BUND und BDEW: PFAS-Belastung – Hersteller sollen zahlen

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BUND findet Ewigkeits-Chemikalien in Mineral- und Leitungswasser.

  • Wasser lebenswichtige, schutzbedürftige Ressource – sorgsamer Umgang unverzichtbar.
  • Ewigkeits-Chemikalien äußerst beständig und teils sehr mobil.
  • Trinkwasser: Grenzwerte eingehalten – Aufbereitung belasteter Wasserressourcen kosten- und ressourcenaufwendig.

Die Belastung mit gefährlichen Chemikalien nimmt in unserer hochindustrialisierten Welt immer mehr zu. Die Produktion und Verwendung sogenannter Ewigkeits-Chemikalien durch die Industrie gefährdet zunehmend Mensch und Natur. Insbesondere die hohe Belastung mit Per- und Polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) von der Umwelt bis hin zu Lebensmitteln beunruhigt den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und den Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Eine aktuelle BUND-Studie zur Belastung von Mineral- und Leitungswasser zeigt, wie weit verbreitet die Ewigkeits-Chemikalien auch im Wasser bereits sind. Aus Sicht beider Verbände sind jetzt gesetzliche Maßnahmen zum Schutz von Menschen, Umwelt und Natur daher dringend notwendig. Dazu gehört zwingend ein umfassendes PFAS-Verbot.

BUND und BDEW fordern angesichts der PFAS-Verschmutzung Hersteller sowohl in der Chemieindustrie wie auch im Handel in die Pflicht zu nehmen: „Diejenigen, die Schadstoffe in die Umwelt einbringen, müssen zahlen. Wer PFAS herstellt oder in den Handel bringt trägt die Verantwortung und muss die hierdurch verursachten umweltökonomischen Kosten tragen. Eine Lizenz zur Verschmutzung kann es nicht mehr geben. Es braucht eine gerechte Kostenverteilung, Umweltauswirkungen müssen eingepreist sein. Auch um die Entwicklung umweltfreundlicher Alternativen zu fördern.“

Die weitreichende Verschmutzung der Umwelt mit PFAS ist eine Gefahr für die Gesundheit. Bereits 2021 stellte das Bundesinstitut für Risikobewertung fest, dass die tatsächlich täglich aufgenommene PFAS-Menge durch belastete Nahrungsmittel – wie etwa durch Fisch und Fleisch – bereits über dem kritischen Wert liegt. Eine Beeinträchtigung des Immunsystems durch die Chemikalien kann nicht ausgeschlossen werden.

Die tägliche Aufnahme von PFAS-Chemikalien über das Trinkwasser ist vergleichsweise gering. Doch auch unsere Trinkwasserressourcen wie Grund- und Oberflächenwasser sind zunehmend belastet. In der heute veröffentlichten BUND-Studie zu Ewigkeits-Chemikalien in Mineral- und Leitungswasser wird das Ausmaß der Belastung deutlich: Fast alle getesteten Leitungswasser und Mineralwässer enthalten mindestens einen der drei analysierten Schadstoffe. Am häufigsten wurde eine Chemikalie der PFAS-Gruppe gefunden: Trifluoressigsäure. Doch auch die in großen Mengen hergestellte Chemikalie Melamin, die etwa in Kinder- und Campinggeschirr zu finden und vermutlich krebserregend ist, wurde mehrfach nachgewiesen. Die dritte Stoffgruppe, Benzotriazole, potenzielle hormonelle Schadstoffe, fanden sich in zwei Wasserproben.

Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender: „Seit über 70 Jahren imprägnieren wir unsere Umwelt mit PFAS. Dies hat auch zur Belastung unseres Trinkwassers geführt. Die gute Nachricht ist: Eine akute Gesundheitsgefahr geht von Leitungs- und Mineralwasser nicht aus. Der BUND-Test verdeutlicht jedoch einmal mehr das Ausmaß der Verschmutzungskrise. In Summe schadet die PFAS-Belastung Mensch und Umwelt bereits jetzt. Wenn jetzt nicht die Emissionen gestoppt werden, werden auch die Werte in unseren Wasserressourcen steigen. Dabei sind PFAS zurzeit die sichtbarsten, aber bei weitem nicht die einzigen Problemstoffe.“

Um die weitere Zunahme der Verschmutzung aufzuhalten, muss die Produktion und Verwendung von Ewigkeits-Chemikalien eingeschränkt werden so Bandt: „Wir fordern ein umfassendes PFAS-Verbot in Deutschland und in der EU. Robert Habeck und Steffi Lemke müssen sich gemeinsam auf europäischer Ebene dafür stark machen. Die Bundesregierung ist aufgerufen ein Ressourcenschutzgesetz auf den Weg zu bringen, um unsere Lebensgrundlagen auch hierüber zu schützen.“

Die zunehmende Verschmutzung führt schon heute in einigen Regionen zu höheren Kosten bei den Wasserversorgern, um sauberes Trinkwasser bereitstellen zu können. Einmal in die Umwelt gelangt, lassen sich Ewigkeits-Chemikalien – wenn überhaupt – nur mit großem Aufwand wieder zurückholen. Sie sind sehr langlebig und viele auch mobil, verweilen und verteilen sich in der Umwelt über Jahrhunderte. Die Kosten für eine Sanierung im Schadensfall, zum Beispiel bei Böden, sind erheblich. Der bekannte PFAS-Schadensfall bei Rastatt führte bereits zu Wasserpreissteigerungen von mehr als 20 Prozent.

