FOOD NOISE – was tun, wenn die innere Stimme der „Ernährungspolizei“ keine Ruhe gibt?

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Essen ohne Stress: So schalten Sie die innere Ernährungsstimme aus. Ständiges Grübeln über Essen kann den Alltag schwer machen. Ernährungswissenschaftler Uwe Knop erklärt, wie man den lästigen Food Noise abschaltet.

Mit KI erstellt

Was wird als Food Noise bezeichnet?

„Food Noise“ lässt sich als das ständige, oft störende Gedankengut rund um das Essen beschreiben. Es ist wie ein inneres Geräusch oder eine Stimme, die sich unaufhörlich mit Themen wie Kalorien, Verbotslisten, Heißhunger oder der Frage „Was soll ich essen?“ beschäftigt. Das kann sich in wiederkehrenden Gedanken über bestimmte Lebensmittel, Schuldgefühlen nach dem Essen oder dem ständigen Druck äußern, die „richtige“ Entscheidung zu treffen. Dieser mentale Lärm kann sehr kräftezehrend sein und vom eigentlichen Genuss sowie den körperlichen Hunger- und Sättigungssignalen ablenken. In der Extremform kann sich diese innere Stimme zu einem Zwang nach gesunder Ernährung entwickeln – und zur Orthorexie werden.

Dabei ist wichtig zu beachten, dass der Begriff „Food Noise“ – genauso wie Orthorexie – in der Ernährungs- und Gesundheitsliteratur weder allgemein etabliert noch offiziell standardisiert etabliert ist.

Wie entsteht Food Noise?

„Food Noise“ ein komplexes Phänomen ist, das aus einer Mischung von biologischen Antrieben, mentalen Einschränkungen und äußeren Einflüssen resultieren kann. Häufig ist restriktives Diätverhalten ein Auslöser: Wenn Sie Ihrem Körper Nahrung vorenthalten oder bestimmte Lebensmittel verbieten, konzentriert sich Ihr Gehirn stärker auf Essen. Es ist eine natürliche Reaktion des Überlebensinstinkts.

Auch emotionale Faktoren spielen eine Rolle: Stress, Langeweile, Traurigkeit oder Angst können dazu führen, dass wir gedanklich ständig beim Essen sind, weil wir es als Trost oder Ablenkung nutzen. Unser Gehirn assoziiert dann bestimmte Gefühle mit dem Verlangen nach Nahrung.

Zudem tragen Umwelteinflüsse dazu bei: Die ständige Präsenz von Essen und „den neusten Tipps und Studien zu gesunder Ernährung“ in Werbung, sozialen Medien und unserem Alltag kann unbewusst Essensgedanken triggern, selbst wenn wir keinen Hunger haben. Ungesunde Gewohnheiten oder eine fehlende Achtsamkeit beim Essen verstärken das Ganze ebenfalls. Manchmal können auch hormonelle Ungleichgewichte oder ein Mangel an bestimmten Nährstoffen das Verlangen nach Essen verstärken und so zum „Food Noise“ beitragen. Wie immer beim Thema Essen gilt auch hier: Es ist stets ein absolut individueller Mix an Ursachen!

Wie stelle ich Food Noise ab?

Um „Food Noise“ zu reduzieren, ist es hilfreich, sich bewusst mit den eigenen Essgewohnheiten auseinanderzusetzen. Beginnen Sie damit, achtsam zu essen. Das bedeutet, sich Zeit für Mahlzeiten zu nehmen, bewusst zu schmecken und auf die intuitiven Hunger- und Sättigungssignale Ihres Körpers zu achten. Versuchen Sie, Essen nicht zu emotionalisieren oder in „gut“ und „schlecht“ sowie in „gesund und ungesund“ einzuteilen. Ein weiterer wichtiger Schritt ist, genug zu essen, um Heißhunger zu vermeiden. Chronischer Mangel kann das Gedankenkarussell umso mehr ankurbeln. Auch das Hinterfragen von Diätregeln und der Verzicht auf restriktive Ernährungspläne kann helfen, da diese oft zu obsessivem Denken führen.

Wie beuge ich Food Noise am besten vor?

Die beste Vorbeugung gegen „Food Noise“ liegt in einer intuitiven und entspannten Herangehensweise an das EssenHören Sie auf Ihren Körper: Essen Sie, wenn Sie Hunger haben, und hören Sie auf, wenn Sie satt sind. Erlauben Sie sich eine Vielfalt an Lebensmitteln, ohne bestimmte Kategorien komplett zu verbieten – das nimmt den Reiz des Verbotenen. Gut zu wissen: Es gibt keine Beweise für gesunde Ernährung oder ungesunde Lebensmittel! Eine regelmäßige Mahlzeitenstruktur kann ebenfalls helfen, da sie dem Körper Sicherheit gibt und unkontrollierte Heißhungerattacken minimiert. Stressmanagement und ausreichend Schlaf sind ebenfalls entscheidend, da Stress und Müdigkeit oft zu emotionalem Essen und somit zu mehr „Food Noise“ führen können.

Wie esse ich einfach gut und richtig gesund?

gesunde Ernährung muss gar nicht kompliziert sein. Auch wenn man aufgrund der zahlreichen unterschiedlichen Meinungen, der unüberschaubaren Vielfalt an Besser-Esser-Hypes und den sich dauernd ändernden Ess-Empfehlungen den Eindruck gewinnen kann, sich gesund zu ernähren, das sei super-kompliziert und mega-anstrengend, so ist klar zu konstatieren: Das ist es nicht – ganz im Gegenteil! Richtig, gut und gesund essen ist sehr einfach. Man muss dazu nur für Abwechslung & Vielfalt im Speiseplan sorgen sowie auf seine individuelle Intuition und persönliche Ethik vertrauen – das ist alles. Merken Sie sich dazu einfach das Schlagwort der vier Anfangsbuchstaben: l´AVIE, gesprochen wie „das Leben“ auf französisch – denn auch die Bedeutung passt perfekt: Erst mit dem richtigen, persönlich perfekt passenden Essstil wird das Leben wirklich schön. Mehr zur praktischen Umsetzung lesen Sie hier.

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Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte

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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (aktuell „ENDLICH RICHTIG ESSEN (Aug, 2024)). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.

Kontakt: Uwe Knop auf LI