Pommes & Diabetes: Neue Studie belegt – nichts!

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Eine aktuelle Studie wirft Fragen über unsere Ernährungsgewohnheiten auf.

MIt KI erstellt

Ernährungswissenschaftler Uwe Knop beleuchtet, was hinter dem Konsum von Kartoffeln und dem Risiko für Typ-2-Diabetes steckt.

Was haben die Forscher in der neuen Kartoffelstudie untersucht?

Die Forscher untersuchten in der neuen Kartoffelstudie den Zusammenhang zwischen dem Konsum von Kartoffeln und dem Risiko für Typ-2-Diabetes („Zuckerkrankheit“). Die neue Studie hat also untersucht, ob Leute, die viele Kartoffeln essen, öfter Diabetes bekommen. Die Wissenschaftler haben dabei auch geschaut, ob es einen Unterschied macht, ob die Kartoffeln als Pommes, gekocht, gebacken oder zerstampft gegessen werden. Dazu analysierten die Forscher die Ernährungsgewohnheiten von mehr als 200.000 Erwachsenen über Jahrzehnte hinweg – und zwar anhand von unüberprüfbaren Fragebögen, die die Männer und Frauen zu ihrer Ernährung selbst ausgefüllt haben. Die Studie ist also eine ganz klassische Beobachtungsstudie, auf der fast alle Daten und Erkenntnisse zu „gesunder Ernährung“ basieren.

Welche Ergebnisse wurden beobachtet?

Die Wissenschaftler haben beobachtet, dass drei Portionen Pommes frites pro Woche das Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken leicht erhöht. Für gebackene, gekochte, gebackene und gestampfte Kartoffeln wurde kein solcher negativer Zusammenhang gefunden. Erkenntnisse aus solchen Studien sind jedoch in keiner Weise belastbar, sie liefern keine sicheren Erkenntnisse.

Warum sind diese Erkenntnisse nicht belastbar?

Diese Ergebnisse sind nicht verlässlich, weil die Forscher nur beobachtet haben, was die Menschen essen und wer krank wurde. Sie können nicht beweisen, dass die Pommes wirklich ein Grund für Diabetes sind. Vielleicht haben die Leute, die viele Pommes essen, auch andere Gewohnheiten, die sie krank machen. Die Studie zeigt nur, dass diese beiden Dinge oft zusammen vorkommen. Solche Studien können also lediglich Korrelationen aufzeigen, aber keine Kausalitäten beweisen. Trotz der Anpassung an zahlreiche Lebensstil- und Ernährungsfaktoren können die Ergebnisse immer noch durch unbekannte oder Rest-Störfaktoren („confounder“) massiv beeinflusst sein. Das bedeutet, dass andere, nicht erfasste Faktoren (z.B. der gesamte Lebensstil der „Pommes-Esser“) der eigentliche Grund für die beobachteten Zusammenhänge sein könnten. Die Ernährungswissenschaft hat also Schwierigkeiten, kausale Zusammenhänge eindeutig nachzuweisen, da Goldstandardstudien (randomisierte kontrollierte Studien, RCT) über Jahrzehnte hinweg mit komplexen Ernährungsweisen nicht durchführbar sind – daher gleicht dieser bemitleidenswerte Forschungszweig dem Lesen einer Glaskugel, dessen Credo lautet: Nichts Genaues weiß man nicht, ergo: außer Hypothesen nichts gewesen.

Also kann man nicht sagen „Pommes verursachen Diabetes“?

Man kann definitiv nicht sagen, dass „Pommes Diabetes verursachen“. Die Studie zeigt lediglich eine Korrelation zwischen dem Konsum von Pommes Frites und einem leicht erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes. Eine Korrelation bedeutet jedoch nicht, dass ein direkter kausaler Zusammenhang besteht. Es ist z.B. wie die Beobachtung, dass Menschen, die im Sommer Eis essen, häufiger Sonnenbrand bekommen – das Eis verursacht aber nicht den Sonnenbrand, sondern beide Phänomene treten einfach nur in Verbindung mit warmem Wetter und Aufenthalten im Freien auf. Ähnlich könnten Menschen, die viel Pommes essen, auch andere ungesunde Lebensgewohnheiten haben, die das Diabetesrisiko erhöhen.

Wieviel Pommes soll soll man essen, damit es „gesund“ bleibt?

Aus wissenschaftlicher Sicht lautet die Antwort: Das weiß niemand. Hören Sie daher auf „jemand anderen“ – und zwar auf sich selbst: Vertrauen Sie auf Ihren guten Geschmack und Ihr Körpergefühl, also was Sie gut vertragen und verdauen können. Hören Sie auf Ihr Bauchhirn  das gibt es wirklich, es hat sogar einen eigenen medizinischen Fachbegriff: enterisches Nervensystem (ENS). Grundsätzlich gilt: Der Verzehr aller Lebensmittel ist stets individuell. Pommes werden z.B. gerne im Sommer gegessen – und das ist ernährungsphysiologisch absolut nachvollziehbar.

 

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Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte

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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (aktuell „ENDLICH RICHTIG ESSEN (Aug, 2024)). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.

Kontakt: Uwe Knop auf LI