Arzneimittel aus dem Getränkemarkt, rezeptfrei und BfArM-zugelassen – Wasser ist nicht gleich Wasser

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In Deutschland gibt es fünf offizielle „Wasserarten“, die getrunken werden dürfen: Trinkwasser, Tafelwasser, Mineralwasser, Quellwasser und Heilwasser. Eines davon ist sogar ein Arzneimittel und bei einem anderen bezahlt man viel Geld für teure Werbung. Kennen Sie die Unterschiede?

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In jedem Getränkemarkt sehen wir Dutzende Marken und Sorten an Wasser in zahlreichen Flaschen.- und Kistenvarianten – da verliert man schnell den Durchblick. Vor allem, weil all diese Wässer auch noch in unterschiedliche staatlich definierte Kategorien eingeordnet sind. Im Folgenden erfahren Sie die Unterschiede zwischen den fünf, in Deutschland für die menschliche Ernährung unterschiedenen, Wasserarten: Trinkwasser, Mineralwasser, Quellwasser, Tafelwasser und Heilwasser.

1. TRINKWASSER (Leitungswasser)

  1. Anforderungen und gesetzliche Regelungen: Trinkwasser ist das am strengsten kontrollierte Lebensmittel in Deutschland. Die Qualität wird durch die Trinkwasserverordnung geregelt. Diese legt Grenzwerte für zahlreiche chemische, physikalische und mikrobiologische Parameter fest, um sicherzustellen, dass es bedenkenlos ein Leben lang getrunken werden kann. Es muss so beschaffen sein, dass es keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen verursacht. In der Regel stammt Trinkwasser aus Grundwasser, Oberflächenwasser oder Quellwasser, das entsprechend aufbereitet wird.
  2. Ernährungsphysiologische Einordnung: Trinkwasser liefert in der Regel nur in geringen Mengen Mineralstoffe. Der Fokus liegt auf seiner Reinheit und Eignung als tägliches Getränk zur Deckung des Flüssigkeitsbedarfs. Die Mineralstoffgehalte können je nach Region und Wasserwerk variieren, sind aber im Allgemeinen nicht so hoch wie bei Mineralwasser.
  3. Eignung für die menschliche Ernährung: Sehr gut geeignet als tägliches Getränk.

2. MINERALWASSER

  1. Anforderungen und gesetzliche Regelungen: Mineralwasser muss gemäß der Mineral- und Tafelwasser-Verordnung (MTWVO) bestimmte Kriterien erfüllen:
  • Es muss seinen Ursprung in unterirdischen, vor Verunreinigungen geschützten Wasservorkommen haben.
  • Es muss von ursprünglicher Reinheit sein.
  • Es muss eine natürliche Mineralisierung aufweisen, die es von Trinkwasser unterscheidet. Es gibt keine festen Mindestwerte für Mineralstoffe, aber die spezifische Zusammensetzung muss konstant sein.
  • Es wird am Quellort abgefüllt und muss amtlich anerkannt sein.

2. Ernährungsphysiologische Unterschiede: Mineralwasser zeichnet sich durch seinen natürlichen Gehalt an verschiedenen Mineralstoffen und Spurenelementen aus (z.B. Calcium, Magnesium, Natrium, Sulfat, Hydrogencarbonat). Die genaue Zusammensetzung variiert stark je nach Quelle und kann somit unterschiedliche ernährungsphysiologische Vorteile bieten. Einige Wässer sind beispielsweise reich an Calcium, andere an Magnesium.

3. Eignung für die menschliche Ernährung: Sehr gut geeignet als tägliches Getränk und zur Deckung des Mineralstoffbedarfs. Die Auswahl kann je nach individuellem Bedarf an bestimmten Mineralstoffen sinnvoll sein.

3. QUELLWASSER

  1. Anforderungen und gesetzliche Regelungen: Quellwasser stammt aus unterirdischen Wasservorkommen und wird direkt an der Quelle gewonnen. Es muss von Natur aus rein sein und darf nur wenigen Behandlungsverfahren unterzogen werden. Die Anforderungen an Quellwasser sind in der Mineral- und Tafelwasserverordnung (MTVO) geregelt, sind aber in der Regel weniger streng als die für Mineralwasser, insbesondere hinsichtlich des Mineralstoffgehalts. Es muss nicht amtlich anerkannt sein.
  2. Ernährungsphysiologische Einordnung: Der Mineralstoffgehalt von Quellwasser ist in der Regel geringer und weniger konstant als bei Mineralwasser. Die Zusammensetzung kann stark variieren.
  3. Eignung für die menschliche Ernährung: Geeignet als Getränk, liefert aber tendenziell weniger Mineralstoffe als Mineralwasser.

