Äpfel sind mehr als nur eine knackige Zwischenmahlzeit. Ernährungswissenschaftler Uwe Knop teilt sein Wissen über diese beliebte Frucht und räumt mit gängigen Mythen auf.
Woher kommt der Spruch „an apple a day keeps the doctor away“ und ist da was wahres dran?
Das Sprichwort stammt aus „Wales“. Es wurde erstmals in einer Zeitschrift im Jahr 1866 aufgezeichnet. Der Kontext war eine Sammlung von regionalen Sprichwörtern und Redensarten im Sinne von „Lebensweisehteiten“. Die damalige Form war ein Reim: „Eat an apple on going to bed, and you’ll keep the doctor from earning his bread.“ („Iss einen Apfel, bevor du ins Bett gehst, und du verhinderst, dass der Arzt sein Brot verdient.“) Der Sinn hinter dem Spruch war nicht, den Ärzten feindlich gegenüberzustehen, sondern die damals oft kostspieligen und manchmal fragwürdigen medizinischen Behandlungen zu umgehen, indem man durch eine einfache, gesunde Gewohnheit – das Essen von Äpfeln – der Krankheit vorbeugte. Der heute bekannte, kürzere Spruch etablierte sich erst später, etwa Anfang des 20. Jahrhunderts.
Obwohl Äpfel weder wissenschaftliche gesicherte Gesundheitwirkungen noch „magische Heilkraft“ ausüben, steckt doch ein Körnchen Wahrheit in der Redewendung. Äpfel sind reich an Ballaststoffen, Vitaminen und Antioxidantien, besonders sogenannte Polyphenole. Sie können die Gesundheit fördern – wenn das das gesamte „Leben rundherum“ auch gesund und wolhtuend verläuft. Dass ein Apfel am Tage den Arzt fernhält, dafür gibt es aber keinen einzigen Beweis – daher: Am besten einfach mal selbst ein Jahr lang ausprobieren!
Im Herbst ist Apfelsaison – worauf soll ich beim Apfelkauf achten?
Beim Apfelkauf im Herbst sollten Sie vor allem auf die Herkunft achten. Am besten schmecken Äpfel aus der Region, die gerade Saison haben. Achten Sie auf die Qualitätsmerkmale des Apfels: Er sollte fest und unbeschädigt sein und glatte Haut haben. Flecken oder matschige Stellen sind ein No-Go. Ein reifer Apfel duftet übrigens wunderbar. Ein weiterer Tipp: Kaufen Sie nicht nur eine Sorte, denn Abwechslung und Vielfalt sind dern Kern gesunder Ernörhung. Und jeder Apfel hat seinen eigenen Charakter – von süß und knackig bis säuerlich und mehlig. Am besten Sie probieren sich durch die verschiedenen Sorten – kosten Sie insbesonder auch die guten alten Sorten!
Welche „alten Apfelsorten“ gibt es und wie schmecken sie?
Alte Apfelsorten sind die Omas und Opas unter den Äpfeln. Sie sind oft robuster und haben ganz eigene Geschmacksnuancen. Hier sind ein paar Beispiele: Gravensteiner, die Cox Orange und Boskoop. Der Gravensteiner schmeckt süß-säuerlich und ist sehr aromatisch, der Berlepsch kommt würzig-saftig „im Abgang“, während Cox Orange ein süßliches, nussig-würzige Aroma und Boskoop einen festen, säuerlichen Charakter hat.. Diese alten Sorten sind oft besonders reich an vorgenannten „Polyphenolen“ und für manche Allergiker besser verträglich. Am besten: alle testen!
Sind Äpfel zum Selberpflücken besser als aus dem Supermarkt?
Ja, Äpfel zum Selberpflücken sind oft besser, weil sie direkt vom Baum und nicht über lange Transportwege in den Laden kommen. Sie sind meist frischer, aromatischer und Sie können sich die schönsten Exemplare direkt aussuchen. Wenn Sie beim Spaziergang Äpfel pflücken möchten, achten auf die gelben Bänder. Diese Aktion heißt „Ernte-Teilen“. Ein gelbes Band um den Baumstamm oder an einem Ast zeigt an, dass Sie die Früchte kostenlos und ohne zu fragen für den Eigenbedarf pflücken dürfen.
Übrignes: Den „besten und gesündesten Apfel“ der Welt, den gibt es nicht. Denn jeder Apfel-Fan hat andere Vorlieben. Für den einen ist der knackige Elstar unschlagbar, weil er süßlich-säuerlich ist. Der andere schwört auf den mehligen Gravensteiner, weil er sich perfekt für Kompott eignet. Der „beste Apfel“ ist alsodimmer er, der Ihnen persönlich am besten schmeckt, den Sie am besten vertragen und der für den geplanten Einsatz am besten geeignet ist.
Man liest immer wieder „Äpfel mit Schale essen, denn unter der Schale stecken die meisten Närhstoffe“ – stimmt das? Soll man immer mit Schale essen?
Rein faktisch gehören die Schale und das darunterliegende Fruchtfleisch zu den nährstoffreichsten Teilen des Apfels. Aber all diese Nährstoffe sind nutzlos, wenn Sie den Apfel am Ende nicht essen – wenn Sie die Schale nicht essen mögen. Und es gibt keinen Grund, sich zum Essen der Schale zu zwingen, wenn man den Geschmack oder die Textur nicht mag. Die Frage, ob Äpfel mit Schale gesünder sind, ist zwar interessant, aber viel wichtiger ist die Frage: „Schmecken mir ein Äpfel mit Schale?“ Wenn die Antwort „Nein“ lautet, dann ist es besser, den Apfel zu schälen und ihn mit Genuss zu essen, anstatt ihn wegen der Schale gar nicht zu essen. Denn ein geschälter Apfel ist immer noch gesünder als gar kein Apfel.
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Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte
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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (aktuell „ENDLICH RICHTIG ESSEN“ (Aug, 2024)). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.
Kontakt: Uwe Knop auf LI