Gemeinsam schmeckt es besser – und ist auch noch gesünder!

Zukunftsforscher sagen uns eine Auflösung fester Mahlzeitenstrukturen voraus. Jeder Einzelne sucht sich das aus, was ihm gerade am besten schmeckt. Doch der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen und Kinder brauchen diesen Rückhalt beim Essen ganz besonders. Lange als altmodisch angesehen, gewinnt das gemeinsame Essen heute nicht nur bei Soziologen wieder an Bedeutung. In Familien und Bildungseinrichtungen ist es ein wichtiger Teil der Ernährungserziehung.

Welche Rolle spielen Mahlzeiten in der Familie?

Essen und trinken, erzählen und zuhören, genießen und Neues entdecken, helfen und Rücksicht nehmen – Kinder lernen so vieles am Familientisch ganz nebenbei. Gerade für Familien mit kleinen Kindern sind gemeinsame Mahlzeiten wichtig, denn die Kinder lernen vor allem durch das Nachahmen von Vorbildern. Frühstück, Mittagessen und Abendbrot strukturieren den Tag und geben Kindern Sicherheit. Sie erleben gegenseitige Fürsorge beim Zubereiten und Tischdecken, lernen langsam Verantwortung zu übernehmen und bereiten voller Stolz selbst schon kleine Gerichte zu.

Vor allem die Mütter sorgen sich um das Essen und viele Berufstätige bereiten trotz Arbeitsbelastung eine warme Mittagsmahlzeit für die Kinder. Doch auch in Kindergarten und Schulen gibt es oft ein gutes Essen. Es erleichtert den Alltag der Familie und nimmt Zeitdruck oder sogar schlechtes Gewissen. Die gemeinsame Mahlzeit kann es auch am Abend geben. Entscheidend ist die entspannte Atmosphäre bei der Mahlzeit, bei der sich alle wohlfühlen und beachtet werden.

Gemeinsam essen ist gesünder

Mehrere aktuelle wissenschaftliche Studien belegen, wie wichtig gemeinsame Mahlzeiten sogar für die Gesundheit sind. Im Mai 2011 erschien in der wichtigsten amerikanischen Fachzeitschrift für Kinderheilkunde eine Auswertung von 17 Studien mit insgesamt 182.836 Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 2,8 und 17,3 Jahren. Erstmals wurde untersucht, ob die Häufigkeit gemeinsamer Mahlzeiten sich auf die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen auswirkte.

Die wichtigsten Ergebnisse: Kinder und Jugendliche, die mindestens dreimal wöchentlich gemeinsam mit ihren Eltern am Tisch sitzen (egal, ob Frühstück, Mittag- oder Abendessen), essen mehr Obst und Gemüse und weniger Fast Food und Süßigkeiten. Sie frühstücken öfter, sind seltener übergewichtig und haben ein geringeres Risiko, an Essstörungen zu erkranken.

Alltagsrituale fördern die Gesundheit

Auch deutsche Untersuchungen stützen diese Erkenntnisse. Regelmäßige gemeinsame Mahlzeiten sind ein Kennzeichen für normalgewichtige Kinder. Das gilt besonders für das gemeinsame Frühstück. Bekommen die Kinder kein Mittagessen in der Schule, ist der Zusammenhang zwischen Frühstück und Übergewicht sogar noch größer.

Wichtige Botschaft für Familien, aber auch für Kindertagesstätten und Schulen: Die Grundlage der Gesundheitsbildung sind die dauerhaften und regelmäßigen alltäglichen Handlungen und nicht aufwändige Aktionen.

Jugendliche sind nicht immer Nestflüchter

Sogar die Jugendlichen verbinden gemeinsame Mahlzeiten mit der Familie mit besserem („gesünderem“) Essen. Sie schätzen selbst gekochte Mahlzeiten und eine entspannte Tischrunde und sind keinesfalls nur Fans von Fast Food außer Haus. Diese Ergebnisse aus der Forschung geben Eltern Sicherheit: Es ist wichtig, den Kindern von klein auf jeden Tag zu vermitteln, dass miteinander essen Genuss und Freude vermittelt. Auch wenn vielleicht Jugendliche in der Pubertät ganz demonstrativ vielen Familienmahlzeiten fern bleiben, nehmen sie das Gemeinschaftserlebnis in ihr Leben mit. Viele Eltern stellen mit Erstaunen fest, dass ihre Kinder später im eigenen Haushalt gerne mit Freunden kochen und Wert auf das „soziale Lagerfeuer“ legen.

Die Mühe lohnt sich

Essen und Trinken in Gemeinschaft fördert nicht nur das Wohlbefinden und die Lebensqualität. Es legt auch die Basis für einen gesundheitsfördernden Lebensstil. Auch wenn im Familienalltag oft wenig Zeit bleibt und gerade in Haushalten mit älteren Kindern die Abstimmung von Arbeit, Schule und Freizeitaktivitäten schwierig ist. Die Mühe lohnt sich und in vielen Familien klappt es. Die zusätzliche Arbeit ist meist gut zu schaffen, wenn alle sich am Einkaufen, Zubereitungen und Aufräumen beteiligen.

Quellen:

AOK-Famlienstudie 2010, http://www.aok-bv.de/
A. Hammons, B. Fiese, Is Frequency of Shared Family Meals Related to the Nutritional Health of Children and Adolescents? Pediatrics, 2. Mai 2011,  

Herausgeber:
LEL Schwäbisch Gmünd / Infodienst Landwirtschaft – Ernährung – Ländlicher Raum
https://www.landwirtschaft-bw.info