4. TAFELWASSER

  1. Anforderungen und gesetzliche Regelungen: Tafelwasser ist kein Naturprodukt im eigentlichen Sinne. Es wird in der Regel aus Trinkwasser oder natürlichem Mineralwasser hergestellt, dem andere Stoffe zugesetzt werden können, wie z.B. natürliches Mineralwasser, Meerwasser, Salze oder Kohlensäure. Die genaue Zusammensetzung ist nicht so streng reglementiert wie bei den natürlichen Wässern. Die MTVO regelt die Anforderungen.
  2. Ernährungsphysiologische Einordnung: Der ernährungsphysiologische Wert von Tafelwasser hängt stark von seiner Zusammensetzung ab. Es kann Mineralstoffe enthalten, muss aber nicht.
  3. Eignung für die menschliche Ernährung: Als Getränk geeignet, der Beitrag zur Mineralstoffversorgung ist variabel
  4. Besonderheit: Tafelwasser ist Trinkwasser und daher günstig – von den Herstellern wird es daher gerne mit einem „exklusiven Hauch Luxus“ beworben, um ein nobles Image in edlen Flaschen zu erzeugen, für das die Verbraucher viel Geld ausgeben. Lassen Sie sich nicht täuschen, denn auch „Könige und Königinnen des Tadelwassers“ sind meist nicht viel mehr als Leitungswasser.

5. HEILWASSER

  1. Anforderungen und gesetzliche Regelungen: Heilwasser nimmt eine Sonderstellung ein, da es kein Lebensmittel, sondern ein Arzneimittel im Sinne des Arzneimittelgesetzes ist. Es benötigt eine Zulassung durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Diese Zulassung wird nur erteilt, wenn die Wirksamkeit des Heilwassers wissenschaftlich nachgewiesen wurde, beispielsweise zur Linderung oder Heilung bestimmter Beschwerden. Es muss seine spezifischen Eigenschaften (z.B. hohe Konzentration bestimmter Mineralstoffe oder Spurenelemente) am Quellort aufweisen.
  2. Ernährungsphysiologische Unterschiede: Heilwässer zeichnen sich durch einen besonders hohen Gehalt an bestimmten Mineralstoffen und Spurenelementen aus, denen eine gesundheitsfördernde oder therapeutische Wirkung zugeschrieben wird.
  3. Eignung für die menschliche Ernährung: Heilwasser ist primär nicht zur Deckung des täglichen Flüssigkeitsbedarfs gedacht, sondern zur unterstützenden Behandlung oder Prävention bestimmter gesundheitlicher Probleme. Die Anwendung sollte gegebenenfalls in Absprache mit einem Arzt erfolgen.

Zusammenfassend lässt sich sagen:

  1. Trinkwasser ist das Basisgetränk und muss von höchster Reinheit sein.
  2. Mineralwasser liefert neben Flüssigkeit auch natürliche Mineralstoffe.
  3. Quellwasser ist natürlich rein, hat aber tendenziell weniger Mineralstoffe als Mineralwasser.
  4. Tafelwasser ist ein Mischprodukt und in seiner Zusammensetzung variabel.- und meist teuer verkauftes Leitungswasser
  5. Heilwasser ist ein Arzneimittel mit nachgewiesener therapeutischer Wirkung aufgrund seiner speziellen Zusammensetzung.

Alle genannten Wasserarten (außer Heilwasser in seiner Funktion als Arzneimittel) sind grundsätzlich für die menschliche Ernährung geeignet, erfüllen aber unterschiedliche Zwecke und weisen verschiedene ernährungsphysiologische Profile auf. Für die tägliche Flüssigkeitszufuhr sind Trinkwasser und Mineralwasser am relevantesten.

Praktischer Tipp: Trinken Sie das Wasser, das Ihnen am besten mundet – egal, welche Kategorie, welche Marke und ob mit Kohlensäure oder still. Hauptsache, Sie haben eines: Guten Durst!

Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte

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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (aktuell „ENDLICH RICHTIG ESSEN“ (Aug, 2024)). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.

Kontakt: Uwe Knop auf LI