Ernährungsrisiko kleine Rente –

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Seniorinnen und Senioren forschen mit: erste Ergebnisse des ELSinA-Projektes.

„Niedrige Renten sind ein Ernährungsrisiko und gleichzeitig eine große Hürde für die soziale Teilhabe, das zeigen unsere ersten Forschungsergebnisse“, so Lena Fehrenbach vom Max Rubner-Institut. Die Wissenschaftlerin hat im Projekt Ernährungs- und Lebenssituation von Seniorinnen und Senioren in Armut (ELSinA) persönliche Interviews mit älteren Menschen mit wenig Geld geführt. Ein Problem mit zunehmender gesellschaftlicher Relevanz: 2023 war in Deutschland beinahe jede fünfte Person ab 65 Jahren von Altersarmut betroffen, Tendenz steigend.

Dr. Eva Hummel, Wissenschaftlerin am Max Rubner-Institut und Koordinatorin des ELSinA-Projekts, freut sich, dass erste Ergebnisse nun bei der Fachveranstaltung „Gesund essen im Alter – wie soll das mit wenig Geld möglich sein?“ am 1.10.2024 im Rahmen der Aktionswoche „Gesunde Ernährung im Alter“ vorgestellt werden. „Wir begrüßen es, dass die Thematik auch im Fokus der kommunalen Gesundheitskonferenz hier im Landkreis Karlsruhe ist und unser Projekt auf Interesse stößt.“

Ziel des ELSinA-Projektes ist es nicht nur, die Ernährungs- und Lebenssituation von Seniorinnen und Senioren in Armut in ihrer Komplexität zu erfassen und dadurch besser zu verstehen, sondern mithilfe partizipativer Methoden auch Wege zur Verbesserung der Situation zu identifizieren. Dafür konnten bereits 14 Seniorinnen und Senioren aus Karlsruhe exemplarisch für die große Gruppe der armutsbedrohten älteren Menschen, sowie verschiedene Vertreterinnen und Vertreter sozialer Organisationen gewonnen werden. Derzeit werden weitere relevante Akteurinnen und Akteure z. B. aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik für den weiteren Projektverlauf gesucht.

Die Befragung der 14 Seniorinnen und Senioren aus Karlsruhe am Anfang des Projektes ergab, dass viele mit ihrer Situation zurechtkommen. Einer der Gründe dafür ist, dass einige von ihrem sozialen Netzwerk unterstützt werden. Außerdem verfügen alle Befragten über eine gute Kochkompetenz und haben gelernt zu haushalten. Sie alle haben Strategien entwickelt, um beim Essen zu sparen. Beispiele: überwiegend Sonderangebote einkaufen, auf einzelne teure Lebensmittel wie Spargel verzichten oder diesen nur im Glas kaufen, beim Gemüse die Stängel entfernen um Gewicht beim Bezahlen zu sparen. Trotzdem haben Einzelne ab und zu Schwierigkeiten, mit ihrer Rente bis zum Monatsende ausreichend Lebensmittel zu kaufen. Dann legen sie sogenannte „Einspartage“ ein und bereiten einfache Gerichte wie Pfannkuchen oder Spätzle aus den Grundzutaten zu, die sie sowieso zu Hause haben.

„Die Gesundheit ist ein kritischer Faktor, der das Kartenhaus zum Einstürzen bringen kann“, sagt Lena Fehrenbach. „Denn wenn sich der Gesundheitszustand verschlechtert, greifen viele der Strategien nicht mehr: z. B. kann der Weg zum nächsten Discounter zu weit werden, das Kochen zu anstrengend oder soziale Kontakte nicht gepflegt werden, wodurch die Unterstützung wegfällt.“ Vielen Seniorinnen und Senioren macht dies große Sorgen.

Ein Problem für fast alle ist, dass ein Café- oder gar Restaurantbesuch nicht möglich ist. Dabei geht es weniger um das Essen an sich als um die sozialen Kontakte, die dann nicht mehr gepflegt werden können.

Da sich die soziale Teilhabe als wichtig für Menschen mit kleiner Rente herausgestellt hat, geht das ELSinA-Projekt im weiteren Verlauf der Frage nach, wie der Zugang zu bedürfnisgerechter Ernährung und die soziale Einbindung durch Situationen, in denen Ernährung eine Rolle spielt, für diese Personengruppe gestärkt werden kann. Gemeinsam mit den Seniorinnen und Senioren, den sozialen Organisationen sowie den weiteren Akteurinnen und Akteuren wird ein Aktionsplan mit geeigneten Maßnahmen entwickelt, welcher Veränderungen anstoßen soll.

Weiterführende Informationen: Projekt-Homepage ELSinA

mri.bund.de