Germany’s Next Essstörung?

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Alarmierend: Wie Germany’s Next Topmodel das Selbstbild von Frauen zerstört. Die beliebte TV-Show Germany’s Next Topmodel könnte mehr Schaden anrichten, als viele denken.

Mit KI erstellt

Ernährungswissenschaftler Uwe Knop beleuchtet die besorgniserregenden Ergebnisse einer neuen Studie.

Was ist „Germany’s Next Topmodel“?

Germany’s Next Topmodel ist eine TV-Castingshow für Models. Das Format wird vom deutschen Model Heidi Klum moderiert und geleitet – Klum kürt dabei – unterstützt von Gastjuroren – jährlich das neue Topmodel Deutschlands. Die Sendereihe ist kürzlich mit der 20. Jubiläums-Staffel gestartet und dieses Jahr sogar zwei Mal pro Woche im Fernsehen zu sehen. Seit der Erstausstrahlung im Jahr 2006 bleibt das Konzept der Sendung jedoch im Kern unverändert: Vornehmlich junge Kandidatinnen und neuerdings auch Kandidaten, welche meist einem schlanken bzw. muskulösen Körperideal entsprechen, durchlaufen verschiedene Aufgaben wie Foto-Shootings oder Catwalks, bei denen ihr Aussehen und ihre Körperform explizit bewertet werden. Schlankheit und Attraktivität werden dabei als zentrale Erfolgsfaktoren inszeniert. Die Model-Casting-Show „Germany’s Next Topmodel” steht seit Jahren in der Kritik, ein einseitiges und unrealistisches Schönheitsideal zu vermitteln. Welche Auswirkungen das haben kann, das hat gerade eine neue Studie der Uni Osnabrück untersucht.

Was hat die neue Studie der Uni Osnabrück untersucht?

Die aktuelle Studie hat erstmals aus psychologischer Perspektive untersucht, welchen Einfluss das Ansehen der Sendung auf Frauen mit und ohne bestehende Essstörung hat. Die Untersuchung wurde in der Fachzeitschrift European Eating Disorders Review veröffentlicht. Die von der Universität Osnabrück unter der Leitung von der Psychologin Prof. Dr. Silja Vocks durchgeführte Studie analysierte, wie sich das Anschauen von Germany’s Next Topmodel auf die psychische Gesundheit von Frauen mit und ohne Essstörung auswirkt. Dafür sahen sich die Studienteilnehmerinnen die Staffel Germany’s Next Topmodel in ihrem eignen, häuslichen Umfeld an und machten vor, während und nach einer jeden Folge Angaben zu ihrer Stimmung, ihrem Selbstwertgefühl und den Einstellungen in Bezug auf ihren eigenen Körper.

Zu welchen Ergebnissen kommen die Universitäts-Wissenschaftler?

Die Ergebnisse sind relativ klar. „Wir konnten zeigen, dass sowohl Frauen mit als auch ohne Essstörung nach dem Anschauen der Sendung unzufriedener mit ihrem eigenen Körper waren als zuvor“, erklärt die Psychologin Friederike Holtmann von der Universität Osnabrück. „Besonders Frauen mit Essstörungen berichten zudem von einer Verschlechterung der Stimmung sowie der verstärkten Wahrnehmung einer Diskrepanz zwischen ihrem eigenen Körper und ihrem verinnerlichten Ideal eines optimalen Körpers. Diese Diskrepanz zum eigenen Schönheitsideal nahm im Laufe der Staffel Germany’s Next Topmodel weiter zu.“ Die Studie liefere damit wertvolle Erkenntnisse über mögliche negative Auswirkungen von Model-Casting-Shows auf die psychische Gesundheit von Frauen, Die Effekte scheinen besonders stark bei Frauen mit Essstörungen zu sein, sodass diese Sendungsformate auch zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Essstörungen beitragen können. Neben den klassischen Formen gestörten Essverhaltens wie Anorexie (Magersucht) und Bulimie (Ess-Brech-Sucht) rückt seit einigen Jahren eine weitere Essstörung in den Fokus von Psychologen: die Orthorexie.

Was versteht man unter „Orthorexie“?

In unserer heutigen Gesellschaft, in der gesunde Ernährung einen enorm hohen Stellenwert einnimmt, kann ein übertriebener Fokus darauf zu einem echten Problem werden. Diese Fixierung, sich zwanghaft „gesund zu ernähren“, nennt man: Orthorexie. Das ist eine Essstörung, bei der sich Betroffene obsessiv mit gesunder Ernährung beschäftigen – bis hin zu neurotischen Zügen, wenn das ganze Leben sich fast nur noch um den „heiligen Gral des reinen Essens“ dreht. In diesem Artikel erfahren Sie alles Wesentliche, was Sie zu dieser (leider) zeitgemäßen Essstörung wissen sollten.

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Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte

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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (aktuell „ENDLICH RICHTIG ESSEN“ (Aug- 2024)). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.

Kontakt: Uwe Knop auf LI