Mythen zur Ernährung und Gewichtsreduktion gibt es viele, doch welche halten einer wissenschaftlichen Überprüfung stand? Ernährungswissenschaftler Uwe Knop nimmt die populärsten unter die Lupe.

Mythen zur Ernährung und Gewichtsreduktion gibt es wie Sand am Meer – welcher populäre Mythos wurden jüngst wissenschaftlich „entzaubert“?
Die „Hüter der wissenschaftlichen Wahrheit“ namens „Cochrane“ haben sich jüngst mit der Frage beschäftigt: Wie gesund ist grüner Tee für Herz und Kreislauf? Dazu analysierten sie die wissenschaftliche Datenlage – objektiv und unabhängig. Das Ergebnis wird allen „Grüntee-Fetischisten“ nicht schmecken: „Studien zufolge könnte grüner Tee die Herzgesundheit fördern und das Leben verlängern. Gesichert ist das jedoch nicht, und der Effekt dürfte nur klein sein, möglicherweise reicht es für ein bisschen Schutz – aber das ist nicht gut abgesichert.“ Denn: „Es könnte nämlich sein, dass Grüntee-Trinkerinnen und Trinker generell gesünder leben und dass das der eigentliche Grund für die etwas höhere Lebenserwartung ist.“ Das gleiche gilt übrigens für das „grüne Gesundheitswunder Matcha“ – auch hier lautet das Credo: „Außer Hypothesen nichts gewesen.“ Und dieser Claim gilt für fast alle Ernärhungs(nase)weisheiten – Cochrane hat gleich noch zwei weitere „entzaubert“:
Welche beiden weiteren Mythen haben die Cochrane-Forscher wissenschaftlich analysiert?
Die Cochrane-Forscher widmeten sich in einer weitere Frage den Fertigprodukten: „Wie ungesund sind hochverarbeitete Lebensmittel?“ Fertiggerichte und andere hochverarbeitete Lebensmittel könnten krank machen und das Leben verkürzen. Wie immer lautet auch hier die Antwort: „Gesichert ist das aber nicht.“ Damit bestätigen die Forscher die Ergebnisse große Übersichtsstudien, die ebenfalls noch nicht einmal belastbare Korrelationen (statistische Zusammenhänge) gefunden haben – allein schon ihre Zuordnung in NOVA-Verarbeitungsklassen erscheint willkürlich und unlogisch
Darüber hinaus werteten die Cochrane-Wissenschaftler auch die Datenlage zu Abnehmpillen aus der Apotheke aus, die Chitosan (auch als Polyglucosamin bekannt) enthalten. Im Kern stand die Fragstellung, ob Chitosan stark übergewichtigen Menschen beim Abnehmen helfen und so deren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken kann. Raten Sie mal, wie die Antwort lautet: „Chitosan kann dabei wahrscheinlich nicht helfen.“
Gibt es weitere sehr populäre Ernährungsmärchen, denen man misstrauen sollte?
Da gibt es einige. Die folgenden vier Märchen sind sehr populär, die sollte jeder kennen: „Die Einteilung in gesunde und ungesunde Lebensmittel ist wissenschaftlich gesichert.“ und „Fünf Mal am Tag Obst und Gemüse essen, das hält gesund.“ sowie „Zwei Liter Wasser am Tag trinken ist wichtig, damit wir nicht „austrocknen.“ als auch „Intervallfasten und Low-Carb sind nicht nur gesunde Ernährungsformen, sondern auch die besten Methoden zum Abnehmen.“ Details zu diesen vier Mythen finden Sie hier, Wenn Sie dann noch immer hungrig nach weiterer Entmystifizierung sind, dann „verspeisen“ Sie noch dieses Mythenquartett zu Skinfood, Weizen. Light und Longevity.
Gutes Stichtwort – Longevity. Wie sieht es aus mit „Lang leben durch richtige Ernährung“ wie in den berühmten Blue Zones?
Allen Verfechtern der Blauzonen stieg jüngst die Schamesröte ins Gesicht. Denn eine Studie enthüllte die wahren Gründe für die „Langlebigkeit“ – es sind nicht gesunde Ernährung und frische Pflanzenkost, sondern: Fehlende Geburtsurkunden, falsche Altersangaben und Rentenbetrug (also nicht gemeldete Sterbefälle). Mehr zu den Blue Zones, dem Inbegriff moderner Ernährungspropaganda, lesen Sie hier.
Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte
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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (aktuell „ENDLICH RICHTIG ESSEN“ (Aug- 2024)). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.
Kontakt: presse@echte-esser.de