zeitraum von 10 bis 12 Jahren knapp 350 Kinder in den Lebensjahren 7 bis 14 begleitet. Sie prüften regelmäßig den Pubertätsstatus, den Energieverbrauch bei körperlicher Aktivität und in Ruhe, den Body Mass Index (BMI) und den Körperfettanteil. Der BMI gibt das Verhältnis des Gewichts (in kg) zur Körpergröße (in Meter zum Quadrat) an. Bei Kindern und Jugendlichen verändert sich der normale Körperfettanteil ständig, je nach Alter und Geschlecht. Anhand von Normwertkurven lässt sich ablesen, wie das Gewicht einzuordnen ist. Wenn der BMI den Wert 25 überschreitet, spricht man von Übergewicht. Dieser feste Wert ist zwar umstritten, gibt aber eine Tendenz wieder. Ab einem BMI von größer 30 spricht man von Fettleibigkeit.

Der durchschnittliche Grundumsatz bei Jungen im Alter von 10 Jahren lag bei 1600 kcal, bei Mädchen waren es 1500 kcal pro 24 h. Mit dem Eintritt in die Pubertät veränderte sich der Energieverbrauch der Heranwachsenden. Ein Beispiel: Ein 15-Jähriger verbrauchte im Ruhezustand (pro 24 Stunden) rund 400 bis 500 kcal weniger als fünf Jahre zuvor im Alter von 10 Jahren. Damit sank der Grundumsatz um ein Viertel. Im Alter von 16 Jahren stieg der Kalorienverbrauch wieder. Der Zusammenhang war unabhängig von Hormonen wie beispielsweise Insulin, Follikel stimulierendes Hormon (FSH) oder luteinisierendes Hormon (LH). Auch der Körperfettanteil stand in keinem Bezug zum Grundumsatz.

Des Weiteren hat die Studie gezeigt, dass Teenager sich weniger bewegen. Bei den Mädchen sank der Aktivitätslevel in den Jahren 7 bis 16 sogar um ein Drittel. Das verstärkt das Problem und kann das Gewicht weiter ansteigen lassen.

Vermutlich ist das beschriebene Phänomen ein Überbleibsel früherer Zeiten, meinen die Wissenschaftler. Im Laufe der menschlichen Evolution war es vorteilhaft, die Nahrung effizienter zu nutzen und Kalorien für das Wachstum einzusparen. Was früher das Überleben sicherte, begünstigt heute Übergewicht und Folgeerkrankungen wie Diabetes. Daher sind Präventionsmaßnahmen gerade in der sensiblen Phase der Pubertät notwendig, betonen die Experten. Allerdings lässt sich das Risiko senken, wenn Eltern von Anfang an auf eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung achten und ihren Kindern ein Vorbild sind.

Quelle: Heike Kreutz, www.aid.de
University of Exeter Medical School, Pressemeldung vom 8. September 2016; The International Journal of Obesity, Online-Vorabveröffentlichung (doi: 10.1038/ijo.2016.158) vom 8. September 2016