Martin Weyand, BDEW-Hauptgeschäftsführer: „Trinkwasser ist sicher. Die Wasserversorger werden immer gewährleisten, dass die gesetzlichen Trinkwassergrenzwerte eingehalten werden. Diese Grenzwerte sind so gewählt, dass bei Einhaltung das Trinkwasser lebenslang ohne Gefährdung für die Gesundheit getrunken werden kann. Zunehmende Schadstoffeinträge belasten allerdings die Rohwasserressourcen, was die Trinkwasseraufbereitung immer teurer machen wird. Notwendig ist daher eine wirksame Strategie, um weitere zukünftige Einträge von PFAS zu vermeiden.“

Eine nachhaltige Lösung der umfangreichen Umweltverschmutzung kann nur die Vermeidung von Schadstoffeinträgen in die Umwelt direkt an der Quelle sein. Wichtig ist hierbei eine verursachergerechte Kostenverteilung.

Weyand: „Hersteller müssen zahlen. Im Sinne des Verursacherprinzips ist ein Fonds für PFAS erforderlich, in den die Hersteller und Inverkehrbringer von PFAS einzahlen müssen, um volkswirtschaftliche Kosten der PFAS-Verschmutzung zu übernehmen.“

Belastete Wasserressourcen machen auch vor politischen Hochburgen wie Brüssel und Berlin nicht halt: Beim BUND Trinkwassertest wurde im Leitungswasser des Europaparlaments in Brüssel die höchste PFAS-Konzentration mit 1100 ng/L Trifluoressigsäure gemessen. In Berlin wurden in der Testreihe die meisten Ewigkeits-Chemikalien gefunden: Trifluoressigsäure, Melamin und mehrere Benzotriazol-Verbindungen. Gesundheitliche Leitwerte wurden in keiner Probe überschritten.

BUND und BDEW: „Das Chemikalienrecht wird auf Europäischer Ebene geregelt. In der jetzigen Legislatur wurden mit dem EU-Green Deal wichtige Ziele, wie das ‚Null-Schadstoff-Ziel‘ definiert. Dieses Ziel muss eine PFAS-Beschränkung nach sich ziehen. Ursula von der Leyen steht in der Pflicht, Worten Taten folgen zu lassen. Eine schnelle und bessere Regulierung von Schadstoffen ist dringend erforderlich.“

Hintergrund

BUND ToxFox-Trinkwassertest zur Belastung von Mineral- und Leitungswasser: Der BUND hat fünf Mineralwässer und zehn Leitungswasser aus den Städten Berlin, Frankfurt am Main, Stuttgart, Osnabrück, Kiel, Burgdorf, Celle, Neustadt an der Weinstraße, Meschede und dem EU Parlament in Brüssel testen und auswerten lassen.

Neun von zehn Leitungswasserproben und drei von fünf Mineralwässern enthielten mindestens einen Schadstoff. Am häufigsten wurde eine Chemikalie der PFAS-Gruppe gefunden: Trifluoressigsäure. Die PFAS-Konzentrationen lagen zwischen 50 und 1100 ng/L im Leitungswasser und zwischen 50 und 200 ng/L im Mineralwasser. Damit wird der Gesundheitliche Leitwert des Umweltbundesamtes für Trifluoressigsäure von 60.000 ng/L in keiner Probe überschritten. Dies gilt auch für den strengeren Richtwert der Niederländischen Behörden RIVM von 2200 ng/L. Ab 2026 gilt der neue europäische Trinkwasser-Grenzwert 100 ng/L für die Summe von 20 expliziten PFAS (darunter nicht Trifluoressigsäre). Zusätzlich wird in Deutschland ab 2028 ein Trinkwasser-Grenzwert von 20 ng/L für die Summe von vier besonders häufig in Menschen gefundenen PFAS gelten. Für Mineralwasser gelten keine PFAS Grenzwerte. Auf EU Ebene wird zurzeit eine Beschränkung der gesamten Stoffgruppe PFAS diskutiert.

Redaktionshinweis

Der BUND ToxFox-Wassertest beinhaltet Reaktionen von EU Politiker*innen auf die Testergebnisse in ihren Wohnorten: Delara Burkhardt (SPD), Jutta Paulus (Grüne), Michael Bloss (Grüne) und Carola Rackete (Linke). Keine Stellung bezogen haben Ursula von der Leyen (CDU), Hildegard Bentele (CDU), Isabell Schnitzer (FDP), Peter Liese (CDU) und Tiemo Wölken (SPD).

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Quelle: BUND