
Ich schaue mir die Etiketten bei Lebensmitteln gern schon genauer an. Und ich frage mich, wieso in Milch Zucker enthalten ist. Laut aufgedruckter Tabelle fast fünf Gramm in 100 Millilitern. Das war doch früher nicht so?
Es antwortet Petra Müller, Verbraucherzentrale Thüringen: Milch enthält schon immer Zuckerstoffe, konkret Milchzucker, auch Laktose genannt. Früher konnte man das auf dem Etikett nicht erkennen. Heutzutage findet man auf fast allen verpackten Lebensmittel eine Tabelle. In dieser sind die Nährwerte des jeweiligen Lebensmittels aufgeführt.
Das sind der Energiegehalt, Fett, gesättigte Fettsäuren, Kohlenhydrate, Zucker, Ballaststoffe, Eiweiß und Salz. Ab Dezember 2016 wird eine solche Tabelle zur Pflicht für fast alle Verpackungen. Die Kennzeichnung dieser Werte verbessert die Vergleichbarkeit der Lebensmittel in den einzelnen Kategorien und soll so eine bewusste Auswahl erleichtern.
Durch die nun ersichtlichen Werte erkennen Verbraucher z.B. auch, wie viel Zucker in einem Lebensmittel steckt. Das erstaunt mitunter, weil man bei bestimmten Lebensmitteln keinen Zucker erwartet und auch manchmal gar keinen Zucker in der Zutatenliste erkennen kann.
Rechtlich gesehen zählen alle Einfach- und Zweifachzucker unter den Wert, der als Zucker zu kennzeichnen ist. Milchzucker gehört zu den Zweifachzuckern. Und so kommt es, dass bei einer Frischmilch ca. fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter in der Tabelle stehen. Trotzdem wurde der Milch kein Zucker zugesetzt. Diese knapp fünf Gramm umfassen den Wert des natürlich enthaltenen Milchzuckers. Dieser Zuckerstoff ist unproblematisch.
Quelle: Verbraucherzentrale Thüringen
Außerdem hier noch meine eigene Erkenntnis des Morgens (bin Chemielehrer): Laktosefreie Milch scheint eine größere Masse an Zucker zu enthalten (5,0 g gegenüber 4,8 g in unbehandelter Milch); dieser Unterschied kommt aber einfach dadurch zustande, dass die Spaltung (Hydrolyse) des Zweifachzuckers Lactose unter Anlagerung eines Wassermoleküls entsteht. Die Masse von H2O wird auf beide Einfachzucker verteilt (einer nimmt quasi ein H-Atom auf, der andere H und O), wodurch aus 4,8 g Laktosemolekülen ziemlich exakt 5,0 g Glucose- und Galactosemoleküle werden.
Lactose (= Milchzucker) ist ein Disaccharid, ein „Zweifachzucker“, das bei der Herstellung von lactosefreier Milch gespalten wird. Die Produkte dieser Spaltung sind die beiden Monosaccharide („Einfachzucker“) Glucose (= Traubenzucker) und Galactose (= Schleimzucker). Beide haben eine höhere „Süßkraft“ als der Milchzucker, so dass die Milch nach dem Abbau des Milchzuckers süßer schmeckt als vorher.
Birgit Voß: „Laktosefreie“ Milch ist nicht zuckerfrei, sondern hat bereits Laktase zugesetzt, die die Laktose spaltet. Damit können auch laktoseintolerante Menschen diese verzehren.
Aber warum schmeckt die Laktosefreie Milch so schrecklich süß. Und normale Milch nicht?